Da hatten die Veranstalter aber mächtig Glück am Freitagabend. Wie bestellt hörte es gegen 21 Uhr zu regnen auf. Tausende strömten aus der ganzen Stadt an das Isarufer, um zunächst die dritte Lampionfahrt zu erleben und danach das große Musikfeuerwerk. Eine wunderschöne Einstimmung stellt diese Lampionfahrt dar. Ein Hauch von Venedig. Der Ruderverein, der Faltboot-Klub und der ETSV 09 Landshut sind mit über 20 Booten unterrwegs.
Sie bilden eine lange bunte Lichterkette. Kurz vor der dicht besetzten Luitpolbrücke wenden die Boote. Da und dort grüßen die Kanuten und Ruderer durch Zurufe oder durch ein Wippen der Boote. 20 Minuten dauert diese Romantikfahrt, im übrigen unterstützt durch Boote aus Straubing, wo ja beim Gäubodenfest ebenfalls eine Lampionfahrt stattindet, dort unterstützt von Landshuter Booten.
Danach folgte das bombastische Musikfeuerwerk der Festwirte, Schausteller und Marktkaufleute. Es dauerte nicht lange, dann setzte der Regen wieder ein. - Am Samstag war dann tagsüber ein fast ideales Dult-Wetter. Gegen 21.45 Uhr beendete jedoch ein Platzregen den Aufenthalt im Freien. Alles strömte in die bereits völlig überfüllten Festzelte. Eine Bartlmädult - oder ist es die "Herbstdult", wie ein Festwirt stets hartnäckig inseriert - die heuer ungewöhnlich durch Hitze und Regen gelitten hat. Ein neuer Besucherrekord war damit nicht möglich.
Leidtragende waren wohl vor allem die 70 Verkaufsstände und die Schausteller, denn der Besuch der Dulten tagsüber ist nach wie vor dringend verbesserungsbedürftig. Das zeigte auch eine Umfrage des Regionalfernsehens zu einem angedachten Antik- und Trödlermarkt während der Dult auf der Festwiese der Hochzeiter nebenan. Andreas Erkurt, ein erfahrener Organisator von Antik- und Trödlermärkten, kam zu Wort. Er sprach von ersten Gesprächen mit den Dult-Machern. Die Inhaber der 70 Verkaufsstände sind unterschiedlicher Meinung. Die einen erwarten dadurch grundsätzlich mehr Besucher tagsüber und die anderen befürchten eine Abwanderung von Kaufwiligen weg von den Vekaufständen zum Trödlermarkt hin, wo man zudem auch noch ordentlich um günstigste Preise feilschen könne.
Was machen andere Städte und Gemeinden, um möglichst viele Besucher zu ihren Volksfesten anzulocken? Straubing hat die Ostbayernschau. Karpfham bietet viele Pferdevorführungen und eine riesige Landtechnikschau mit Großkundgebungen. Freising veranstaltet rundum das Volksfest eine Serie von Sportveranstaltungen (Fußball, Handball, Basketball, Softball, Radrennen, Schießen usw.). Ähnlich agiert Pfaffenhofen. Abensberg wurde mit dem Politischen Gillamoos-Montag weit und breit, ja sogar bundesweit bekannt. Heuer liefern sich dort am 3. September Bundeskanzlerin Angela Merkel, der grüne Spitzenpolitiker Jürgen Trittin, OB Christian Ude, FDP-Star Wolfgang Kubicki, Lokalmatador Hubert Aiwanger und ein Kabarettist in diversen Zelten eine Redeschlacht vor sicherich auch Hunderten von Medienvertretern.
Warum, fragt man sich da, werden die Landshuter Festzelte nicht zu ähnichen Großkundgebungen in der Niederbayerischen Bezirkshauptstadt genutzt? Das Superwahljahr 2013 mit der Bundes- und der Landtagswal im September und Oktober würde sich da zu einem Versuch direkt aufdrängen. Horst Seehofer in dem einen Festzelt und Christian Ude im anderen usw.
