Im Rahmen der Reihe "Architektur und Kunst vor Ort" findet am Samstag, 16. November, 11 Uhr, im St. Jodok ein Votrag von und mit mehreren Referenten über "Die Geschichte der Restaurierung von St. Jodok - vom Altar bis zum Dachstuhl" statt: Zu Wort kommen Alfons Empl (Restaurator), Reinhard Böllmann (Bauforschung), Frau Böllmann (Bauforschung), Stephan Kaupe (Gemeindeassistent) und Herr Bader (Organist).
Der Verein *Architektur und Kunst Landshut* widmet sich in seinem aktuellen Programm den Schwerpunkten Denkmalpflege und Sakralbau. Am Samstag wird die Jodokskirche in der Freyung in allen Aspekten von der Bauforschung und Restaurierung in den Focus gerückt.
Dieser hochrangige Kirchenbau verdankt seine heutige Gestalt drei Spitzbogen-Perioden: der Gotik, der Spätgotik und der Neugotik, sowie einer Sanierung Ende des 20. Jahrhunderts.
Die Kirche wird in ihren Aspekten von allen Verantwortlichen umfassend vorgestellt: Für den Bereich der Bauforschung konnte den die Architekturhistoriker Frau und Herr Böllmann, für die Restaurierung Herr Empl, für die Gemeinde Herr Kaupe gewonnen werden. Der Organist, Herr Bader, wird auf der Orgel musikalisch einführen.
Die Gründung der Kirche im Zusammenhang mit der Freyung fällt in die Zeit zwischen den *Bettelordenskirchen* wie der Dominikanerkirche (ca. 1270-1370) und den spätgotischen Hallenkirchen des 15. Jh., wie es sich in der Martinskirche manifestiert.
Wie eine Bettelordenskirche hat St. Jodok gegenüber dem - ursprünglich ungewölbten - Laienhaus einen *Langchor*, in dem Altarraum und Chor zu
einem einheitlichen Raum zusammengefasst sind. Im Gegensatz zu den Bettelordenskirchen hat sie als Stadtkirche einen Turm. Chor und Laienhaus waren durch einen Lettner getrennt, in dem die Treppen zur Krypta hinabführten.
Beim Brand am Anfang des 15. Jh. stürzte die nördliche Arkadenmauer ein. St. Jodok sollte als Hallenkirche erweitert werden, wovon die seitlich angebauten Altarräume - mit der Christophoruskapelle als *Musterachse* - noch zeugen. Schließlich wurde der Bau aber als Basilika mit Netzgewölbe fertig gestellt, die Kryptatreppe wurde neben den Chor verlegt, der Lettner durch ein hohes Gitter ersetzt, vor dem schließlich der Kreuzaltar aufgestellt wurde.
Schon vor 1500 gehörten eine zweimanualige Westorgel und ein Laiengestühl zur Ausstattung; von dem großen monstranzartigen Sakramentshaus fanden sich bei der Sanierung aufschlussreiche Reste.
Im 19. Jh. ließ sich mit Pfarrer Zarbl ein einflussreicher Geistlicher in der Absicht nach St. Jodok versetzen, eine gotische Kirche zu vollenden. Die Sakristeierweiterung von St. Jodok dürfte der erste neugotische Bau Niederbayerns überhaupt sein. Auf der anderen Seite des Chores entstand als Gegenstück die Sakramentskapelle statt einer barocken Votivkapelle. Von der bis zum Ende des Jahrhunderts erneuerten Ausstattung ist noch das Meiste erhalten; Hochaltar und Kanzel gehören zu den Spitzenwerken ihrer Zeit.
Die Sanierung des 20. Jh. war nötig, weil die mittelalterliche Pfahlgründung verrottet war und die Gewölbe im Umfeld des Turms einzustürzen drohten. Die Fundamentunterfangung und die weitgehende Erneuerung der Dachstühle brachten einschneidende Eingriffe in die Bausubstanz mit sich, deren archäologische Begleitung auf die Entscheidungen der Bauleitung wenig Einfluss hatte. Aufgrund der langen Bauzeit konnte aber in den Verantwortlichen das in den historischen Forschungen erarbeitete Verständnis für das Raumgefüge der Kirche reifen. In der Neuordnung der Raumnutzungen für Altarbereich, Anbetung, Taufe, Beichträume und Kryptazugang wurden Ergebnisse gefunden, die für lange Zeit Gültigkeit haben könnten. Die Raumschale hat die strahlenden Farben der Fertigstellungszeit vom Ende des 15. Jh. wiederbekommen - und nur beschränkte Puristen stört es, dass darin nicht spät- sondern neugotische Altäre stehen.
Reinhard Böllmann, der verantwortliche Bauforscher, entschied sich schon als Teenager für die Denkmalpflege. Nach Abitur, Schreinergesellenbrief, TU-Diplom für Architektur und großer Staatsprüfung war er Abteilungsleiter im Landbauamt Landshut und begleitete in der Freizeit für das Denkmalamt als Bauforscher die Arbeiten in St. Jodok von der Vorbereitung 1985 bis zum Abschluss 1997.
1993 wurde er Referent beim kommunalen Prüfungsverband (BKPV).
Die Ausstattung der Kirche und deren Restaurierung wird federführend von dem Restaurator und Kirchenmalermeister Alfons Empl geleitet, der auch als Referent für diesen Termin gewonnen werden konnte.
Die neugotischen Altäre in St. Jodok stammen aus der Mitte des 19 Jahrhunderts und wurden in verschiedenen Werkstätten in Landshut, aber auch in der bedeutenden Mayrschen Hofkunstanstalt in München hergestellt.
Der Gemeindereferent Stephan Kaupe wird deren Entstehungsgeschichte hinsichtlich Hersteller und Künstler erläutern. Seit 1913 waren keine Maßnahmen an den Altären vorgenommen worden: Schmutz, Ruß und Staub haben sich angesetzt, die Vergoldung wurde reduziert. Insbesondere in den 1960er Jahren erfuhren die Altäre keine Wertschätzung mehr; sie verfielen und wurden teilweise ausgelagert; dabei gingen viele Ornamente verloren.
Seit Ende des 20.Jahrhunderts steht die hohe Handwerkskunst des 19. Jahrhunderts wieder mehr im Mittelpunkt des Interesses. Daher wurde nach
der Generalsanierung der Kirche St. Jodok seit 2010 die Konservierung und Restaurierung der neugotischen Altäre verwirklicht. Die erforderlichen Maßnahmen sind die Festigung, Reinigung und Ergänzung fehlender Teile sowie Kittung und farbliche Retusche. Mindestens 1000 Teile aus einem Depot im Speicher konnten wieder verwendet und zum größten Teil den Altären wieder zugeordnet werden.
Das Gold wurde an den abgerieben Stellen erneuert. - Im Laufe der Ausführungen wird die Technik der Vergoldung auch praktisch demonstriert.