Hier im Bild ein Patient mit einer CPAP-Maske.
Mehr als die Hälfte aller Männer tun es. Sogar jedes zehnte Kind ist betroffen. Sie schnarchen. Für die meisten Betroffenen hat das Schnarchen keine Folgen. Viele wissen nicht mal, dass sie schnarchen. Die Leidtragenden sind die Bettgefährten und je nach Ausprägung und Wohnsituation auch die Nachbarn.
In Extremfällen erreichen Schnarcher die Lautstärke eines Rasenmähers. Auslöser für das Schnarchen kann eine genetische Veranlagung sein, aber auch Übergewicht, Alkohol, oder Beruhigungsmittel können zur fehlenden Spannung im Atmungsapparat führen. Das Gaumensegel erschlafft und erzeugt durch Flattern das laute Geräusch.
Dr. Reinhard Zimmermann, Leiter des interdisziplinären Schlaflabors im Klinikum Landshut.
Es gibt ein primäres/habituelles Schnarchen, ein obstruktives Schnarchen und eine echte schlafbezogene Atmungsstörung mit Schnarchen: das obstruktive Schlaf-Apnoe-Syndrom. Beim primären Schnarchen bestehen weder Schlaflosigkeit noch Tagesschläfrigkeit, im Gegensatz zu den beiden anderen Formen des Schnarchens. „Wir finden hier weder Auffälligkeiten im Schlafprofil, noch entstehen Schwankungen in der Sauerstoffsättigung oder Atmungsstörungen", so Dr. Reinhard Zimmermann, Lungenfacharzt und Leiter des interdisziplinären Schlaflabors im Klinikum Landshut. Er hat beobachtet, dass die störende Geräuschkulisse sich in Rückenlage und im sogenannten REM-Schlaf, also die Phase in der die meisten Träume stattfinden, häufig verstärkt.
Als Behandlung von primärem Schnarchen eignen sich Gewichtsabnahme, Verzicht auf abendlichen Alkoholgenuss und auf Schlafmittel (außer hochdosierter Baldrian) und das Vermeiden des Schlafs in Rückenlage. Außerdem können Antischnarchhilfen wie Unterkieferschienen oder die Schnarchspange Abhilfe schaffen.
Der Tüftler Arthur Wyss aus der Schweiz hat vor rund zehn Jahren eine Schnarchspange erfunden, die mittlerweile viele Nachahmer gefunden hat. Wyss bekam im Alter von 38 Jahren schwere Schlafapnoen und eine sogenannte CPAP-Maske verschrieben. Bei der CPAP-Therapie sorgt eine Maschine für kontinuierliche Überdruckbeatmung, wodurch Atemaussetzer verhindert werden. Der gelernte Medizinelektroniker war mit dem Gerät aber nicht zufrieden, arbeitete sich in das Thema Schnarchen ein und hat ein
Das Schnarchgeräusch entsteht, indem schlaffes Gewebe wie Rachenweichteile und das Gaumenzäpfchen im Nasenrachenraum zu vibrieren beginnen. Die Schnarchspange verhindert den Verschluss des Luftkanals hinter dem Gaumensegel. Der Raum für die Atemluft wird größer, es strömt mehr Luft und es gibt weniger Vibrationen. Bei den beiden anderen Formen des Schnarchens ergibt sich ein anderes Bild: hier kommt es zu morgendlicher Unausgeschlafenheit, Tagesmüdigkeit und Leistungseinbuße, ja sogar zur depressiven Verstimmung.
Neben dem Schnarchen treten nächtliche Atempausen (Apnoen) oder deren Vorstufen (Hypopnoen) auf, die zu Abfällen der Sauerstoffsättigung im Blut und zu Aufwachreaktionen des Körpers führen, der diesen Zustand beenden will.Neben dem Gaumensegel entstehen Atemwegsverschlüsse auch auf Höhe des Zungengrundes. Derartige Verschlüsse stören den Ablauf des nächtlichen Schlafes und das sogenannte Schlafprofil. Es kommt zu Schlafmangel. Dies erklärt wiederum die oben beschriebenen Symptome.
Sauerstoff-und Schlafmangel führen denn auch zu negativen Reaktionen in den Stoffwechselabläufen des Körpers. „Es werden Vorgänge unterstützt, die wir beim Menschen z.B. in der Entstehung der Arteriosklerose finden", so Dr. Reinhard Zimmermann. Dementsprechend werden koronare Herzkrankheiten (KHK) und Schlaganfallerkrankungen durch eine nicht behandelte Schlaf-Apnoe in hohem Maße begünstigt: im Falle des Hochdrucks in 50 bis 80 Prozent der Erkrankungen, beim Schlaganfall in bis zu 60 Prozent und bei der KHK in bis zu 30 Prozent.
Das Risiko eines nächtlichen Herzinfarktes steigt bei der unbehandelten Schlaf-Apnoe bis zum 2,5-fachen im Vergleich zum Nichtapnoiker an. Auch nächtliche Herzrhythmusstörungen können ihre Ursache in einer unbehandelten Schlaf-Apnoe haben.Therapeutisch sind als Basismaßnahmen wiederum Gewichtsreduktion und abendlicher Alkoholverzicht zu nennen. Bei sehr gering ausgeprägtem Schlaf-Apnoe-Syndrom mögen in ausgewählten Fällen auch einmal Unterkieferprotrusionsschienen zum Einsatz kommen, vor allem dann, wenn die Hauptlokalisation des Atemwegsverschlusses in Höhe des Zungengrunds liegt.
Mittels Vorschieben des Unterkiefers durch Einsetzen zweier zahnspangenartiger Schienen kann hier ausreichend Platz für eine ungehinderte Atmung geschaffen werden.Bezüglich chirurgischer Eingriffe an den Mund- und Rachenweichteilen bleibt nur zu bemerken: sie sind, mit Ausnahme der Entfernung sehr großer Rachenmandeln, nicht angebracht, da sie das Problem nicht dauerhaft lösen können. Über die Begradigung einer Nasenscheidewand lässt sich bezüglich des Einflusses auf eine Schlaf-Apnoe trefflich streiten. Die Indikation zu operativen Eingriffen mit Verlagerungen von Mittelgesicht und Unterkiefer besteht nur selten und auch nur bei Gesichtsanomalien. Dies bedarf der Vorstellung bei hierfür spezialisierten Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen.
„Möglicherweise wird zukünftig der Zungengrundschrittmacher eine Rolle spielen", schätzt Dr. Zimmermann. Der erfordert allerdings einen Eingriff ähnlich einer Herzschrittmacherimplantation, natürlich ohne Herzsonde, aber mit Sonden am Rippenfell und im Zungengrund sowie einer Schrittmachertasche im Brustmuskel. Hier ist die weitere Erfahrung abzuwarten.Goldstandard ist und wird auch in Zukunft die Therapie mit kontinuierlich positivem Atemwegsdruck (CPAP) in all ihren Varianten, wie automatischem CPAP, BiPAP, adaptiver Servoventilation (bei Herzschwäche mit Schlaf-Apnoe) bleiben. Hier wird über die lokale Wirkung des Luftdruckes der Bereich von Gaumen und Zungengrund geschient und stabilisiert, ähnlich der Wirkung einer mechanischen Schienung mittels eines festen Schlauches, und somit die Entstehung von Schnarchen und schlafbezogenen Atmungsstörungen verlässlich unterbunden, solange die Therapie angewandt wird.