„Ich hab Schmerzen und keiner weiß, woher es kommt". Viele Patienten der Tagesklinik für Schmerztherapie im Klinikum hatten zuvor eine oft jahrelange Odyssee durch Arztpraxen hinter sich gebracht und viele schulmedizinische sowie alternative Behandlungsansätze über sich ergehen lassen. Ohne Erfolg. Es kann die 30-jährige Triathletin ebenso treffen wie die 55-jährige Altenpflegerin – der Schmerz der chronisch wird.
Fast jeder vierte Deutsche ist von chronischen Schmerzen geplagt. Viele lassen sich die Symptome durch Medikamente und Spritzen ausblenden, frustriert von der erfolglosen Suche nach dauerhafter Abhilfe.
Die Tagesklinik für Schmerztherapie, die sich am 31. Mai im Rahmen eines Aktionstages im Klinikum Landshut von 11 bis 15 Uhr präsentiert, ist für viele die letzte Hoffnung auf einen beschwerdefreien Alltag. Hier helfen die Therapeuten um Klinikleiterin Dr. Edda Gehrlein-Zierer über einen interdisziplinären Ansatz. Unter dem Schlagwort multimodale Schmerztherapie arbeiten Schmerztherapeuten, Psychologe und Physiotherapeuten eng zusammen. Wie genau das aussieht, können sich alle Interessierte beim Blick hinter die Kulissen am Samstag erklären lassen. „In besonderen Fällen können wir auch problemlos auf die Expertise von Kollegen anderer Fachabteilungen hier im Klinikum zurückgreifen", so Dr. Edda Gehrlein-Zierer. Ziel der Therapie ist Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität.
Am Anfang einer Therapie steht nach dem Ausfüllen eines detaillierten Schmerzfragebogens eine ausführliche zweitägige Untersuchung durch Arzt, Psychologe und Physiotherapeut. Danach entscheidet das Team, ob ein Patient für die vierwöchige Therapie geeignet ist oder nicht. Ist das Behandlungskonzept der Klinik erfolgsversprechend, erhält der Patient den nächstmöglichen freien Platz in einer Therapiegruppe. Vier Wochen lang wird er in einem engen, individuell angepassten Programm von früh bis spät betreut.
Nach jedem Therapietag kann er wieder nach Hause und sein erlerntes Wissen im Umgang mit dem Schmerz sofort im Alltag anwenden. Auch das ist Teil des Konzeptes als Tagesklinik. Die Patienten verbringen den Tag in der Klinik und übernachten zuhause. Allen Patienten geht es nach den vier Wochen, die aus viel Bewegung, Entspannung und psychologischer Schmerzbewältigung bestehen, deutlich besser. Die meisten Patienten können ihre Dosis an Schmerzmedikamenten deutlich reduzieren oder kommen nach der Therapie sogar komplett ohne Medikamente aus. Sie haben gelernt, mit ihrem chronischen Schmerz umzugehen, ihn zu beeinflussen und wissen was zu tun ist, sollte er im Alltag wieder ausbrechen. Dabei hilft beispielsweise das Biofeedback-Verfahren, ein Behandlungselement während der Therapie, bei dem computergestützt Körpersignale und –funktionen auf dem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Dadurch kann der Patient Anspannung sehen und lernen, sie zu beeinflussen. Beim Aktionstag können die Besucher das Biofeedback-Verfahren testen und auch die sogenannte Transkutane Elektrische Nervenstimulation ausprobieren. Diese Reizstromtherapie wird bei Patienten mit akuten und chronischen Schmerzen eingesetzt.
Für die Klinik für Neurochirurgie, die ebenfalls am Aktionstag am Samstag ihr fünfjähriges Bestehen feiert, ist die Schmerztagesklinik auch ein wichtiger Behandlungspartner bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, bei denen die Neurochirurgen durch eine Operation keine Abhilfe schaffen können. „Die Operation ist aber nicht nur bei chronischen Rückenschmerzen meist keine Behandlungsoption, auch beim Bandscheibenvorfall ist ein operativer Eingriff nur selten nötig", so Prof. Dr. Dieter Woischneck, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie. Neben den nervenschonenden Eingriffen an der Wirbelsäule ist vor allem die Operation von Gehirntumoren die Königsdisziplin der Neurochirurgen. Vor fünf Jahren mussten diese Patienten noch nach Regensburg oder München. Heute ist die Klinik für Neurochirurgie ein Alleinstellungsmerkmal für den Schwerpunktversorger der Region. Am Samstag demonstrieren die Neurochirurgen im OP-Saal wie ein Eingriff an der Wirbelsäule und am Gehirn durchgeführt wird.
Das knapp 500.000 Euro teure Operationsmikroskop, das ebenfalls am Samstag zu sehen sein wird, und eine permanente Verfügbarkeit von mindestens einem Facharzt für Neurochirurgie zu jeder Tages- und Nachtzeit macht die Abteilung zu einem wichtigen Partner des Traumazentrums. Schwerverletzte müssen bei Schädel-Hirn-Verletzungen nicht mehr mit dem Hubschrauber aus Landshut weggeflogen werden, sondern können im Klinikum sofort behandelt werden. Das spart den Patienten Zeit und verringert die Wahrscheinlichkeit bleibender Schäden. Gerade bei Schädel-Hirn-Verletzungen ist die Zeit ein maßgeblicher Faktor.
Am Samstag, 31. Mai, hat jeder Bürger die Möglichkeit von 11 bis 15 Uhr die beiden Abteilungen und deren Behandlungsspektrum näher kennenzulernen. Offen steht auch die Klinik für Strahlentherapie und das PET/CT, ein Hybridscanner, der bereits kleine Metastasen sichtbar macht und in der Region immer noch einzigartig ist. Dort werden u.a. das Biofeedbackverfahren und die transkutane elektrische Nervenstimulation demonstriert.
In der Glasdachhalle referiert Prof. Dr. Dieter Woischneck über den Bandscheibenvorfall (11:15 Uhr) und über Wesensveränderungen durch Hirntumore (14:15 Uhr).
Dr. Edda Gehrlein-Zierer erklärt was beim Fibromyalgie-Syndrom (12:00 Uhr) und bei chronischen Rückenschmerzen (13:30 Uhr) hilft.
Prof. Dr. Josef Heckmann, Chefarzt der Neurologie, wird um 12:45 Uhr über Diagnose, Therapie und Prävention bei Demenz sprechen.
Infostände zum Thema Brainfood gibt es von der Volkshochschule Landshut, die Rezepte und Kostproben anbietet.
Außerdem demonstriert die AOK Bewegungsübungen für Pausen im Alltag.
Das Schlaganfallbüro stellt sich vor, ebenso wie der Verein Lebensmut. LDR Medical präsentiert eine Vielzahl an Implantaten, die in der Neurochirurgie zum Einsatz kommen. Historische Instrumente zeigt das Archiv der Deutschen Geschichte der Neurochirurgie.
Im Bild oben: Klinikum-Geschäftsführer Nicolas von Oppen (2.v.r.) gratuliert dem stellvertretenden Leiter der Schmerztagesklinik Dr. Josef Niederauer(li.), der Leiterin Dr. Edda Gehrlein-Zierer sowie Prof. Dr. Dieter Woischneck, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie zum fünfjährigen Bestehen ihrer Abteilungen