Nach dem Auftaktgespräch zur Energiewende Ende November, zu der Oberbürgermeister Hans Rampf seine Bürgermeisterkollegen aus den Nachbargemeinden ins Rathaus eingeladen hatte, läutete das Stadtoberhaupt jüngst die zweite Energie-Runde ein. Ergebnis des Treffens: Stadt und Umlandgemeinden können nun in Sachen Windkraftan- lagen konkrete Planungen angreifen – denn der Regionale Planungsverband zeigte auf, wo es potenzielle Flächen für Windkraftanlagen gibt.
Auch zur zweiten Energierunde konnte Oberbürgermeister Hans Rampf die Nachbarbürgermeister aus Altdorf, Essenbach, Ergolding, Kumhausen, Adlkofen, Bruckberg, Tiefenbach und Niederaichbach vollzählig begrüßen. Regierungspräsident Heinz Grunwald, der auch die Aufgabe des Energiebeauftragten der bayerischen Staatsregierung für Niederbayern inne hat, folgte ebenfalls wieder der Einladung. „Ihre Anwesenheit unterstreicht einmal mehr die Bedeutung dieses Treffens", betonte Rampf.
Bereits beim vorhergehenden Auftaktgespräch wurde das gemeinsame Ansinnen geäußert, die Herausforderungen der Energiewende gemeinsam gemeindeübergreifend anpacken zu wollen. Der Austausch zeigte, dass in der Region Landshut die erneuerbaren Energieträger Wasser, Sonne und Biogas bereits einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung leisten. „Wir haben einen großen Vorsprung gegenüber anderen bayerischen Regierungsbezirken", hob Grunwald beim jüngsten Treffen positiv hervor: Vergleichsweise nehme Niederbayern mit über 50 Prozent an alternativen Energien eine Spitzenposition ein.
Windkrafträder versus Natur – Bayernweites Ziel: bis zu 1500 Anlagen zusätzlich
Hauptthema der zweiten Energierunde war das Thema Windkraftanlagen. Der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch Bayerns betrug vor drei Jahren 0,6 Prozent, bundesweit sechs Prozent. Nach den Zielen der bayerischen Staatsregierung soll dieser Anteil künftig deutlich erhöht werden. Wie der Regionalbeauftragte des Regionalen Planungsverbandes, Sebastian Bauer, informierte, solle die Windenergie 2021 sechs bis zehn Prozent des bayerischen Stromverbrauchs decken. Das entspricht einer Anzahl von ungefähr 1000 bis 1500 zusätzlich zu errichtenden Windkraftanlagen.
Nur wohin mit den Windkrafträdern? Für die Region Landshut schaffte der Regionale Planungsverband mit dem kürzlich ausgearbeiteten Windkraftplan, den Bauer vorstellte, nun Abhilfe. Laut dem Regionalbeauftragten kann die Windenergie aufgrund der technischen Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren auch in windschwächeren Gebieten effizient genutzt werden. Ab einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde könnten Windkrafträder in der Regel profitabel betrieben werden. Doch ganz so einfach ist es nicht: In vielen Fällen nämlich ergebe sich Konfliktpotenzial mit den berechtigten Belangen von Natur- und Artenschutz, Landschaftspflege, Siedlungsentwicklung, Erholung und Tourismus. Die Nutzung der Windenergie, so Bauer, solle in der Region Landshut raum-, natur- und landschaftsverträglich gestaltet werden. Im Windkraftplan habe man daher mittels eines Kriterienkatalogs versucht, diese konkurrierenden Belange mit der Nutzung der Windenergie abzustimmen. Das Regionsgebiet wurde bis auf Gemeindeebene herab dazu in die drei Kategorien – Vorrang-, Vorbehalts- und Ausschlussflächen – unterteilt.
Wo geht es und wo nicht?
Entscheidend für Rampf und die Bürgermeister waren dabei die ausgewiesenen Vorranggebiete, sprich „Potenzialflächen". An diesen Standorten kommen keine derzeit bekannten Ausschlusskriterien zum Tragen; auch eine ausreichende Windhöffigkeit (ergo: Ertragslage) von fünf Metern pro Sekunde Windgeschwindigkeit in 140 Metern Höhe ist gegeben. Kurz gesagt – dort besteht eine Privilegierung für Windkraftanlagen und eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen wirtschaftlichen Betrieb. Bei der Darstellung der Vorranggebiete, ergänzte Bauer, habe man sich ausschließlich auf Flächen mit einer Mindestgröße von zehn Hektar konzentriert. Dies habe zum Vorteil, die Windkraftanlagen in Windparks zu bündeln und somit einer „Verspargelung" der Landschaft durch Einzelanlagenstandorte entgegenzutreten.
