DIGITALE SCHULE JETZT-Initiator Bernd Einmeier mit Konferenzteilnehmern im Dialog. - Bild: W. Götz
Landshut – gw (23.02.2021) Corona stellt Schule vor digitale Herausforderungen. Per Zoom-Konferenz erörterten Beteiligte, Betroffene und Politiker, was gut läuft und wo es hapert, Unterricht, Erziehung und Bildung aufrecht zu erhalten. Bernd Einmeier, Vater, Unternehmer und aktiv im Landesvorstand des liberalen Mittelstand, organisierte dazu ein digitales Treffen, in dem offen die wunden Punkte angesprochen wurden.
FDP-MdB Thomas Sattelberger nannte Corona „eine digitale Bewährungsprobe für Schulen“ und kritisierte die regierende Politik: „Sie hat die Sommerferien verschlafen.“ So gab es ein böses Erwachen in der 2. Welle. 30 Prozent der Kinder waren zum Homeschooling nur schwer zu erreichen.
Mehr online-Unterricht in kleinen Gruppen wünscht sich Michael Stecker, Vater von drei Kindern. Er bemängelt, dass viele Lehrer sich aufs Verteilen und Bearbeiten von Arbeitsblättern beschränken. Insgesamt kann er sich auch nach Corona mehr digitalen Unterricht vorstellen.
Für Thomas Sattelberger sind die Grundschulen die Leidtragenden an den derzeitigen Angeboten. Unterricht, Bildung und Erziehung bleiben auf der Strecke. Auch er wünscht sich mehr Unterricht und weniger Arbeitsblätter. Private Anbieter von Nachhilfe machen es vor, wie es geht, mit Lernvideos und Zweiergesprächen. Für ihn „steckt Schule durch Corona in der Krise.“
„Corona wirkt wie ein Brennglas“, so Stadträtin Kirsten Sauter. „Doch die Krise war schon vor Corona in den Schulen da.“ Zur Schulöffnung fehlen ihr jedenfalls zukunftsweisende Konzepte, insbesondere seitens des Kultusministers. Einerseits erlebt sie engagierte Lehrer und Schulleiter, auf der anderen Seite fehlt es an der Digitalisierung. Als mögliche Lösungen schlägt Sauer vor Medienkompetenz in die Lehrpläne aufzunehmen, Lehrpläne zu digitalisieren und Lehrer besser fortzubilden. „Denn es kann nicht sein, dass im Jahr 2021 Pädagogen ihre Arbeitsblätter über den Gartenzaun reichen müssen.“
Der Lockdown mitten im Abitur war eine totale Katastrophe, so Stadträtin und Mutter Patricia Steinberger. Für sie scheitere auch vieles an Lehrern, die am liebsten Papier kopieren und Arbeitsblätter verteilen.
Eine weitere Teilnehmerin der Konferenz sprach die Hürden des Datenschutz an: „MS-Teams benötigt eine Datenschutzerklärung der Eltern. Wenn nur einer nicht unterschreibt, gibt es für die ganze Klasse keinen online-Unterricht. Bernd Einmeier und MdB Thomas Sattelbergeren sehen auch nach der Pandemie neue Vorteile in der Digitalisierung, etwa für Schüler im Krankheitsfall oder wenn zum Beispiel nicht genügend Schüler für eine Berufsschulklasse zusammen kommen.
Auch Sigrid Wersching, Lehrerin an der Wirtschaftsschule, glaubt, dass sich nach Corona Schule dauerhaft verändern wird. Und durch digitalen Unterricht bekommen Schüler auch mehr Medienkompetenz. Wichtig sei jedenfalls, dass Schulen einheitliche Konzepte aufbauen und nicht jedes Bundesland mit verschiedenen Plattformen arbeitet.
Auch Homeschooling und Homeoffice fordern die Familien. Bernd Einmeier räumte, dass Männer solche Situationen oft und gerne den Frauen überlassen. MdB Nicole Bauer fügte an, dass es dazu noch keine Zahlenbelegbare Studien über die Auswirkungen gibt. Aber für sie steht fest, dass die gesamte Situation zu erheblichen Belastungen und geringerem Einkommen in den Familien führt.
Die Gesprächsrunde wollte aber auch Lösungsvorschläge bieten, wie sich die digitale Zukunft entwickeln soll. MdB Thomas Sattelberger regte an, sich vom Datenschutz nicht dogmatisch überrollen zu lassen, saubere Lernplattformen aufzubauen und mündliche Abschlussprüfungen auch digital zu ermöglichen, digitale Sprechstunden einzuführen und Lehrer nicht mit Verwaltungsaufgaben zu belasten. Bernd Einmeier schloss sich dem an und sprach zusätzlich die technischen Voraussetzungen an: Beispielsweise Mindestanforderungen zu definieren, welche Leitungskapazitäten Schulen benötigen.
„Toll, dass eine solche Initiative gestartet wurde“, resümierte MdB Thomas Sattelberger das Gespräch, „denn Digitalisierung wird all unsere Lebensbereiche noch stärker durchdringen, wie damals die Gutenbergsche Buchdruckrevolution. Daher gilt es, die junge Generation auf die digitale Zukunft vorzubereiten.“