Winter in Landshut. Die Straßen sind komplett schneefrei, viele Gehsteige leider nicht. Das markante, gut vier Meter hohe wuchtige Denkmal auf dem Dreifaltigkeitsplatz hat durch den Schnee sicherlich optisch gewonnen. Dieser Ludwig der Reiche, Herzog von Bayern Landshut, hat in seiner Amtszeit angeblich die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertreben, vor allem auch jene reichen Juden, bei denen er Schulden hatte.
Dort, wo dieser Juden-Vertreiber jetzt als Denkmal (wofür?) grüßt, befand sich ehemals ein jüdischer Friedhof und auch eine Synagoge. Leider wurde noch nirgendwo ein alternativer Standort gefunden. Das Thema Neugestaltung des Dreifaltigkeitsplatzes ist ja nach dem Ausgang des Bürgerentscheids (Okt. 2012) gegen einen Burgaufzug in der Stadtpolitik wieder völlig verstummt. Die Talstation des Aufzugs sollte gleich hinter dem Denkmal entstehen.
In der Nazizeit (1933 - 45) wurde diese Platz zum "Hitlerplatz" (Hitler selbst wurde Landshuter Erhenbürger) und die sich anschließende Innere Münchner Straße zur Heinrich-Himmler-Straße. Hoch oben, wo jetzt die Jugendherberge /Ottonianum) zu finden ist, war die Parteizentrale der Landshuter NSDAP. Am ehemaligen Hitlerplatz 1 wohnte die Familie Himmler. Filius Heirnich Himmler (geb. 1900 - gest. 23.5.1945) besuchte ehemals das Humanistische Gymnasium, das später das Hans-Carossa-Gymnasium wurde. Himmler wurde an der Seite von Hitler als Reichs-SS-Führer und Reichsinnenminister zum wichtigsten Partner.
Im übrigen war der Arzt, Lyriker und und Autor Hans Carossa (geb. 1878 - gest. 1956) zumindest anfangs ein glühender Hitler-Verehrer. Er wurde von Hitlers Propagangachef Göbbels 1941 gar zum Präsidenten der nationalsozialistischen Europäischen Dichtervereinigung gemacht. Dennoch wurde Carossa 1948 vom Landshuter Stadtrat zum Ehrenbürger auserkoren und 1962 wurde er Namenspatron des humanistischen Gymnasiums in der Freyung, das er ehemals besuchte.
Dieses Gymnasium besuchte auch der nur um zwei Jahre jüngere Konrad Graf von Preysing (aus dem Schloss Kronwinkl, Gemeinde Eching), geboren 1880 - gestorben am 21. Dezember 1950. Konrad von Preysing wurde zunächst Bischof von Eichstätt und danach Bischof sowie (ab Weihnachten 1945) Kardinal von Berlin, ein ausgewiesener Gegner des Naziregimes von Anfang an. Warum wurde er nicht Namenspatron seines Gymnasiums? Er hat während seiner Gymnasialzeit - wie auch zwei weitere Brüder - sogar im Preysinghaus am Dreifaltigkeitsplatz gelebt. Die Berliner verehren ihn noch heute wie einen Heiligen. Für Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein war er ein wahrhaft aufrichtiger und mutiger Kirchenfürst gegen das Hitler-Regime von Anfang an. Die Landshuter dürfen da schon ein wenig stolz sein, nicht nur auf den Gymnasiasten Roman Herzog, der Bundespräsident wurde und den der Stadtrat 1999 mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet hat. - Preysings jüngerer Bruder, Albert Graf von Preysing, war im übrigen während der Kriegszeit Stiftspropst der Pfarrei St. Martin. /hs