Helmut J. L. Mayer möchte einen unterhaltsamen aber gleichsam informativen Beitrag zur Kernenergiediskussion zu leisten.
Gorxheimertal – pm (09.03.2023) Der ehemalige Störfall-Sachbearbeiter und Betriebsleiter des Kernkraftwerks Biblis Block B, Helmut J. L. Mayer, schrieb nach seiner Pensionierung einen Roman über das Verhalten von Menschen in extremen Stresssituationen vor dem Hintergrund eines sich anbahnenden Kernkraftwerks-Störfalles
. Gefühle, Beziehungen und Abhängigkeiten flammen wie unter einem Brennglas auf und führen zwischen Managern, die den Bezug zur Detailtechnik längst verloren haben und die um ihre Karrieren bangen, und den technischen Experten zu Machtkämpfen, Manipulationen und Intrigen, bei denen auch die beteiligten Frauen einen nicht unerheblichen Einfluss nehmen.
Er selbst habe sowohl als Sachbearbeiter für Störfälle als auch als Trainer am Kernkraftwerks-Simulator und letztlich in seinem Kraftwerksmeiler viele Betriebsstörungen unter höchster Anspannung erlebt. Einige Verhaltensweisen hatten sich tief in sein Gedächtnis eingegraben und wurden zum Schwerpunkt des Romans.
Als Rahmenhandlung, die die Stresssituation erzeugt, wählte er nicht den berühmt-berüchtigten Größten Anzunehmenden Unfall GAU, sondern den sehr viel komplexeren und schwieriger zu beherrschenden Bruch eines der Dampferzeuger-Heizrohre. Diese etwa 16.000 Rohre übertragen die Wärme, die im Reaktorkern durch Kernspaltung entsteht, aus dem Primärkreislauf in den Sekundärkreislauf. Durch den Wärmeeintrag verdampft dort das Wasser und der Dampf wird an den Turbosatz weitergeleitet, dessen Generator den gewünschten Strom erzeugt. Die Heizrohre stellen somit die sehr wichtige Trennstelle zwischen dem stark radioaktiven Primärkreis und dem aktivitätsfreien, weitläufigen Sekundärkreis mit seinen Verbindungen zur Umgebung dar.
Aufgrund der Vielzahl der Heizrohre und deren erheblichen Beanspruchung durch Abrasion und Spannungsrisskorrosion entsteht eine relativ große Wahrscheinlichkeit für das Versagen eines solchen Rohres. Das entstehende Leck führt zu einem Kühlmittelverluststörfall, der sich allerdings im Wesentlichen innerhalb der Systeme abspielt und somit schwer zu erkennen und zu beherrschen ist, zumal damit zwangsläufig eine Abgabe von Radioaktivität an die Umwelt verbunden ist.
„Diesen fiktiven Störfallverlauf hat Helmut J. L. Mayer gewählt, um einen überzeugenden Druck auf die Protagonisten aufzubauen. Doch dann musste er zuerst staunend und später mit großer Betroffenheit erfahren, dass sich erhebliche Sicherheitslücken auftaten, die sich auf die Realanlagen übertragen ließen. Sowohl seine Kollegen als auch Helmut J. L. Mayer hatten bei der Bearbeitung der Störfall-Betriebshandbücher diese Lücken übersehen“, erläutert Mayer.