Die Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung von Isabella Berr und Heiner-Matthias Priesnitz war am Freitag in der neuen Galerie im gotischen Stadel der Mühleninsel. Die Fotokünstlerin Isabella Berr gestaltet farbkräftige Arbeiten, die aufgrund ihrer Unschärfe eine Nähe zum Piktoralismus des endenden 19. Jahrhunderts assoziieren.
Alltägliche Augenblicke lassen Wiedererkennungsmomente in der Wahrnehmung des Betrachters entstehen und erwecken so seine Neugier. Die Personen auf ihren Fotografien werden also absichtlich verwaschen dargestellt, was ihnen diese besondere Note verleiht. Die Künstlerin lebt und arbeitet in München.
Ganz im Gegensatz zu den Fotografien Isabella Berrs steht Heiner-Matthias Priesnitz (Foto) mit seinen Zeichnungen, die aufgrund ihrer Zartheit fast nicht reproduzierbar sind. Hologrammartig heben sie sich aus dem Hintergrund und weisen eine fast dreidimensionale Präsenz auf. Das formal vereinfachte Bildprogramm (Architekturen, Interieurs, Möbelstücke, Stillleben) vermittelt Priesnitz seit den frühen 1970er Jahre mit Darstellungstechniken, die Helligkeitskontraste weitgehend reduzieren.
In den Bleistiftzeichnungen erscheinen die Gegenstände wie in einem hellen Lichtnebel. So sind sie für den flüchtigen Betrachter kaum wahrzunehmen. Damit positioniert sich Priesnitz bewusst gegen visuelle Reizexzesse. Inhalte und die angelegte Atmosphäre der Zeichnungen können ausschließlich in der direkten Begegnung erlebt werden.
Heiner-Matthias Priesnitz weckt das Explorationsbedürfnis des Betrachters und so befeuern sich seine und Isabella Berrs Arbeiten, in direkten Dialog gesetzt, gegenseitig und feiern die Polarität der Dinge.
Für die flüssige Verköstigung der Gäste gab es eigens vom Zeichner gestaltete Proseccodosen im blassen und minimalistisch-eleganten Stil seiner Werke, die er auf Wunsch signierte.
Der Musiker Claus Freudenstein (Foto re.) begleitete die Ausstellungseröffnung musikalisch mit dem Kontrabass; traumwandlerisch und gefühlvoll, auch mit eigens für die Kunstausstellung komponierten Stücken. Er ist Lehrer für Kontrabass und E-Bass, musiziert und unterrichtet nicht nur in seiner Heimatstadt Mühldorf, sondern auch weltweit, unter anderem auf Bass-Events in USA, Mexico und Hong Kong. Er spielte bereits mit Rockgrößen wie beispielsweise Deep Purple und ist der Erfinder des „Freudenstein Minibass", auf dem Kinder ab 5 Jahren das Bassspiel erlernen können. Aktuell nimmt er zusammen mit seinen „Bassmonsters" seine zweite Studio-CD auf.
Für alle Besucher, die an einem Austausch mit den Isabella Berr und Heiner-Matthias Priesnitz interessiert sind: Am Dienstag, 31. März, findet ab 18.30 Uhr eine „Feierabendschau" der Ausstellung mit Künstlergespräch statt.