Die Kooperations-Bäume wachsen auch mit dem neuen Landrat Peter Dreier nicht in den Himmel, wenn es um die Krankenhäuser bzw. Kliniken geht. Das sind das Klinikum Landshut mit 538 Betten (2004 waren es noch 600) sowie die Kreiskrankenhäuser in Achdorf (330), Vilsbiburg (220) und Rottenburg (110 Betten). Zusätzlich gibt es in Landshut Stadt noch das völlig selbständige Kinderkrankenhaus der Solanus-Schwestern (110 Betten) unter der Obhut der Diözese München-Freising.
Am besten ausgelastet (zu 100 %) ist das Achdorfer Kreiskrankenhaus, das auch wirtschaftlich schwarze Zahlen schreibt. Das Kinderkrankenhaus kommt gerade so über die Runden. Angeblich gibt es von Seiten der Diözese bisher (noch) keinerlei finanzielle Unterstützung. Zum 1. Januar 2015 strebt man die Umwandlung in eine gemeinützige Gesellschaft mit beschränkten Haftung (gGmbH) nach dem Vorbild des Landshuter Klinikums an.
Die Kreiskrankenhäuser in Vilsbiburg und Rottenburg sind seit Jahren chronisch defizitär. Die Zahlen liegen uns vor. Gleiches gilt für das Landshuter Klinikum, das allein für 2013 der Stadt als Alleingesellschafter ein Defizit von 9,2 Millionen Euro aufbürden mußte. Das führte Ende Juni sogar zu einer Sondersitzung des Stadtrats.
Weiterhin jeweils fast alles streng getrennt
Koopeation in kleinen Schritten heißt wohl die Devise für Oberbürgermeister Rampf wie auch für den neuen Landrat Dreier, der sicher weiß, dass sein 60-köpfiger Kreisrat eine wie auch immer geartete Fusion der Landkreiskrankenhäuser (zusammen 660 Betten) mit dem Landshuter Klinikum (538 Betten) nicht mittragen würde. Also bleibt es bei jeweils eigenen Geschäftsleitungen, eigenen ärztlichen Direktoren und Chefärzten, eigenen Verwaltungsapparaten, getrennter Schwesternausbildung und eigenen Presseabteilungen, teils unterschiedlichen Vergütungen für Ärzte und Krankenschwestern und ohne durchgreifende Flurbereinigung bei den zahlreichen Fachabteilungen. Hier die Klinikum gGmbH, dort LAKUMED.
OB Rampf ist nur mehr 28 Monate Rathauschef. Dreier hat erst 125 Tage als neuer Landkreischef absolviert. Das Thema Koopeation war unter seiner Führung noch kein Thema in den Kreisgremien. Von Fusion der Krankenhäuser ist gar keine Rede mehr. Eine Privatisierung kommt auch nicht in Frage. Landshut baut beim Klinikum ein völlig neues Bettenhaus. Da kann Rampf wohl gerade noch den ersten Spatenstich im Amt erleben. Der knapp 150.000 Einwohner große Landkreis darf in Achdorf die Bettenkapazität auf 348 ausbauen.
Der Landkreis boomt nicht in allen 35 Gemeinden
So toll steht der Landkreis ja finanziell auch nicht mehr da. Seit 2011 haben sich die Schulden verdreifacht. Regierungspräsident Heinz Grunwald hat dem neuen Landrat schon schriftlich wissen lassen, dass er die geplanten Investitionen zurückfahren müsse. Dieses Schreiben liegt uns ebenfalls vor. Der Landkreis mit seinen 35 Gemeinden ist sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gibt viele Kommunen, die bereits gegen einen Schwund an Einwohnern ankämpfen und Gemeinden, denen es verhältnismäßig (wirtschaftlich) sehr gut geht wie z.B. Ergolding, Essenbach, Vilsbiburg, Tiefenbach oder Eching. Seit Jahren wächst in erster Linie die Stadt Landshut, inzwischen über 67.000 Einwohner. Der Landkreis hat in den 12 Eppeneder-Jahren nur mehr um 2.500 Einwohner zugelegt.
Zehn Jahre zuvor (1990 bis 2.000) betrug das Wachstum unter Landrat Neumeier noch 20.000 Einwohner. Die Erklärung: Viele Landkreisgemeinden sind bei der Ausweisung von neuen Baugebieten eher zurückhaltend geworden. Da spielt wohl auch die Angst vor dem demografischen Wandel mit. Auch die Gemeinde Hohenthann, wo Landrat Dreier 12 Jahre Bürgermeister war, ist in seiner Amtszeit nur geringfügig gewachsen. Das könnte auch daran liegen, weil es mittlerweie in der 3.920 Einwohner großen Gemeinde 15 mal mehr Schweine (über 60.000) mit allen bekannten Negativ-Folgen (Geruch, Grudnwasser usw.) gibt.
Bei der Hochschule ist der Landkreis (noch) außen vor
Bemerkenswert ist, dass in zwei Interviews der Tageszeitung mit Rampf und Dreier innerhalb von einer Woche das Thema Hochschule gar nicht angesprochen wurde. Auch Dreier hat in seiner 100-Tage-Bilanz die mit Abstand größte (4.700 Studierende) und wichtigste Bildungseinrichtung der "Boom"-Region nicht erwähnt. Der Landkreis hat sich bei der Hochschule bisher so gut wie nie engagiert. Vertreter des Landkreises sind bisher auch in keinen Gremien der Hochschule (Kuratorium, Feundeskreis usw.) zu finden. Z. B. könnten Studentenheime durchaus auch in Ergolding oder Kumhausen gebaut werden. In den reichen Gemeinden wie Essenbach, Vilsbiburg, Ergolding oder Tiefenbach sind auch wissenschafltiche Koperations-Institute nach dem Vorbild der Deggendorfer Hochschule vorstellbar und wünschenswert.
Man wird sehen, was das seit dem 1. August mit vielen Vorschußlorberen etablierte Stadt-Landkreis-Büro für Regionalmanagement (mit Sitz im Landratsamt) an Ideen und Initiativen bringt. Ähnliche Regionalbüros - finanziell kräftig vom Freistaat gefördert - wurden in vielen Landkreisen im übrigen schon vor Jahren eingerichtet. /hs