Nach der Sommerpause entscheidet der Deutsche Bundestag die Neuregelung der Sterbehilfe. Die BayernSPD-Landtagsfraktion will diesen Diskussionsprozess aktiv mitbegleiten und lud deshalb zu einer Informationsveranstaltung mit den beiden Landtagsabgeordneten Ruth Müller und Johanna Werner-Muggendorfer ein.
Insgesamt acht Referenten aus Kirche, Hospiz, Medizin, Recht und Politik erläuterten im gut besuchten Bürgersaal in Rottenburg an der Laaber ihren Standpunkt zum Thema Sterbehilfe und gaben dabei ihre Empfehlungen zur anstehenden Neuregulierung im Bundestag ab.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Grußwort durch MdL Ruth Müller. Eindrucksvoll gab MdL Johanna Werner-Muggendorfer eine Leseprobe aus Martina Rosenbergs autobiographischen Buch „Mutter, wann stirbst du endlich?", in dem eine Tochter ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter, die nicht mehr leben möchte, beim langsamen Sterben zusehen muss. Derart nachdenklich gestimmt erklärte Ruth Müller in ihrer Eigenschaft als Mitglied im Gesundheitsausschuss und im Arbeitskreis Kirche und SPD die verschiedenen Begriffe im Zusammenhang mit Sterbehilfe und gab einen historischen Überblick über die bereits erstmals im Jahre 1900 entstandene Sterbehilfe-Debatte.
Die Referenten aus Kirche und Hospiz, Dr. Nina Lubomierski, Robert Lentner und Werner Ehlen gaben alle ein klares Statement für die Palliativmedizin und die Seelsorge als tragende Säulen der Sterbehilfe ab. Als evangelische Pfarrerin sieht Dr. Lubomierski die Aufgabe der Seelsorge darin, auch im Zweifelsfall die letzten Tage mit dem Sterbenden gemeinsam „auszuhalten. Das spendet oft mehr Trost als eine zwanghafte Sinnsuche". Auch befürchtet der erste Vorsitzende des Landshuter Hospizvereins Werner Ehlen einen „Dammbruch", sollten die Regularien der Sterbehilfe liberalisiert werden: „Das Leben wird dadurch im hohen Alter wertlos, ein frühzeitig herbeigeführter Tod könnte dadurch zur Norm werden".
Rechtliche Aspekte zur Patientenverfügung und deren Wichtigkeit sprach Rechtsanwalt Armin Reiseck an und lieferte somit wertvolle Hinweise.
Die beiden Ärzte Dr. med. Klaus Timmer und Dr. Richard Daffner waren sich einig, dass keine aktive Sterbehilfe erlaubt werden dürfe und dass die Palliativversorgung verbessert werden müsse, um alte Menschen genauso unterstützt und umsorgt aus dem Leben hinausbegleiten zu können, wie wir unsere Kinder ins Leben hineinbegleiten. Dabei seien gerade Beinahe philosophisch zitierte Dr. Daffner die Bibel: „Geben ist seliger denn nehmen. Warum sollten wir diesen Satz angesichts todkranker Menschen umdrehen?"
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten die Gäste noch im direkten Gespräch mit den Referenten ihre persönlichen Eindrücke und Erfahrungen schildern.