Die neue Bodenrichtwertkarte, die Oberbürgermeister Alexander Putz und die Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückwerte, Gudrun Eder, jüngst vorstellten, ist ab sofort erhältlich. - Foto Stadt Landshut
Landshut - pm (17.05.2021) Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Bereich der kreisfreien Stadt Landshut hat in seiner jüngsten Sitzung die aktuellen Bodenrichtwerte zum Stichtag 31.12.2020 ermittelt und per Beschluss festgestellt.
Mit den Bodenrichtwerten, die die Wertentwicklung aller Grundstücke im Stadtgebiet darstellen, können sich weniger erfahrene Teilnehmer am Immobilienmarkt einen sicheren Überblick über Preisentwicklungen verschaffen. Bei einem Treffen am vergangenen Mittwoch gaben Oberbürgermeister Alexander Putz und die Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückwerte, Gudrun Eder, einen ersten Einblick in die ausgewerteten Daten.
Bodenrichtwerte sind durchschnittliche Lagewerte in Euro pro Quadratmeter für das gesamte Stadtgebiet und alle Teilsegmente. Sie beziehen sich auf den reinen Bodenwert ohne aufstehende Gebäude oder Aufwuchs, beispielsweise durch Wald. Die Werte werden erschließungsbeitragsfrei und ohne jegliche Belastungen ermittelt.
Laut der Vorsitzenden des Gutachterausschusses für Grundstückwerte, Gudrun Eder, werden zur Ermittlung der Bodenrichtwerte alle notariell beurkundeten Kaufverträge von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses erfasst und ausgewertet.
Wie Oberbürgermeister Alexander Putz hervorhob, erfüllen die Bodenrichtwerte bei der Schaffung von Immobilienmarkttransparenz eine herausragende Rolle, da sie die Wertentwicklung aller Grundstücksteilsegmente im Gebiet der Stadt Landshut darstellen.
Über 960 Transaktionen: 416,1 Millionen umgesetzt
Im Jahr 2020 wurden im Bereich der kreisfreien Stadt Landshut in 963 Transaktionen – bei einem Flächenumsatz von rund 48 Hektar – Immobilien für 416,1 Millionen Euro umgesetzt. Zum Vergleich im Jahr 2019: Hier wurden in 1.000 Transaktionen bei einer Fläche von rund 41 Hektar circa 348 Millionen Euro umgesetzt. „Das entspricht einer Steigerung des Geldumsatzes um circa 20 Prozent“, resümiert Eder.
Preisentwicklung unbebauter Grundstücke
Im Bereich der unbebauten Grundstücke konnten in den Jahren 2019 und 2020 zur Ermittlung der Bodenrichtwerte 186 Kaufurkunden herangezogen werden. Rund 31 Prozent waren Eigentumsübergänge von Freilegungsgrundstücken, das heißt Bauplätze bei denen die bestehende Immobilie abgerissen wurde. Dem zur Folge, so Eder, gehe die Verfügbarkeit von unbebauten, baureifen Grundstücken im Stadtgebiet weiter zurück, was sich preissteigernd auswirke. Oberbürgermeister Alexander Putz ging in diesem Zusammenhang auch auf die anhaltend niedrigen Bauzinsen und günstigen Finanzierungsmöglichkeiten ein, die diesen Trend seiner Meinung nach einmal mehr unterstützen.
Individueller Wohnungsbau, Geschosswohnungsbau: Preissteigerung setzt sich fort
Während der letzten beiden Jahre hat sich die steigende Preisentwicklung in fast allen Bereichen fortgesetzt. Auch wenn der Anstieg der Preise angesichts des hohen Preisniveaus in nahezu allen Marktsegmenten abflacht, ergänzte Eder: „Die anhaltende Nachfrage und die geringe Verfügbarkeit von freien Bauflächen deuten aber trotzdem auf ein sich fortsetzendes Wachstum der Preise hin.“
Bei den Betrachtungen zur Preisentwicklung von unbebauten Grundstücken für den individuellen Wohnungsbau (freistehende Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Doppelhäuser) konnte eine starke Steigerung von bis zu 45 Prozent, vor allem in den Siedlungsbereichen am Stadtrand, etwa in Auloh oder Münchnerau verzeichnet werden.
Im Bereich von unbebauten Grundstücken für den Geschosswohnungsbau wurde zwischen 2018 und 2020 eine Steigerung von rund 25 Prozent ermittelt, wobei die Steigerungen sehr stark von der Lagegunst der einzelnen Grundstücke abhängig waren.
Gudrun Eder ist überzeugt, dass diese Preissteigerung auch ein Grund dafür sei, dass sich die Aktivierung und Entwicklung vieler innerstädtischer, bisher brachliegenden Baulandreserveflächen beobachten lasse.
