Die Dult bleibt mit größter Wahrscheinlichkeit noch lange, lange Zeit - selbst wenn Landshut eines Tages durch Zuzug und Eingemeindungen Großstadt mit über 100.000 Einwohnern werden sollte - auf der Grieserwiese mit Blick auf Burg und St. Martin. Der beliebte Wochenmarkt (Foto, immer am Freitag) aber bleibt nur vorerst in der Altstadt, mindestens bis zum verkaufsoffenen Sonntag am 5. Oktober.
Die Marktbeschicker wurden von der Stadtverwaltung bereits entsprechend benachrichtigt.
In Landshut und Landkreis gibt es aber nicht nur an den Stammtischen viel zu diskutieren. Viele Fragen drängen sich auf:
Was wird aus dem riesigen ehemaligen JVA-Areal (8.000 wm) samt 2,80 m hoher Mauer und siebenstöckigen mausgrünen Gebäuden am Münchner Tor? Ein bekannter Landshuter Immo-Unternehmer würde das ganze Gelände gern (vom Freistaat) erwerben und in Absprache mit der Stadt eine vielseitige Nutzung als attraktive "Visitenkarte" am Eingang zur Kernstadt realisieren.
Bernlochnerkomplex: Lösung ohne Verlierer gesucht
Wie geht es mit dem riesigen Bernlochner-Komplex weiter? Das Gebäude gehört der Stadt, der Grund und Boden aber der Erbengemeinschaft Wittmann. Wer durchschneidet den gordischen Knoten? Wer findet eine allseits akzeptablen Kompromiss? Oberbürgermeister Hans Rampf kann seine mindestens zweimals öffentlich geäußerte Einschätzung, dass die Wittmann-Erben mit der Stadt einen "wasserdichten Vertrag" hätten, wohl nicht mehr halten.
Der vor über 20 Jahren geschlossene Vertrag der Stadt (unter OB Deimer) mit der Erbengemeinschaft ist "schwebend unwirksam", wenn nicht sogar zum Nachteil der Stadt rechtswidrig. Sogar das Restaurant im Bernlochner geht einer ungewissen Zukunft entgegen, weil die Theater-Besucher als Kunden fehlen. Der Pachtvertrag für das Restaurant läuft Ende 2014 aus. - Allein für die Stadtsäle im Bernlochner muß die Stadt heuer laut Auflistung der freiwilligen Leistungen für 2014 satte 689.078 Euro berappen, weil diese Säle nur eine Eigenfinanzierung von 25,45 Prozent (235.181 Euro) erbringen.
Bleibt das Kaufhaus Karstadt am Ländtor dauerhaft und wenn ja, mit welcher Struktur? Das angeblich schwarze Zahlen schreibende Kaufhaus, 1994 von Hertie übernommen, steht ebenfalls auf einem Wittmann-Grund.
Klinikum, Neustadt-Gestaltung, Schulden-Reduzierung
Nicht zuletzt: Bleibt das Landshuter Klinikum (noch 538 Betten) wenigstens mittelfristig in städtischer Hand? 2004 hatte dieses Lehrkrankenhaus des LMU München noch 600 Betten. Jetzt hat die Stadt zehn Prozent Einwohner mehr und dennoch mußte die Bettenzahl im Klinikum um zehn Prozent reduziert werden. Seit Jahren steht beim Klinikum auch das Schwesternheim leer, weil bautechnisch nicht mehr wohntauglich. Kann Ob Rampf in seinen letzten 28 Amtsmonaten noch einen Neubau stemmen?
Und die 44 neu gewählten Stadträte entscheiden wohl schon im Herbst, wie die Neustadt modernisiert, umgestaltet werden kann bis hin zu einer eigenen Fußgängerzone in der oberen Neustadt. Dem Projekt Tiefgarage in der Neustadt geben vor allem Bau-Fachleute so gut wie gar keine Chance, weil schlicht viel zu teuer.
Und wie soll die Stadt vom Schuldenberg runterkommen, wenn es bei "Bayerngrund" nichts mehr zu verkaufen gibt und die stadteigenen Immobilien ausgereizt sind?
Soll der massive Zuzug auch nach OB Rampf gefördert werden?
Und soll der Rathauschef bzw. eine -Chefin in der Nachfolge von OB Hans Rampf weiterhin einen Zuwachs an Einwohnern fördern - mit allen Konsequenzen für die dafür notwendige Infrastruktur? Braucht Landshut nicht zuletzt deshalb eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft, wie das heute und die nächsten Samstage die SPD per Unterschriftenlisten fordert?
Welchen Typ von Oberbürgermeister braucht die Stadt künftig? Den behutsamen oder rigorosen Sparer? Einen knsequenten Sanierer oder den wagemutigen Planer und neue Projekte anpeilenden Rahauschef. Wer wird der kongeniale Partner bzw. die Partnerin des neuen jungen Landrats Peter Dreier, der ständig von der gemeinsamen Region spricht? Freilich hat ihm Regierungspräsident Heinz Grunwald schon schriftlich wissen lassen, er solle die Kirche im Dorf lassen, die zu ehrgeizigen Investitionen zurückfahren und die seit 2011 dreimal höheren Schulden des Landkreises abbauen. Im übrigen boomt nur ein Teil der 35 Landkreisgemeinden. Viele Kommunen - vorzugswiese an den Landkreisgrenzen - kämpfen mit schrumpfenden Einwohnerzahlen. Da reicht ein Blick in die Einwohner-Statistik.
Die Zeit, da der Landkreis innerhalb von nur zehn Jahren (1990 bis 2.000), also unter dem heute 80-jährigen Landrat Josef Neumeier, um 20.000 Einwohner gewachsen ist, sind Vergangenheit. Unter Landrat Josef Eppeneder (2002 bis 2014) ist der knapp 150.000 Einwohner große Landkreis nur mehr geringfügig - trotz Nähe zum Flughafen und zu BMW - gewachsen. Schon nach 100 Amtstagen spricht Landrat Dreier (48) aber am laufenden Band von einem Boom-Lankreis, obwohl die meisten Landkreis-Gemeinden bei der Ausweisung von Bauland eher zurückhaltend agieren, lieber vorsichtig arrondieren als expandieren.
Kann und will Dreier das Schweinemastprojekt vor Achdorf stoppen?
Einen Boom gibt es leider nach wie vor vorzugsweise im nördlichen Landkreis beim Zuwachs an riesigen Schweinemastställen. Dieses brisante Thema könnte für den aus der schweinedichtesten Gemeinde Hohenthann stammenden Landrat zur Nagelprobe werden. Noch ist ja offen, ob der Mittergoldinger Schweinemäster Wolfgang Beck dicht am Stadtteil Achdorf einen Schweinemast- und Zuchtbetrieb (3.200 Plätze) auf die grüne Wiese (in Aign) stellen darf, just unweit vom Wassereinzugsgebiet bei Obergolding/Schloßberg der Stadt Landshut. Es wird höchst interessant sein, ob Neu-Landrat Dreier von den Freien Wählern, die grundsätzlich als bauernfreundlich gelten, die ehrgeizigen Pläne von CSU-Gemeinderat Wolfgang Beck, Sohn des ehemaligen Landshuter Landrats Toni Beck, im Kooperation mit OB Rampf stoppen kann und will.