Der 175 jahre alte Bernlochner-Komplex steht derzeit im Zentrum der Stadtpolitik. Wird er im Zuge der Auflösung des "schwebend unwirksamen Vertrags" an die Erben verschenkt?
Der Vorsitzende des Nulltarif-Vereins Landshuter Mitte, Prof. Dr. Thomas Küffner, hat als Erster schon lange vor der Stadtratswahl den Ankauf des Bernlochnerkomplexes durch die Stadt gefordert. Jetzt schaut es danach aus, als ob die Stadt den Bernlochner an die Erbengemeinschaft zurückgeben bzw. schenken will.
An Silvester wird noch einmal eine Gala samt Feuerwerk gefeiert. Doch was wird danach? Bis zum Frühjahr soll dem Stadtrat eine entscheidungsreife Lösung vorgelegt werden können, erklärte Oberbürgermeister Hans Rampf bei der letzten Bürgerversammlung am Dienstagabend (25.11.) in der LiveBox der Sparkassenarena vor gut 150 Besuchern. Rampf muß einen "schwebend unwirksamen Vertrag" aus der Zeit seines Vorgängers Josef Deimer abwickeln. Eine extrem heikle Aufgabe. Bei den Grünen beschäftigte sich mit diesem Vertrag Stadtrat Hermann Metzger, ein Spezialist was Verträge angeht, war er doch sein Berufsleben lang Notar.
Kann die Stadt Entschädigungszahlungen für die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen - mit vielen Milionen Euro bezuschußt - von den Vertragspartnern bei der Rückgabe verlangen? Der Bürger auf der Straße wird wohl sagen selbstverständlich. Die Stadt habe doch nichts zu verschenken! Aber wieviel kann die Stadt verlangen? Wir erinnern uns, Deimer wollte an den Bernlochner stets auch eine Stadthalle mit einem großen Kongress- und Konzertsaal angliedern. Die Ergänzung nicht zuletzt für das am 1. April 1982 eröffnete Hotel Kaiserhof, wo in Verbindung mit dem Bernlochner große Kongresse ermöglicht werden sollten. Zum 7. Dezember vor einem Jahr wurde der Kaiserhof überraschend geschlossen. Eine Wiedereröffnung ist kurzfristig nicht in Sicht.
Die Grünen werden Mitte Februar 2015 im Bernlochnersaal wieder ihre zentrale landesweite Politische Aschermittwoch-Veranstaltung durchführen wollen. Und danach?
Was haben die Erben mit der dominanten Immobilie vor? Soll dort ein Hotelbetrieb etabliert werden oder hochwertige Nobel-Wohnungen für Besserverdienende, eine exlusive Isar-Residenz? Angeblich gibt es schon Interessenten aus der Immobilien-Branche für den 1839/40 von Baumeister Johann Baptist Bernlochner erbauten Komplex, damals Hotel. Gaststätte, Theatersaal und Wohnungen, wo ehemals im Redoutensaal rauschende Feste erst bei Kerzen- und später (ab 1857) bei 100 Gaslichtern gefeiert wurden. Nur kurze Zeit später hat J. B. Bernlochner auch das Ottonianum (heute Jugendherberge) hoch oben über der Stadt gebaut, ehemals ein Gasthaus mit großem Biergarten, eine der besten gastronomischen Adressen von Landshut als die heute 67.300 Einwohner große Stadt gerade einmal 12.300 Einwohner hatte.
Gut zehn Jahre zuvor, 1826, ist ja die die Ludwig-Maximilian-Universität von Landshut nach nur 26 Jahren im jetzigen Gebäude der Regierung von Niederbayern nach München umgezogen. Damals ein großer Prestigeverlust.
Was würde Baumeister J. B. Bernlochner heute mit seiner 175 Jahre alten Immobilie anfangen? Was rät der mit namhaften Architekten besetzte Gestaltungsbeirat der Stadt und den Stadträten? Wie ist die Meinung der "Freunde der Altstadt" oder der "Förderer"? Die Parteien und politischen Gruppierungen halten sich mit Ratschlägen ansonsten - Prof. Küffner (LM) ausgenommen - zurück. Stadtrat Hermann Metzger hat lediglich das Vertragswerk haarklein zerlegt und kommentiert.
Vielleicht wird die Rückabwicklung des Bernlochner-Vertrags bereits am Freitag, 5. Dezember, ab 10 Uhr, bei der nächsten öffentlichen Vollsitzung des Stadtrats im Rathaus vielstimmig angesprochen. Bis zum OB-Wahlkampf 2016 dürfte das brisante Thema jedoch bereits durch sein. Nicht zuletzt auch eine Prestige-Sache für die Rampf-Administration mit Stadtdirektor Andreas Bohmeyer sowie Rechtsdirektor Harald Hohn an der Spitze. /hs