Gewerbebauland: Entwicklung moderat
Im Bereich des Gewerbebaulands hingegen war die letzten zwei Jahre nur eine moderate Steigerung zu verzeichnen. Die Preise sind in einzelnen Bereichen um circa 9 Prozent im Vergleich zum letzten Stichtag 2018 gestiegen. Was nicht zuletzt auf die vorausschauende Grundstückspolitik der vergangenen Jahre zurückzuführen sei: Durch entsprechende Baulandentwicklungen und Vorhaltung in der jüngeren Vergangenheit, bestätigte Eder, sei die Kommune weiterhin der bedeutendste Akteur auf dem Markt für Gewerbebaugrund, die damit durch entsprechendes Angebot Einfluss auf die Preise nehme.
Erstmals kein klarer Preistrend im Bereich der Innenstadt
Im Kontrast dazu gab es im Bereich der Innenstadt seit längerer Zeit zum ersten Mal keinen klaren Preistrend. Die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses hat bei der Berechnung der Bodenrichtwerte die vorhandenen Mietobjekte und erzielbaren Mietpreise einbezogen. Insgesamt, so Eder, gebe es hier kaum Steigerungen, da die ausgewerteten Gewerbemieten teilweise sogar leicht rückläufig seien. Damit würden viele Bodenrichtwertzonen auf ihrem – zugegebenermaßen hohen – Preisniveau verbleiben. In den innerstädtischen Randzonen hingegen, in denen eine überwiegende Büro- und Wohnnutzung vorhanden ist, sind Preissteigerungen festzustellen. Die betroffenen Zonen Freyung, Spiegelgasse und Untere Ländgasse wurden daher entsprechend angepasst und die vom Einzelhandel dominierten Bodenrichtwertzonen der Innenstadt auf ihrem Niveau belassen.
Landwirtschaftliche Nutzflächen
Im Bereich der landwirtschaftlichen Nutzflächen war eine Abschwächung der Preissteigerung zu verzeichnen. Auch gestützt durch Daten des Gutachterausschuss des umliegenden Landkreises konnten Veränderungen im Schnitt von plus 8 Prozent auf zwei Jahre nachgewiesen werden.
Bilanz: Entwicklung des Flächenpotenzials vorantreiben
Insgesamt betrachtet, stellt Eder fest, habe sich der Grundstücksmarkt im Bereich der kreisfreien Stadt Landshut weiter stark nach oben entwickelt. Mögliche Gründe dafür seien unter anderem die Raumknappheit und die steigenden Preise des Großraums um München, die sich weiter verstärkt auf das Preisniveau der Stadt Landshut auswirken.
Als Fluch und Segen zugleich wertete Oberbürgermeister Alexander Putz die von Eder angesprochene Situation. Einerseits profitiere die Stadt als Teil der Metropolregion München gerade auch aus wirtschaftlicher Sicht von der räumlichen Nähe zur Landeshauptstadt und zum Flughafen. Andererseits platze die Stadt aufgrund des in den vergangenen Jahren überproportionalen Bevölkerungswachstums aus allen Nähten. Dieser rasante Wachstumsboom spreche zwar für die hohe Attraktivität des Standorts Landshut – was auch sehr erfreulich sei, so Putz, allerdings: „Die große Herausforderung dabei ist, mit den gestiegenen Anforderungen – beispielsweise was die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur anbelangt – auch Schritt halten zu können“. Stichwort: Schulentwicklung, Baulandausweisung usw.. „Wir haben ein großes Flächenpotenzial“, betonte Putz. Wichtig sei es, dessen Entwicklung Zug um Zug, nachhaltig und mit Bedacht weiter voranzutreiben. Als aktuelles Beispiel nannte der Oberbürgermeister die Ochsenau. Erst kürzlich habe die Stadt in einer Online-Ausstellung das dortige Wohnbebauungspotenzial veranschaulicht. Dort solle Putz zufolge Wohnraum für circa 800 Einwohner entstehen, 20 Prozent der dortigen Fläche seien für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen. Darüber hinaus sei die Stadt durch die Vergabe von Grundstücken nach Modellkriterien weiterhin bestrebt, bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Ebenso werde die Aktivierung von Baulücken weiter vorangetrieben, um flächenschonend weiteres Wohnbauland zu schaffen.
Die neue Bodenrichtwertkarte mit Stichtag zum 31.12.2020 liegt bis 10. Juni zur Einsicht in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses an der Fleischbankgasse 310, drittes Obergeschoss aus. Für die Einsichtnahme ist vorab eine telefonische Terminvereinbarung unter 0871-881492 erforderlich.
Die Bodenrichtwertkarten sind in Druckform für 220 Euro zu erwerben, die Online-Auskunft unter www.boris-bayern.de kostet 180 Euro. Einzelauskünfte für Bodenrichtwerte können ebenfalls unter obiger Internetadresse zu einem Kostensatz von 25 Euro erworben werden, die schriftliche Form kostet pro Einzelauskunft 30 Euro.