Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute in ihren Bayern-Teil unter dem Titel „Seehofers Kabelsalat" über Planungen, nach denen eine Alternativ-Stromtrasse von Norden in den Süden Deutschlands beim Atomkraftwerk Isar im Landkreis Landshut enden könnte. Das hat dem neuen Landrat Peter Dreier gar nicht gefallen. Deshalb ließ er postwendend folgende Presseerklärung veröffentlichen:
„Die Region Landshut leistet seit über einem halben Jahrhundert weit Überdurchschnittliches für die Energie-Versorgung Bayerns und Deutschlands: Bei uns sind drei Atomkraftwerke gebaut worden; zwei Atomkraftwerke Isar bei Ohu (Gemeinden Essenbach und Niederaichbach) bildeten jahrzehntelang das Rückgrat der Stromversorgung Bayerns – das Atomkraftwerk Isar 2, das bis zum Jahr 2022 weiter arbeitet, war mehrfach „Produktionsweltmeister" unter den AKW der ganzen Welt und weltweit stets unter den „Top Ten" der Atomreaktoren.
In Isar 2 wurden zum Beispiel in einem Jahr einmal rund zwölf Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt – etwa die Menge, die Bayerns 4000 Wasserkraftwerke im selben Jahr gemeinsam produzierten. Das inzwischen abgeschaltete AKW Isar 1 hat über Jahrzehnte 900 Megawatt Strom pro Jahr erzeugt – die Strommenge, die die gesamte Landeshauptstadt München verbraucht. Wir haben hier im Landkreis und in der Region Landshut niemals nach dem Sankt-Florians-Prinzip gehandelt und die Lasten nicht dankend an andere weitergereicht.
Es ist daher schon bemerkenswert, dass man jetzt auch wieder an uns denkt, wenn es darum geht, eine Region erneut mit Lasten zu beglücken. Unsere Bürgerinnen und Bürger hätten vielmehr ein Anrecht darauf, dass man sich höheren Orts intensiver Gedanken darüber macht, wie das atomare Zwischenlager am AKW-Standort Isar, dessen Ende nicht absehbar ist, aufgelöst werden kann und man es nicht zu einem De-facto-Endlager werden lässt. Wir sind auch in punkto Energiewende weit davon entfernt, Verantwortung und Lasten auf andere zu schieben.
Aber unsere Bevölkerung, die – heute schon fast vergessen – in Zeiten des Kalten Krieges neben den Atomkraftwerken jahrzehntelang auch durch ein großes Munitionsdepot belastet und potentiell gefährdet war, hätte schon das Recht, dass sich die „große Politik" Gedanken darüber macht, einmal einen Kelch an der Region Landshut vorübergehen zu lassen. Die Frage, woher genau der durch neue Trassen fließende Strom im Einzelnen kommt, ist demgegenüber zweitrangig.
Wenn man als „kleiner Landrat" den Planern in der großen Politik und der großen Wirtschaft einen Rat geben darf, könnte der so lauten, dass man alles daran setzen sollte, die – sicher notwendigen Stromtrassen – quer durch unser Land unterirdisch zu verlegen. Dadurch könnte eine vielzitierte Beschädigung der Landschaft verhindert werden – unsere wunderbare bayerische Landschaft ist übrigens auch eines unserer wichtigsten Güter, die nicht vermehrbar sind."
Gez.
Peter Dreier, Landrat
Landrat