Landkreis Landshut (31.07.2016) Seit die Missstände beim Landshuter Schlachthof am vergangenen Mittwoch durch die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk publik gemacht wurden, beteuert Vion, dass die Mängel hauptsächlich geringfügig gewesen und längst beseitigt seien. Das sehen die Landkreisgrünen anders.
„Wenn über einen längeren Zeitraum wiederholt die gesetzliche Höchstarbeitszeit von maximal zehn Stunden täglich überschritten wird, kann man sich schon fragen, ob das nicht Methode hat und auf ein verfehltes Betriebskonzept und schwere Defizite der Betriebsleitung zurückzuführen ist“, denkt die Grünen-Vorsitzende Petra Seifert laut über die Situation bei dem Schlachthofbetreiber nach. Ihr Vorstandskollege Konrad Haberberger sieht das ähnlich: „Im Zehnsekundentakt einen sogenannten Entblutungsschnitt fachgerecht durchzuführen, so dass das Tier tot ist, ehe es in die Brühanlage kommt, ist bei diesem harten Akkord kaum möglich und nach 11 bis 13 Stunden Arbeitszeit nicht mehr zu schaffen.“ Wo ist also anzusetzen? „Zu allererst fordern wir, dass sich der Betrieb an die geltenden Gesetze hält.
Die gesetzliche Höchstarbeitszeit liegt bei zehn Stunden pro Tag. Mehr ist illegal. Die Regel ist übrigens acht Stunden, zehn Stunden sind die Ausnahme“, so Günther Sandmeyer. „Wir wissen alle, dass es viele Betriebe gibt, die sich an die Vorschriften halten, und andere meinen, sie hätten das nicht nötig. In solchen Fällen braucht es häufige Kontrollen, sonst machen sich Staat, Land und Kommune lächerlich.“
Einig sind sich die Landkreisgrünen mit der grünen Stadtratsfraktion darin, überprüfen zu lassen, ob die Ausnahmegenehmigung für Vion zurückgenommen werden kann, die besagt, dass im Landshuter Schlachthof zwischen Betäubung und Tötung der Tiere 90 statt 20 Sekunden liegen dürfen. „Die Betriebsabläufe müssen dem Tierschutz angepasst werden, und nicht umgekehrt“, fordert Haberberger. „Die hygienischen, arbeitsrechtlichen und tierschutzrelevanten Missstände machen zudem deutlich, dass die Kontrollmechanismen der Behörden auf den Prüfstand müssen“, ist sich der Vorstand der Landkreisgrünen einig. Sie fordern stets unangemeldete Kontrollen, schärfere und nachhaltige Sanktionen, „die der Konzern nicht einfach aus der Portokasse bezahlen kann, sondern die wirksame Verbesserungen für den Verbraucher– und Tierschutz bei Vion nach sich ziehen und die Geschäftsleitung hinsichtlich ihrer Verantwortung in die Pflicht nehmen.“ Seifert zieht aus den Missständen bei Vion den Schluss: „Wenn jetzt schon gravierende und häufige Mängel auftreten, obwohl statt wie geplant 21000 erst 16 500 Schweine pro Woche geschlachtet werden, dann muss Vion über die Bücher gehen und das Betriebskonzept grundlegend überprüfen!“