Landrat Josef Eppeneder brachte es bei der großen Nachbesprechung der Maßnahmen bei der Flutkatastrophe - im Bild das Hochwasser bei Bruckbergerau (Foto Klaus Leidorf) - von Angang Juni auf einen Nenner: Das Landratsamt Landshut war als Katastrophenschutz-Behörde durch Übungen und organisatorische Maßnahmen sehr gut aufgestellt; vor allem aber waren es der einzigartige Einsatz von vielen hundert Helfern.
Ebenso eine eine phantastische Welle der Hilfsbereitschaft unzähliger Bürger, besonders in Bruckberg, aber auch ein unerlässliches Quantum Glück, die zusammen dazu führten, dass „wir diesmal mit zwei blauen Augen davon gekommen sind".
Das Wort des Landrats von den „zwei blauen Augen" griffen - zustimmend – auch Vertreter verschiedenster Institutionen und Verbänden auf, die sich am Montag im Großen Sitzungssaal des Landratsamts Landshut zu einer umfassenden Nachlese trafen. Es ging um die Arbeit der Landkreis-Verwaltung und und um die Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen und Behörden: Vertreter der Feuerwehren, des Technischen Hilfswerk (THW), der Polizei und des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Landshut waren mit dabei, ebenso wie Repräsentanten des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), der Stadt Landshut sowie der Bundeswehr.
Landrat Josef Eppeneder und der geschäftsleitende Beamte des Landratsamts, Albrecht Alram, schilderten lebhaft, wie allen Mitgliedern der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FÜG) im Landratsamt am späten Montagnachmittag, 3. Juni, die Farbe im Gesicht abgeschossen ist, als sie durch Mitarbeiter des WWA über die Hochwasser-Welle informiert worden sind, die unaufhaltsam auf den Landshuter Raum zurollte – während die Wasserstände in München und Freising bereits sanken.
Landrat Eppeneder hat daraufhin den Katastrophenfall ausgerufen – eine absolut notwendige und richtige Entscheidung, wie ihm alle Fachleute auch bei dem Treffen am Montag bestätigten. Die Stadt Landshut zog kurz darauf nach.
Deich bei Bruckberg rechtzeitig verstärkt
Kreisbrandinspektor Karl Hahn stellte die letztlich erfolgreichen Maßnahmen am entscheidenden Einsatzort – den Deichen auf dem Gebiet der Gemeinde Bruckberg – in größere zeitliche und organisatorische Zusammenhänge. Der entscheidende Punkt sei gewesen, dass der rund 3,6 Kilometer lange Isar-Deich bei Bruckberg rechtzeitig mit Sandsäcken stabilisiert und um 40 Zentimeter erhöht werden konnte. Diesem Erfolg liegen nach der minuziösen Schilderung Hahns mehrere Faktoren zugrunde: Da waren zum einen die wertvollen Erfahrungen aus einer großen Hochwasser-Schutzübung im Jahr 2008, bei der Landrat Eppeneder und viele Bürgermeister vor Ort waren; da war vor allem auch der stetige und zuverlässige Informationsfluss von Seiten des WAA und die richtigen Entscheidungen und die Entschlossenheit von Landrat und Landratsamt. „Wir haben agieren können und nicht reagieren müssen", brachte es Hahn auf den Punkt – man sei dem Übel immer einen Schritt voraus gewesen.
Kleine Wehren waren große Hilfe
Wäre der Bruckberger Deich gebrochen, wären auf Landkreis-Gebiet weite Teile Bruckbergs überflutet worden – und auch große Wohnviertel der Stadt Landshut wie Münchnerau und Löschenbrand. Dann hätte es auch aus Landshut Bilder gegeben wie aus Deggendorf-Fischerdorf.
40 Feuerwehren – und das heißt: somit rund ein Drittel der Feuerwehren im Landkreis Landshut – stemmten sich gegen die Fluten bei Bruckberg, unterstützt vom THW aus Ergolding und Landshut, stellte Hahn fest. Er unterstrich, dass dieser Notfall die hohe Bedeutung der vielen „kleinen Feuerwehren" im Landkreis deutlich gemacht habe – nicht so sehr das große Gerät, sondern viele helfende Hände haben nach seinen Worten letztlich den Erfolg gebracht.
Im Landratsamt waren angesichts steigender Isar-Pegel bereits alle Vorbereitungen für die Evakuierung von Piflas in die Wege geleitet worden. „Wir hatten ein Riesenglück, dass die Isar nicht übergeschwappt ist", fasste es Landrat Eppeneder zusammen.
Fluten waren mächtiger als 1999 und 2005
Abteilungsleiter Peter Poesze erinnerte daran, dass die professionelle Arbeit, die alle Beteiligten der Landkreis-Verwaltung attestierten, nicht zuletzt das Ergebnis von rechtzeitig eingeleiteten Maßnahmen war: Es sei Landrat Eppeneder gewesen, der in den vergangenen Jahren mit Nachdruck dafür gesorgt hatte, dass der Katastrophenschutz wieder eine stärkere Bedeutung innerhalb des Amtes bekommen hat, führte Poesze aus.
Wie ernst die Lage in diesen Juni-Tagen gewesen ist, das legten zwei leitende Mitarbeiter des WWA dar, Abteilungsleiterin Annegret Weise-Melcher und der stellvertretende Behördenleiter Bernhard Eichner: Das Hochwasser von 2013 war spürbar mächtiger als die Fluten von 2005 und 1999. Während zum Beispiel in München und Freising bereits die Pegel sanken, rollte aus der Amper mitten in einer Nacht eine Scheitelwelle auf Landshut zu – Wassermassen, die dazu beitrugen, dass vor der Isarmündung buchstäblich alle Dämme brachen.
Probleme hatte es, wie die WWA-Vertreter erklärten, bei der Kommunikation mit den Betreibern von Wasserkraftwerken gegeben; da müsse sich einiges nachhaltig ändern. Die Experten des WWA machten auch deutlich, dass sich die Wassermassen schneller ausbreiteten als in den „Jahrhunderthochwassern" zuvor und dass Isar-Pegel und Grundwasser-Stand sich wie kommunizierende Röhren zueinander verhalten.
Freiwillige machten Bundeswehreinsatz unnötig
In den nächsten Jahren werden viele Wasserbau-Maßnahmen notwendig sein und auch angepackt werden – vor allem auch bei den Zugangswegen zu den Deichen, prognostizierte Bernhard Eichner und Landrat Eppeneder stimme ihm zu: Auch die „große Politik" werde sich nach dieser Hochwasser-Katastrophe in halb Deutschland eingehend mit Schutzvorkehrungen beschäftigen müssen.
Begeistert äußerte sich Landrat Eppeneder über den Einsatz der Hilfskräfte – rund um die Uhr, um Hab und Gut und die Sicherheit der Menschen zu verteidigen. Wie der Landrat zeigten sich auch die Vertreter aller an der Nachbesprechung beteiligten Organisationen und Verbände tief beeindruckt von der Welle der Hilfsbereitschaft und vom Engagement so vieler Bürger. Rudolf Zöller, der Leiter der Polizei-Inspektion (PI) Landshut, sprach davon, dass es für ihn wirklich ergreifend gewesen sei, zu sehen, wie die Menschen in der Not zusammenrückten.
Und Oberstleutnant Stephan Wiesend konnte zum Beispiel mitteilen, dass 120 Soldaten, die von der Schweizer Grenze nach Landshut in Anmarsch
waren, gleich nach Regensburg weitergeschickt wurden: Ihre Hilfe war nicht mehr nötig.