Der Freisinger Lukas Irmler setzte in der Landshuter Flutmulde eine neue Weltbestleistung im Slacklinen auf einem Polyesterband. Ohne große Publicity überquerte er in nur 18 Minuten eine 310 Meter (1.000 feet) lange Longline. Zwei Jahre bereitete sich der Sportler auf dieses Projekt vor.
Slaklinenen gehört eher zu den unbekannten Szenesportarten. Am ehesten bekannt ist diese Art des „Seilgehens" unter den Freunden des Klettersports. Beim Slacklinen wird ein Band gespannt, um dieses mit viel Körperakrobatik zu überqueren. Eine Sportart, die immer mehr Freunde für sich gewinnt. Denn Slacklinen kann man eigentlich überall ohne großen Aufwand, auch in den eigenen vier Wänden.
Auch Lukas Irmler kam über den Klettersport zum Slacklinen. Hinter der Freisinger Kletterhalle waren einige Bänder gespannt. So begann er vor sechs Jahren mit den ersten Gehversuchen auf dem schmalen Band. Heute kann der studierte Bachelor der Chemike sogar von seinem Sport und seinen Sponsoren seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Die Möglichkeiten sich auf einer Slackline auszutoben sind fast unbegrenzt. Alles beginnt damit, eine kurze Strecke ohne Herunterzufallen zu überqueren. Sabald das klappt, beginnt die große Freiheit, die einen wollen immer größere Distanzen überwinden, die anderen spannen das Seil in schwindelerregenden Höhen, um sogenannte Highlines zu überqueren und wieder andere suchen auf dem Band die Herausforderung in akrobatische Übungen. Sie bleiben im Handstand im Gleichgewicht oder drehen einen Salto.
Lukas Irmler kann im Prinzip alles davon. Aber sein Steckenpferd gehört sicherlich dem Longlinen. Vor zwei Jahren setze er den Weltrekord auf 262 Meter, den ihm im Mai diesen Jahres der Rosenheimer Alex Schulz mit 299 Meter wegschnappte. Ganz klar, dass sich Lukas die Bestleistung zurückholen musste.
So entstand das Projekt „A Walk on the Wild Side". 310 Meter nahm sich der Freisinger vor, denn damit ist auch die Schallmauer von 1.000 Fuß geknackt. Auf der Suche nach dem passenden Platz für dem Weltrekord wurde er zusammen mit Tilmann Müller, einem der Chefs der Firma Slackline-Tools, in Landshut fündig. Denn zum einen wird eine freie Distanz von mehr als 300 Meter benötigt und zum anderen braucht es exakt in dieser Entfernung zwei stark genug gewachsene Bäume, um das Band zu spannen.
Die Flutmulde im Landshuter westen bot sich dafür optimal an. Alleine der Aufbau der Slackline nahm einen Tag in Anspruch. Schließlich muss das Band mit enormen Kräften gespannt werden, damit es in der Mitte nicht am Boden aufliegt. Das Band wurde an den Bäumen in rund vier Meter Höhe befestigt und mittels Flaschenzügen mit einer Vorspannkraft von 1.900 daN gespannt. Die waren Vorbereitungen somit geschafft.
Tags darauf wurde es ernst für Lukas. Denn bei einem Absturz von der Slackline heißt es, zum Ausgangspunkt zurückzukehren und komplett von vorne neu zu beginnen. Drei Versuche scheiterten knapp, kurz vor dem erreichen des Ziels.
Am Donnerstag, 31. Mai, klappte bei optimalen Wind und Wettervoraussetzungen alles wie am Schnürchen. Lukas überquerte die Slackline in nur 18 Minuten von Baum zu Baum. Die Distanz von 310 Meter war geschafft. Der Weltrekord gehört nun wieder ihm. Lukas erfüllte sich damit einen ganz persönlichen Traum, den er nicht für möglich gehalten hätte.
Beim Training auf den Weltrekord bemerkte der 24jährige, wo der Knackpunkt bei einer solchen Distanz liegt. Es geht dabei – und auch für einen Profi wie Lukas – um die Psyche. Das Band wird in vier Metern Höhe befestigt, also knapp zwei Stockwerke und mit dieser Höhe muss man psychisch erst mal klarkommen. Es geht einfach darum, den Kopf freizumachen und frei von jeglichen Gedanken zu sein.
Lukas Irmler Homepage: www.slackline-tools.de/lukas
Video zum Slackline-Weltrekord
Fotos: slackline-tools.de