Landshut. Schwere Durchblutungsstö - rungen sind auch im hohen Alter heilbar. „Vor 15 bis 20 Jahren hätte man Frau Heigl den Unterschenkel noch ampu - tieren müssen“, so der Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie im Klinikum Landshut. Priv. - Doz. Dr. Hans-Peter Dinkel hatte Anna Heigl anlässlich ihres 100. Geburtstags besucht.
Das war im Caritas Alten- und Pflegeheim in Furth.Heigl kam im Alter von 95 Jahren erstmals wegen einer schweren Durchblutungsstörung und einem offenen Bein nach Landshut ins Klinikum.
Wegen arterieller Geschwüre am Unterschenkel drohte eine Amputation. Alle Arterien waren entweder vollständig oder beinahe vollständig verschlosse. Ein gefäßchirurgischer Eingriff war nicht möglich. Zwischen April 2007 und Dezember 2011 hatte Priv.-Doz. Dinkel mehrere Eingriffe mit Kathetern vorgenommen und dabei diverse Methoden angewendet. So hatte er mit Ballons die Gefäße erweitert und mehrere Stents eingesetzt,
also Metallprothesen, die verengte Arterien offen halten.
Zuletzt kamen dabei sogar modernste medikamentenbeschichtete Stents und medikamentenbeschichtete Ballons zum Einsatz, die direkt an der inneren Oberfläche der kranken Gefäße hochwirksame Medikamente abgeben, um ein Wieder-Verschließen der Adern zu verhindern.
Bestens betreut wurde die Patientin dabei jeweils vom gesamten Team des Gefäßzentrums in Zusammenarbeit mit den Gefäßchirurgen um Chefarzt Dr. Georg Schober und den engagierten, speziell ausgebildeten Pflegekräften der Gefäßstation 4a. Nachdem die Arterien wieder frei waren, bildeten sich die Geschwüre wieder zurück und die offenen Wunden heilten ab. So konnte der Unterschenkel gerettet werden. „Das habe ich Ihnen zu verdanken“, so Anna Heigl beim Besuch ihres Arztes.
Als spezielles interventionelles Zentrum führen Radiologen und Gefäßchirurgen jedes Jahr viele Hundert Eingriffe dieser Art im KLINIKUM durch. Gerade für ältere Patienten sind diese Eingriffe sehr schonend. Es ist keine Narkose nötig und die Patienten erleiden keine Schmerzen. Eine örtliche Betäubung reicht aus.
Für die Familie Heigl ist Priv.-Doz. Dr. Hans-Peter Dinkel ein Glücksfall gewesen. Bis zum September 2011 hatte die Familie ihre „weiße Omi“ noch bei sich zu Hause, bevor sich die Tochter allmählich überfordert sah und ihre Mutter in die professionellen Hände des Caritas Altenheims in Furth übergab. Ohne die erfolgreichen Eingriffe, hätten die Familie die geliebte Oma wohl früher abgeben müssen. Tochter Gisela Dregelyi will mit der Krankengeschichte ihrer Mutter vor allem anderen älteren Menschen Mut machen und mahnt, mit den älteren Angehörigen möglichst frühzeitig zum Arzt zu gehen. Lässt man sich zu lange Zeit, hilft einem auch die modernste Technik nicht mehr weiter.
Anna Heigl fühlt sich im Heim mittlerweile pudelwohl und hat sich sehr darüber gefreut, ihren Arzt auch einmal außerhalb des KLINIKUMS zu sehen.
Priv.-Doz. Dinkel hat sich ebenfalls gefreut und sich bereits zum 101. Geburtstag angekündigt.