Handwerk hat einen goldenen Boden, lautet ein altes Sprichwort – vor allem aber auch eine weibliche Seite: Gemeinsam mit tüchtigen Männern tragen Ehefrauen Sorge dafür, dass die Handwerksbetriebe laufen, das Büro nicht untergeht und die Rechnungen rausgehen. Außerdem sorgen die Frauen für Familie und Haushalt und oft für ältere Angehörige:
Für solche Leistungsträger kann es nur gut sein, wenn sie sich zusammenschließen, Erfahrungen austauschen und sich in geeigneter Weise fortbilden: Das ist der Grundgedanke hinter dem Verein „Unternehmerfrauen im Handwerk", dessen Vorstandsmitglieder Landrat Peter Dreier einen Antrittsbesuch abstatteten. Dank des Engagements und unter der Ägide der langjährigen Vorsitzenden Christine Zellner aus Altfraunhofen hat sich der Arbeitskreis Landshut der Unternehmerfrauen im Handwerk zu einer der mitgliederstärksten und aktivsten Verbände innerhalb des deutschlandweiten Netzwerks der Organisation entwickelt.
103 Damen aus dem Landkreis und der Stadt Landshut, in aller Regel mitarbeitende Frauen von Handwerkern und selbstständige Unternehmerinnen, sind heute in dem Arbeitskreis organisiert, den die Gründungsvorsitzende von 1999 bis Februar diesen Jahres leitete. Die neue Vorsitzende Manuela Nemela (Landshut) und ihre Stellvertreterin Barbara Ramsauer (Velden) sind nach ihren eigenen Worten geradezu typische Beispiele dafür, wie hilfreich so ein Zusammenschluss sein kann – und wie groß die Hemmungen oft sind, sich einem solchen Verband anzuschließen.
„Unternehmerfrauen" – das habe in ihren Ohren nach so viel Kompetenz und Erfahrung geklungen, da könnten sie doch gar nicht mithalten, hätten sie gedacht, schilderten sie im Gespräch mit Landrat Dreier und Vertretern der Landkreisverwaltung. Nun, Kompetenz, Erfahrung und vieles andere sehr wohl: Vor allem aber seien sie in dem Kreis auf Gleichgesinnte und auf Frauen mit ähnlichen Erfahrungen gestoßen – und auf die Bereitschaft, Erfahrungen zu teilen, Kompetenzen zu vermitteln und sich auch einmal in den Alltagsdingen des Lebens auszutauschen. Frauen seien einfach ehrlicher und offener, zeigten sich wie ihre Mitstreiterinnen auch die 3. Vorsitzende Renate Ellwanger (Geisenhausen) und Schriftführerin Doris Schandl (Vilsbiburg) überzeugt.
Frauen machten sich gegenseitig nicht so viel vor und könnten auch Schwächen eingestehen. Andererseits übernähmen sie oft auch klaglos Arbeiten, denen sie nicht gewachsen sind, oder einfach zuviele Aufgaben. Eine Überforderung ergebe sich oft auch daraus, dass sie aus ganz anderen Berufen kämen – und als Quereinsteigerinnen halt nicht auf einmal die perfekte Bürokauffrau sein könnten. Oft würden die Frauen „ins kalte Wasser geworfen", brachte es Doris Schandl auf einen griffigen Nenner. Darum sei es so wichtig, solchen Frauen diese Botschaft zu vermitteln, bekräftige ihre Vorstandskollegin Barbara Ramsauer: „Kommt zu uns Unternehmerfrauen im Handwerk – und zwar bevor Euch alles zuviel wird, Familie und Haushalt, Kindererziehung, Mitarbeit im Betrieb und Pflege von Angehörigen.
"Die Organisation Unternehmerfrauen im Handwerk biete ihren Mitgliedern nicht nur ein mannigfaltiges Veranstaltungsprogramm – sondern in Zusammenarbeit mit Institutionen wie Volkshochschulen und vor allem den Handwerkskammern für Frauen maßgeschneiderte Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten. Wer Pflichten in Betrieb und Familie unter einen Hut bringen muss, der, oder genauer: die, kann keine Vollzeitausbildung absolvieren. Zusammen mit der Handwerkskammern München und Regensburg, wie Christine Zellner darlegte, haben die Unternehmerfrauen im Handwerk Fortbildungsmaßnahmen zur Bürokauffrau, Fachwirtin und Betriebswirtin(HWK) sowie in der Informationstechnologie (IT) entwickelt, die in Module aufgeteilt sind.
Die Schulferien sind dabei mit Blick auf die Verpflichtungen von Müttern stets unterrichtsfrei. Den Unternehmerfrauen, die eine solche Ausbildung durchlaufen, gebe sie viel Sicherheit und Selbstvertrauen, sind sich die Vorstandsmitglieder des Verbandes absolut einig, aus eigener Erfahrung und aus konkreten Beispielen aus ihrem Umfeld. Christine Zellner, die dem Landesvorstand als Regionalbeauftragte für Niederbayern und die Oberpfalz angehört, hob besonders auch den großen Praxisbezug dieser Ausbildung hervor. Landrat Peter Dreier machte keinen Hehl aus seiner Bewunderung für die Leistungen, die Unternehmerfrauen im Handwerk erbringen. Er kenne dies aus vielen persönlichen Begegnungen und Beobachtungen, schilderte er und zollte den Damen große Anerkennung: Wo Frauen mit anpackten und Verantwortung trügen, da laufe es insgesamt besser.
Der Landrat begrüßte es im Übrigen sehr, dass der Wert des Handwerks und handwerklicher Ausbildung für Staat und Gesellschaft mittlerweile auch in der großen Politik Beachtung finde: Er habe kürzlich erstmals aus dem Mund von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Aussage vernommen, dass, sinngemäß, eine Lehre im Handwerk einer universitären Ausbildung in nichts nachstehe. Nachdem so viele Jahre zu sehr auf akademische Bildung gesetzt worden sei, sei dies doch ein Hoffnungsschimmer für ein Umdenken auch in der Gesellschaft: Das sei auch notwendig, damit auch das Handwerk beim Wettbewerb um die immer geringer werdende Quote an jungen Menschen nicht weiter ins Hintertreffen gerate. Von Seiten des Landkreises sagte der Landrat den Handwerksbetrieben jedenfalls auch in dieser Frage jede mögliche Unterstützung zu.
Im Bild oben: Vorstandsmitglieder des Verbandes „Unternehmerfrauen im Handwerk" statteten Landrat Peter Dreier einen Antrittsbesuch an. Vorne von rechts die 1. Vorsitzende Manuela Nemela, Landrat Peter Dreier und Landesvorstandsmitglied Christine Zellner; hinten von rechts: Doris Schandl, Renate Ellwanger, Barbara Ramsauer, der Wirtschaftsreferent des Landkreises Ludwig Götz und geschäftsleitender Beamter Albrecht Alram.