Von August 2010 bis Juni 2011 fanden jeweils montags um 18 Uhr Mahnwachen vor dem Tor 13 statt am Kernkraftwerk Isar - Foto: Heinrich Inkoferer
Bayern – pm (10.03.2022) Eine Laufzeitverlängerung der noch im Betrieb befindlichen Atomkraftwerke ist keine Lösung als Ersatz für russisches Gas. Zu diesem Schluss kommt auch eine Überprüfung durch die zuständigen Bundesministerien BMUK und BMUV in ihrer Pressemitteilung vom 7. März. Die Bayernallianz für Atomausstieg und Klimaschutz will mit einem Statement hierzu Halbwahrheiten und Fehleinschätzungen sowie zukunftsfähige Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.
Von einigen Politikern wird als Antwort auf ein mögliches Ende von Gaslieferungen aus Russland die Verlängerung der AKW-Laufzeiten in Erwägung gezogen. Mit dieser populistischen Forderung täuschen jene Politiker der Öffentlichkeit eine vermeintliche Versorgungssicherheit durch Atomkraft vor.
Deutschland ist selbst jetzt im Winter 2022 Stromexporteur und hat in den ersten beiden Monaten des Jahres etwa die doppelte Menge des von deutschen AKW produzierten Stromes ins Ausland geliefert. Die drei noch laufenden AKW decken nur circa 6 Prozent des deutschen Stromverbrauchs.
Problematisch ist hingegen der Wärmebedarf: Hier hat sich Deutschland wissentlich in eine große Abhängigkeit von Russland begeben. Die Hälfte der Gebäude in Deutschland werden mittels Gasheizungen beheizt. Atomkraftwerke können keinen Beitrag zur Wärmeversorgung leisten. Sie produzieren Strom und kein Gas.
Nicht nur bei Gaslieferungen besteht eine große Abhängigkeit von Russland. Atomkraftwerke benötigen für ihren Betrieb Uran. Deutschland bleibt somit durch den Bezug von Uran in der Abhängigkeit von Staaten wie Russland und Kasachstan, die einen Großteil des weltweiten Uranbedarfs decken.
Erneuerbare Energien sorgen durch dezentrale Erzeugung für eine unabhängige und krisensichere Energieversorgung vor Ort. Dieser Aspekt sollte doch ermuntern, auf dem eigenen Dach Photovoltaik zu installieren und im engeren Umfeld PV-Freiflächen- und Windkraftanlagen zu akzeptieren.
Wie angreifbar wir uns durch Atomkraft bezüglich Krieg und Terrorismus machen, hat sich deutlich mit dem Beschuss der ukrainischen Atomanlagen in Saporischschja gezeigt. Niemand weiß, zu welchen Mitteln Putin noch greifen wird. Um diese potentielle Gefährdungslage zu vermindern, müssen die noch laufenden drei AKW sofort abgeschaltet werden.
Der Ausbau Erneuerbarer Energien wurde in Deutschland von der Vorgängerregierung massiv eingebremst. Eine Großoffensive zur Gebäudedämmung als auch zur Einsparungen fossiler Energieträger im Verkehr blieben aus. Der Bedarf an Gas, Öl und Kohle und damit die Abhängigkeit speziell von Russland ist noch immer sehr hoch. Der Weg aus dieser Abhängigkeit ist der möglichst schnelle Umbau auf eine eigenständige Energieversorgung mit dezentral erzeugter, erneuerbarer Energie und die Bereitschaft, den eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch zu verringern. Gleichzeitig lassen sich so die dringend erforderlichen und völkerrechtlich verpflichtenden Klimaziele erreichen.
Atomkraft hätte nie begonnen werden dürfen, das war ein schlimmer Fehler mit irreversiblen Folgen, sie fortzusetzen oder sie wiederkehren zu lassen wäre entsetzlich. Die schier unlösbare Aufgabe den vorhandenen Atommüll sicher zu lagern ist bereits schlimmes Erbe und Bürde genug für die nachfolgenden Generationen.