Der heutige (23.01., 19.30 Uhr) Neujahrsempfang der Landshuter CSU zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus. Er findet nicht mehr auf der Burg Trausnitz, sondern in der LiveBox der Sparkassenarena statt und es gibt keinen auswärtigen Festredner. Die Festansprache hält MdL Helmut Radlmeier (48) selbst. Damit folgt er dem Beispiel seines Vorgängers im Amt. Auch MdB Dr. Wolfgang Götzer hat stets allein gesprochen. Radlmeier ist seit 2009 1. Vorsitzender der ca. 700 Landshuter CSU-Mitglieder, von denen sich allein vier Mitlgieder als CSU-Stadträte in der Stadtratsfraktion der Landshuter Mitte (LM) organisiert haben.
Am Montag hat dieser Nultarif-Verein im Landshuter Hof einen eigenen Neujahrsempfang mit bissigen Reden gegen die Entscheidung von Innenminister Joachim Herrmann in Sachen B 15neu vor gerade mal 55 Besuchern zelebriert.
MdL Radlmeier wird wohl heute bei seiner Festrede weniger die Lokalpolitik aufarbeiten, sein Thema ist "70 Jahre CSU in Landshut und in Bayern". Am Montag konnte die CSU-Fraktion ja mit Lothar Reichwein (57) ein 14. Mitglied aufnehmen. Das stärkt die Fraktion gegenüber dem LM-Quintett, zumal Reichwein als fleißiger und phantasievoller Stadtrat gilt. Im März steht bei der Landshuter CSU die Neuwahl der kompletten Vorstandschaft an. Dazu wird es womöglich eine Aussprache geben. Der Parteivorsitzende, der zugleich direkt gewählter Landtagsabgeordneter ist und auch die meisten Stimmen aller CSU-Stadtratskandidaten bei der Wahl am 16. März 2014 bekommen hat, besitzt ein natürliches Zugriffsrecht auf die OB-Kandidatur in seiner Partei, wenn er nur will. So war es auch 1969 als der junge MdL Deimer (damals est 33) nach nur drei Jahren als Abgeordneter die OB-Kandidatur anstrebte.
Da wird man heute bei der Radlmeier-Rede genau hinhören, ob er sich diese Herausforderung zutraut. Vor der Wahl des 2. und 3. Bürgermeisters war ja noch Gaby Sultanow (50) die CSU-Favoritin für ein Bürgemeisteramt - auch so von OB Rampf erwünscht - und damit eine mögliche und sehr aussichtsreiche OB-Kandidatin für 2016. Es kam anders, weil flugs vor der Abstimmung im Stadtrat ein alternatives Zweckbündnis federführend von Prof. Goderbauer-Marchner (LM) und MdL Widmann (FW) mit der Fraktion der Grünen (Chefin S. Hagl) geschmiedet wurde.
Also steht MdL Helmut Radlmeier die nächsten Monate unter ganz besonderer Beobachtung. Klar wäre er der OB-Kandidat mit den größten Aussichten für die Nachfolge seines Freundes Hans Rampf, dessen Amtszeit zum 31.12. 2016 endet. Und mit seinem persönlichen Referenten Rüdiger Abel - ein gelernter Redakteur - hat er einen erfolgreichen PR-Mann an seiner Seite, der schon 2004 für den OB-Kandidaten Rampf engagiert war. MdL Radldmeier könnte einen Wahlkampf mit voller Rückendeckung des Amtsinhabers führen. Jeder andere Mitbewerber oder auch eine Mitbewerberin hätte es da sehr schwer.
Nur Radlmeier kann schon im ersten Wahlgang die OB-Wahl im Herbst 2016 gewinnen. Im Landtag würde dann der Pfeffenhausener Florian Hölzl, ein junger Rechtsanwalt, Gemeindrat und Kreisrat, nachrücken. Im Herbst 2018 hätte dann ein anderer Landshuter oder eine Landshuterin (eventuell G. Sultanow) die Chance, das Direktmandat zum Bayer. Landtag anzustreben. Sultanow war 2002 schon einmal Landtagskandidatin mit respektablen Ergebnissen, damals noch für die Freien Wähler.
Die Landshuter Mitte wählt bereits im Februar die Vorstandschaft neu. Vorsitzender ist derzeit Prof. Dr. Thomas Küffner (44), der wohl die größten Chancen als OB-Kandidat hätte, wenn er nur wollte. Im März soll dann eine außerordentliche LM-Mitlgiederversammlung folgen, wo die OB-Wahl 2016 im Mittelpunkt stehen dürfte. Prof. Goderbauer-Marchner (55) , die sich schon 2004 in Konkurrenz mit Hans Rampf (damals Fraktionschef) und Ludwig Zellner (damals 2. Bürgermeister) um die OB-Kaniddatur innerhalb der CSU beworben hat, hat angeblich dieses Ziel immer noch im Visier. Ob sie aber auch eine Unterstützung der C-Partei unter MdL Radlmeier erreichen kann, ist derzeit eigentlich ausgeschlossen. Da sind die Gräben und (persönlichen) Verletzungen zu tief.
Die vier CSU-Mitlgieder der LM werden also heute wohl wieder beim Neujahrsempfang fehlen und sie werden wohl auch bei den CSU-Neuwahlen im März außen vor bleiben. Am 31. März wird die CSU-Vorstandschaft noch offiziell ihrem Ehrenvorsitzenden Dr. Götzer zum 60. Geburtstag in der neuen Parteizentrale (Freyung) gratulieren. Auch dort werden die vier LM-Räte der CSU nicht dabei sein.
CSU-Insider gehen davon aus, dass sich die LM nach der OB-Wahl wieder auflösen werde. Ein Teil könnte zur CSU-Stadtratsfratkion zurückkehren, ein anderer Teil sich den Freien Wählern anschließen. Das wäre das Finale einer vorübergehenden taktischen Trennung und Zersplitterung. Vielleicht will ja dann Prof. Dr. Küffner 2018 zum Landtag im Stimmkreis Landshut kandidieren. Dort könnte er sich für die Stadt und den Landkreis als intensiver Beschaffer von Fördergeldern bezahlt machen. Protokollarisch würde er dann sogar vor dem Oberbürgermeister rangieren. /hs