Noch nie gab es in Deutschland so viele und so große Demonstrationen für kulturelle Vielfalt und gegen den Hass und die Diskriminierung von Minderheiten. Breite Bündnisse stellen sich entschieden gegen rassistische Argumente und Versammlungen. Bundesweit gibt es eine große Solidarität und vielfältige Initiativen für die Aufnahme und für würdige Lebensbedingungen für Menschen auf der Flucht.
Gleichzeitig gibt es wieder mehr Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, Moscheen und Synagogen. Populisten, Rechtsextremisten und rassistische Demonstrationen schüren Ängste und Hass gegen Flüchtlinge, Muslime, Roma, Juden und andere Minderheiten. Diese menschenfeindliche Stimmungsmache ist keine Randerscheinung und kommt auch aus der Mitte der Gesellschaft. In unserer Region hat sich ein Bündnis von 16 Vereinen und Organisationen zusammengefunden, um mit Vorträgen, Theater, Fakten, Musik, einem Fest und Film sowie einer Ausstellung ein Zeichen gegen Rassismus in und um Landshut zu setzen. Damit engagieren sich Landshuter aus Stadt und Landkreis bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus.
Mit einem Plakat und einem Programmflyer werden ein dutzend Termine im Zeitraum von vier Wochen beworben. „Das gab es noch nie, dass wir vom 19. März bis zum 24. April so ein breites und buntes Programm aufgestellt haben und zudem neue Mitstreiter sich aktiv beteiligen", freut sich Robert Grashei von der IG Metall.
So startet die muslimische Hochschulvereinigung (MHV) Salem am 19. März um 17 Uhr mit einem Vortrag zum „Dschihadismus" im Audimax der Fachhochschule Landshut. Dabei wird Moussa Al-Hassan Diaw über den Missbrauch einer Religion referieren.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) lädt am 20. März mittags zu einer „Bunten Suppe" ins Mehrgenerationenhaus ein. Am Abend findet dann die Vernissage zur Ausstellung „Between" in der Rochuskapelle statt. Die Fotoausstellung von Nani Schiffl-Deiler porträtiert jugendliche Flüchtlinge und dokumentiert Texte über ihre Herkunftsländer mit persönlichen Zitaten. Die prämierte Ausstellung ist bis zum 23. April zu sehen. Anschließend wird sie einen Monat lang in der Berufsschule 1 und vom 26. Mai bis 19. Juni im Landratsamt Landshut gezeigt. Dabei können Führungen für Schulklassen organisiert werden.
Ein Klassiker ist bereits die Interkulturelle Musikwerkstatt mit dem Musiker und Komponisten Kim Azas. Er macht zwischen 10 und 16 Uhr mit Musikinteressierten einen Song gegen Rassismus in seinem mobilen Tonstudio am 21. März. Am Abend wird in der Alten Kaserne das afghanisch-persische Neujahrsfest „Nowruz" mit klassischer persischer Musik und einem afghanischen Büffet gefeiert. Ab 19 Uhr ist Einlass bei einem Eintritt von 15, ermäßigt 12 Euro. Wer den Solidaritätspreis von 20 Euro bezahlt, finanziert damit den freien Eintritt für Flüchtlinge mit.
Die Problematik um Rassismus in der Landshuter Gastronomie beleuchtet eine Diskussion mit Hamado Dipama am 23. März ab 19 Uhr 30 ebenfalls in der Alten Kaserne. Er ist Mitglied im Ausländerbeirat der Stadt München und hat in einem Selbstversuch die verschlossenen Türen erlebt und gegen „Heute nur für Stammgäste" erfolgreich geklagt. Mit „Fakten statt Phrasen" klärt Dr. Fessum Ghirmazion am 25. März die Besucher in der Rochuskapelle auf. Er setzt sich mit den Ängsten und Parolen von PEGIDA und RECHTSPOPULISTEN auseinander und liefert Argumente um ihnen zu widersprechen. Der Politikwissenschaftler arbeitet im Ressort Migration beim Vorstand der IG Metall und ist Trainer für Diversity-Management.
Wer seine Sinne für rassistische Sprache im Alltag schärfen will, kann am gleichen Tag auch im Kursraum des Christlichen Bildungswerkes ab 19 Uhr 30 den Referentinnen Birgit Riegler und Claudia Stadler aus München zuhören. Sie werfen einen Blick auf Alltagsrassismus und Ausgrenzung durch Sprache. Das Programmkino Kinoptikum zeigt vom 26. bis 28 März den Film „Wir sind jung – wir sind stark" jeweils um 21 Uhr. Darin wird der Angriff auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen von 1992 aus verschiedenen Perspektiven gezeigt.
Der Höhepunkt der diesjährigen Wochen gegen Rassismus soll nach Angaben der Initiatoren am Samstag 28. März stattfinden. Mit der Botschaft: „Niederbayern ist bunt! WIR für Demokratie und Vielfalt" rufen 34 verschiedene Verbände, Organisationen, Religionsgemeinschaften und Jugendringe zu einer Demonstration und Kundgebung in Landshut auf. Dabei startet der Demonstrationszug begleitet von den „Ubuntu Drummers" ab 14 Uhr vom Hauptbahnhof und zieht in die Altstadt, wo ab 15 Uhr die Abschlusskundgebung mit Folklore, Musik und Poesie vor dem Landshuter Rathaus stattfinden wird. Die Teilnehmer werden dort von Oberbürgermeister Hans Rampf und Landrat Peter Dreier begrüßt. Die Kundgebung wird ein Bekenntnis für Demokratie und Vielfalt der Bürger- und Zivilgesellschaft zum Ausdruck bringen sowie Hass und Gewalt gegen Minderheiten eine Absage erteilen.
Das Musiktheater „Reise ins Paradies" von Darioush Shirvani, der selbst 1985 aus dem Iran geflohen ist, wird am 24. April die Wochen gegen Rassismus in und um Landshut beenden. Darin werden Geschichten von Menschen, die den Weg nach Deutschland überlebt haben erzählt. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr 30 in der Rochuskapelle. Wer sich über das Programm genauer informieren will, findet Informationen im Internet unter www.landshut-interkulturell.de außerdem liegen Flyer und Plakate an den bekannten Stellen sowie in Geschäften und Einrichtungen auf.
Viele engagierte Bürgerinnen und Bürger setzen sich in unserer Region für mehr Menschlichkeit ein. Das Bündnis zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus findet sich seit 2006 zusammen. Annelies Huber, die Geschäftsführerin vom Haus International ist begeistert und beschreibt den Geist und Antrieb der Beteiligten so: „Die Integration von Migranten und Flüchtlingen in die Gesellschaft und das Verständnis zwischen allen unterschiedlichen Menschen muss weiterhin gefördert werden. Erscheinungsformen von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, sowie neue Formen des Rechtspopulismus müssen rechtzeitig und ernsthaft wahrgenommen und thematisiert werden. Dann kann sich die Gesellschaft erfolgreich gegen Gefahren für unsere Demokratie wehren."