Viele Männer und Frauen waren schon einmal in einer Situation, in der das Risiko für eine HIV-Infektion bestand. Die Unsicherheit danach ist eine große Belastung: „Habe ich mich angesteckt? Oder mache ich mir unbegründet Sorgen?" Die einzige Möglichkeit, darauf eine sichere Antwort zu bekommen, ist ein HIV-Test, verbunden mit einem vertrauensvollen Gespräch mit HIV-Experten. Dafür stehen die Fachkräfte an den Gesundheitsämtern, AIDS-Beratungsstellen und AIDS-Hilfen in Bayern bereit – mit Veranstaltungen in der HIV-Testwoche vom 13. bis 17. Mai.
Mit ihren regulären Angeboten auch in allen anderen Wochen des Jahres: zum Beispiel die Aids-Beratungsstelle des Gesundheitsamts am Landratsamt Landshut.
Die Ansteckungswege mit HIV
Hauptübertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. „Andere Ansteckungswege stellen ein gemeinsamer intravenöser Drogenkonsum oder die Infektion des Kindes einer HIV-positiven Mutter im Rahmen einer Schwangerschaft oder Geburt dar, sind aber deutlich seltener", führt Dr. Peter Ziegler aus, der Leiter des Gesundheitsamtes Landshut.
Das Wissen über HIV ist hoch, die meisten Menschen sind, was Übertragung und Schutz betrifft, gut informiert. Dennoch kommt es immer wieder zu Neuinfektionen mit HIV; etwa 400 wurden im vergangenen Jahr in Bayern festgestellt. Insgesamt leben im Freistaat rund 10000 HIV-positive Männer und Frauen.
Eine HIV-Infektion kann viele Jahre unbemerkt bleiben. So kommen etwa 30 Prozent aller Personen, bei denen das Virus neu diagnostiziert wird, bereits mit Beschwerden zum Arzt. „In vielen Fällen ist das Immunsystem deutlich geschwächt. Dabei wäre die Infektion bei einer frühzeitigen Diagnose und regelmäßigen Verlaufsuntersuchungen gut behandelbar", erläutert der erfahrene HIV-Behandler Dr. Thomas Sternfeld, Facharzt für In-fektiologie in der Praxis Dr. Vehling-Kaiser in Landshut: „Eine rechtzeitige medikamentöse Behandlung kann den Ausbruch schwerer
Begleiterkrankungen verhindern, ein zu später Therapiebeginn hingegen viele Lebensjahre kosten."
Test in jedem Fall hilfreich
Wer weiß, dass er sich mit HIV angesteckt hat, kann viel zur Erhaltung seiner Gesundheit beitragen. „Neben dem eigenen Wohlbefinden ist vielen Personen, die sich für einen Test entscheiden, sehr wichtig, niemand anderen anzustecken" erklärt Dr. Peter Ziegler, Leiter des Gesundheitsamtes Landshut. An seiner Beratungsstelle lassen sich jährlich um die 250 Personen auf eine Infektion mit dem Virus testen. Hinzu kommen noch Interessierte, die lediglich Informationen oder eine ausführliche Beratung wünschen.
„Auch wenn ein Risiko bereits längere Zeit zurückliegt, lohnt sich der Test", erklären beide Mediziner. „Ist er negativ, braucht man sich nicht weiter Sorgen zu machen. Bringt er tatsächlich ein positives Ergebnis, kann man die Infektion beobachten und einen guten Zeitpunkt für einen
Behandlungsbeginn finden", legt Dr. Sternfeld dar.
Wann testen lassen?
„Wer eine Ansteckung mit HIV ausschließen möchte, sollte sich frühestens zwölf Wochen nach dem Risikokontakt testen lassen", empfiehlt Doris
Stankewitz, Psychologin und Leiterin der AIDS-Beratungsstelle Niederbayern. „Auch Frauen, die eine Schwangerschaft planen oder schwanger sind, sollten sich testen lassen", rät die Expertin. Sie könnten das Virus in der Schwangerschaft, während der Entbindung oder beim Stillen auf ihr Baby übertragen. Ihnen wird daher im Rahmen der Vorsorge-Untersuchungen einTest angoten. Aufgrund der guten Behandlugsmöglichkeiten ist es heute möglich, dass HIV-Infizierte Mütter gesunde HIV-negative Kinder zu Welt bringen können.
Ohne Beratung kein Test
„Vor jedem Test findet jedoch eine ausführliche Beratung statt", erläutert Dr. Ziegler. Hier wird abgeklärt, ob überhaupt ein tatsächliches Risiko für
eine Übertragung bestanden hat und wann der Test durchgeführt werden kann, damit das Ergebnis aussagekräftig ist. „Manchmal müssen wir auch
Falschinformationen vom Hörensagen oder aus dem Internet korrigieren", sagt der Amtsarzt.
„Wenn wir jemandem ein positives Ergebnis mitteilen müssen, lassen wir die Person natürlich nicht allein. Wir bieten medizinische und sozialpädagogische Hilfestellung und Unterstützung bei allen weiteren Fragen an", erklärt Dr. Ziegler. Auch die AIDS-Beratung Niederbayern bietet Infizierten Begleitung bei allen Problemen an.
Breites Beratungsangebot
An einen weiteren Aspekt erinnert Dr. Thomas Sternfeld und empfiehlt: „Nach einem Risiko-Kontakt sollte man sich auch aus folgendem Grund baldmöglichst beraten lassen. In den ersten Stunden bis Tagen nach einer eventuellen Ansteckung besteht noch die Möglichkeit, durch die Einnahme bestimmter Medikamente eine Infektion zu verhindern."
Wer an einer Beratung und Testung interessiert ist, kann sich an seinen Arzt, an jedes Gesundheitsamt, jede AIDS-Beratungsstelle oder AIDS-Hilfe
wenden. Die Beratung und Testung an allen Gesundheitsämtern in Bayern ist anonym und kostenfrei. Außer der Testperson erfährt niemand von
dem Ergebnis. „Klarheit für sich selber, Förderung der eigenen Gesundheit und Schutz für den Partner - es gibt in jejdem Fall gute Gründe für eine Beratung beziehungsweise einen Test", unterstreichen Dr. Ziegler und Dr. Sternfeld: „Auch wenn manchem die Entscheidung dazu nicht leicht fällt."
INFOS:
Beratung und Tests
Regelmäßiges Testangebot am Gesundheitsamt Landshut
Montag, Dienstag und Mittwoch von 11 bis 12 Uhr, Donnerstag von 14 bis 16.30 Uhr (ohne Anmeldung) sowie nach Vereinbarung (Tel. 0871-4085000).
Anlässlich der Testwoche erweiterte Öffnungszeiten:
Mittwoch, 15. Mai: 8 bis 16.30 Uhr und Donnerstag, 16. Mai: 8 bis 16.30 Uhr
Informationsstand im Foyer des Landratsamtes Landshut vom 13. bis 17 Mai.
Psychosoziale AIDS-Beratungsstelle Niederbayern, Bahnhofstraße 16b, 94032 Passau
Tel. 0851/71 065
Empfehlenswerte Internet-Seiten:
Bayerisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung
www.testjetzt.de
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
www.gib-aids-keine-cha