Martin Sperr starb in Landshut am 6. April 2002 im Alter von nur 57 Jahren. Seine Gattin in 2. Ehe hieß Katja Barwich, die Martin Sperr um 10 Jahre überlebte. Sie war auch am Landshuter Stadttheater engagiert und wohnte bis zuletzt in der Alten Bergstraße, schräg gegenüber dem Thekla-Kirchlein. Endlich rückt der Autor von "Jagdszenen aus Niederbayern" (1966) im Rahmen der diesjährigen Literaturtage vom 5. bis 30. November in den Mittelpunkt des Interesses. Dazu schreibt heute die Stadt auf ihrer Internetseite: Martin Sperr ist einer der bedeutendsten Dramatiker der Nachkriegszeit. Er wurde am 14. September 1944 im niederbayerischen Steinberg bei Dingolfing geboren. Er wäre in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden.
Als sein Hauptwerk gilt die „Bayrische Trilogie" mit den Theaterstücken „Jagdszenen aus Niederbayern", „Landshuter Erzählungen" und „Münchner Freiheit". 1972, im Alter von 27 Jahren, erlitt Sperr eine schwere Gehirnblutung, kämpfte sich danach aber wieder in die Bühnenwelt zurück.
Martin Sperr prangte unübersehbar in der Mitte jeder Gesellschaft. in seinen späteren Lebensjahren wegen seines barocken Leibes, aber auch wegen seines Charismas, das ausstrahlte über seine Freunde, die er sein ganzes Leben lang um sich geschart hatte. Martin Sperr war ein Mensch, der – bei allen Schwierigkeiten, die er auch machen konnte – stets gemocht wurde. Das ist die einheitliche Meinung, fragt man heute, zwölf Jahre nach dem Tod Sperrs, Menschen aus dessen Umfeld. Aber Martin Sperr eckte auch an. Denn er hat mit seinen Theaterstücken vehement falsche Vorstellungen von heiler Welt zerrüttet. Er hat die Menschen, die er auf der Bühne darstellte, in einem Kern erfasst, den man gewöhnlich nicht gern betrachtet: in ihrem Egoismus, in ihrem tretenden Drang, nicht selbst zu den Getretenen zu gehören, in ihrer Sprachlosigkeit.
Sperr entwarf in seinen Theaterstücken das Bild einer Gesellschaft, die nur dann funktioniert, wenn sie ihre Gemeinschaft im Ausgrenzen anderer findet. Aber er tat dies nicht, um zu beleidigen oder zu beschuldigen, sondern weil er hoffte, im Betrachter ein Gegenmodell zu erzeugen, einer Gesellschaft, die auf Empathie und Verständnis gegründet ist: „Nein, ich will das Publikum nicht schockieren, sondern nur anregen, mit- und weiterzudenken", sagte er selbst einmal dazu. Martin Sperr stand damit ganz in der Tradition des kritischen Volkstheaters und Autoren wie Ödön von Horváth, Marieluise Fleißer und Franz Xaver Kroetz.
Die 17. Landshuter Literaturtage widmen sich in diesem Jahr vom 5. bis zum 30. November dem Autor und Schauspieler Martin Sperr (1944 bis 2002). Mit einem Dutzend Lesungen, Gesprächsrunden, Filmen und zwei Ausstellungen zeigen die Literaturtage Martin Sperr als Dramatiker und Schriftsteller, beleuchten aber auch die eher unbekannten und privaten Seiten eines Mannes, dessen Werk starke gesellschaftskritische Elemente beinhaltet und der neben Theaterstücken und Filmdrehbüchern auch Lyrik und Prosa schrieb.
In Landshut werden Zeitzeugen und ehemalige Bühnenkollegen Martin Sperrs zu Wort kommen. So soll das Bild des Autors entstehen, der für viele erstrangig mit seinen viel diskutierten „Jagdszenen aus Niederbayern" identifiziert wird, dessen Lebenswerk aber sehr viel mehr Facetten bietet. In Landshut soll deshalb ein neuer, frischer, publikumsnaher Blick auf Sperr geworfen werden.
Das detaillierte Programm der Landshuter Literaturtage gibt es ab Ende September unter www.landshut.de/literaturtage zum Herunterladen.
Eröffnet werden die Literaturtage am Mittwoch, 5. November um 19 Uhr mit einem Vortrag von Christoph Nußbaumer im Rathaus. Vom 5. bis 30. November ist eine Ausstellung über Leben udn Werk des Schriftsteller im Rathausfoyer zu sehen.