Zwei bekannte und in Landshut renommierte Wirte meinten am Freitag beim Bier vor dem Krämmerzelt, dass die Optik der Dulten von der Wittstraße aus nach einer Verbesserung schreien würde. Andere können sich vorstellen, den Restparkplatz auf der Grieserrwiese aufzulösen und dort zusätzliche Events zu installieren. - Nachts ist es zuweilen auch recht schwierig, das Fahrrad auf der stockdunklen Wiese hinten dem Krämmerzelt zu finden. Eine kleine Beleutung - auch zur Abschreckung von Fahrraddieben - währe hilfreich.
Ja, richtig, in der Werbung kommen regelmäßig die 60 Verkaufsstände zu kurz. Die dortigen Öffnungszeiten wurden bereits bei der Dultversammlung von einer Sprecherin thematisiert. Sehr gefallen hat uns vergleichsweise die Optik der jungen, feschen Burschen und Mädchen bei der Altdorfer Wiesn (Veranstalter: Alex Tremmel aus Ast/Tiefenbach). Sie stammen alle aus Erding, eine Art private und dennoch professionelle Service-Agentur. Sie waren nicht nur unglaublich schnell und freundlich, sondern auch standesgemäß fesch gekleidet.
Aber auch schon das Anzapfen vor dem Rathaus und der Auszug lassen sich optisch und korreographisch verbessern. Das gilt auch für das ganze Programm vor dem Anzapfen. Die Damen und Herren Stadträte könnten z.B. für zehn Minuten das Verteilen des (recht spärlichen) Freibieres übernehmen. Das tat ehemals stets liebend gern Dultsenator Mundi Lohr.
Und immer noch ärgern uns die Fahrpreise der Dultsonderbusse in die umliegenden Vorstadtgemeinden. Jetzt kostet die einfache Fahrt für wenige Kilometer schon vier Euro pro Kopf nach Schloßberg, Kumhausen, Furth oder Altheim. Es ist ja gut, dass Moosburger oder Dingolfinger vier Euro berappen müssen, aber 32 Euro pro Familie für die Hin- und Rückfahrt in die direkten Umlandgemeinden. Das grenzt an Abzockerei.
Aufgefallen ist uns auch eine Anzeige zum Familientag mit verbiligten Preisen. Da wurde das 1/4 Hendl mit Pommes für 4.50 Euro angepriesen, während das 1/2 Hendl mit Semmel die übrigen Dult-Tage (nur) 5.90 Euro kostet. Was ist da wann billiger?
Etwas geselliger, unterhaltsamer stelle ich mir auch den Seniorennachmittag vor. Viele ältere Herrschaften saßen stundenlang recht einsam an ihren Tischen. Ich sah auch keinen der Dultstadträte, der das Gespräch mit den 2690 geladenen Senioren suchte. Vorbildlich wiederum waren die freiwilllgen Helferinnen und Helfer rund um die Rollstuhlfahrer.
Ja, die Dult ist ein beliebtes Thema, nicht nur an den Stammtischen. Jeder hat da Erfahrungen von anderen Städten. Hut ab vor den Straubingern, die ihr Gäubodenfest zum zweitgrößten Volksfest (1,3 Mio. Besucher) bayenweit entwickelt haben. Dort sind die Festzelte zumeist schon um 9 Uhr gut besetzt. Auch das Karpfhammer Fest (30.8. bis 4.9.) im fernen Rottal ist phänomenal, ebenso der Gillamoos (30.8. bis 3.9.).
Und wie wirkt sich die Dult auf das Geschäftsleben in der Landshuter Innenstadt aus? Die Freisitzplätze sind in den Abendstunden während der Dulten längst nicht so gut besetzt. Einige Wirte machen gar während der Bartlmädult völlig zu. Und - kommen die Dultbesucher tagsüber auch zum Stadt- und Einkaufsbummel in die Innenstadt? Auch dazu könnte eine Umfrage hilfreich sein.
1949/50 ist die Dult vom Gasthaus am Pulverfaß auf die Grieserrwiese umgezogen, weil der alte Dult-Platz für die Friedhoferweiterung benötigt wurde. Womöglich sollte man doch noch einmal über einen erneuten Umzug auf das neue Messegelände nachdenken oder wengistens darüber, wie man die Dult am jetzigen Standort erweitern (Plarkplatz und Park) und durch zusätzliche Events aufwerten kann. Die großen Festzelte gilt es vor allem zusätzlich zu nutzen. Heute, Sonntag, ist ab 10 Uhr im Krämmerzelt wenigstens noch ein Boxkampf angeagt. /hs