Das Ergebnis, das Bauer anhand einer alle Gemeinden umfassenden „Tekturkarte", die sich nördlich vom Landkreis Kelheim über den Landkreis Landshut bis südlich hin zum Landkreis Rottal-Inn erstreckt, projizierte, zeigte eindeutig: Während im nördlichen Landkreis sehr große Flächen zur Verfügung stehen, ist in der Region Landshut - und hier besonders im Stadtgebiet - das Potenzial für die Nutzung von Windenergie erheblich eingeschränkt. Von 58 Vorranggebieten gibt es im Landkreis Landshut 34. Das entspricht einer Fläche von insgesamt rund 2670 Hektar, sagte Bauer. Dagegen sprechen besonders die erforderlichen Abstände zu Siedlungen und der Wohnnutzung, sprich bau- und immissionsschutzrechtliche Gründe. Auch windtechnisch liegt die Regionsfläche ungünstig. Während laut dem Bayerischen Windatlas auf 47 Prozent der Fläche Bayerns in 140 Meter Höhe Windgeschwindigkeiten von fünf Metern pro Sekunde oder mehr herrschen, sind es in der Region Landshut nur 13 Prozent der Fläche.
Fazit: Die Windkraft sei in der Region Landshut rentabel und umsetzbar, aber die Anzahl der geeigneten Flächen sei gering, so Bauer. Die Vorgaben des Regionalen Planungsverbandes bei der Flächenausweisung für Windkraftanlagen seien dabei bindend. Das heißt, die Kommunen haben keinen Gestaltungsspielraum. „Ist eine Fläche als Ausschlussgebiet ausgewiesen, ist die dortige Errichtung von Windkraftanlagen unzulässig", betonte der Regionalbeauftragte.
Windkraftplan als Grundlage für Planungen – Stadt unterstützt mit eigenen Messungen
Die Bürgermeister zeigten sich erleichtert ob der anfangs gehegten Bedenken beim Auftaktgespräch besonders bezugnehmend auf die Suche nach geeigneten Flächen und mühsamen Genehmigungsverfahren. „Jetzt können wir vernünftig planen, wo es auch sinnvoll ist", so der einstimmige Tenor der Bürgermeister, die den Plan als durchaus hilfreich bezeichneten. „Jede Gemeinde kann den Windkraftplan als Grundlage für weitere Planungen verwenden – die Daten sollen Sie nicht einschränken, sondern Ihnen helfen", bekräftigte Grunwald.
Der externe Energie- und Klimaschutzkoordinator der Stadt, Harald Zwander vom Ingenieurbüro PGA, schlug vor, einen gemeinsamen Teilnutzungsplan auszuarbeiten, der dann grenzübergreifend von allen Gemeinden gemeinschaftlich genutzt werden könne. Er ergänzte, dass die Stadt mittlerweile über eigene repräsentative und qualifizierte Winddaten von der Messanlage auf dem Gitterturm am ehemaligen Standortübungsplatz verfüge. Diese werden seit Juli 2010 von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Hochschule unter Leitung von Dr. Josef Dollinger erfasst. Das Zahlenmaterial, so Zwander, könne besonders für die angrenzenden Gemeinden im Umkreis von zehn Kilometern sehr hilfreich sein, zumal „sehr optimistische Messergebnisse" ermittelt worden seien.
Wie der Leiter des Amts für öffentliche Ordnung und Umwelt, Fritz van Bracht, weiter informierte, wurde kontinuierlich im Zehn-Sekunden-Takt in fünf verschiedenen Höhen gemessen, angefangen bei 52 bis hin zu 134 Metern. Um eine belastbare Datenbasis zu erhalten, sei ein Messzeitraum von mindestens einem Jahr notwendig. Oberbürgermeister Hans Rampf stellte in Aussicht, dass die Stadt das Zahlenmaterial gerne den Gemeinden zur Verfügung stellen könne, ohne dass diese langwierige und vor allem kostspielige Messungen selbst durchführen müssten.
Rampf und Grunwald lobten den Regionalen Planungsverband für die „bemerkenswerte geleistete Arbeit" innerhalb dieses kurzen Zeitraums. Die Runde war sich einig, sich bis zur nächsten Energie-Runde bei jeweiligen Planungsfortschritten gegenseitig zu informieren.
Der Regierungspräsident würdigte die Stadt und die Gemeinden für die „grenzüberschreitende" tolle engagierte Zusammenarbeit. Schließlich mache der Wind auch nicht an den Landkreisgrenzen Halt. „Wir sind einen großen Schritt weiter", betonte der Oberbürgermeister bezugnehmend auf den erneuerbaren Energieträger Wind.
Informationen zum Windkraftplan des Regionalen Planungsverbandes sind auch auf der Internetseite der Stadt Landshut unter www.landshut.de zu