Die Option einer Zusammenführung der C-Gruppierungen - Junge Liste, Landshuter Mitte und CSU unter einem CSU-Vorsitzenden Thomas Haslinger (28) ist am Dienstag geplatzt. Haslinger strapazierte in seiner Bewerbungsrede das Wort "gemeinsam", um die CSU zu alter Stärke zurückzuführen, nach allen Regeln der Kunst. Am Ende ging er trotz seiner 32,6 Prozent völlig leer aus. Er unterlag sogar auch deutlich (165:89) gegen Gaby Sultanow bei der Wahl der vier Stellvertreter von Parteichef Radlmeier.
Ob er künftig als Fraktionvorsitzender der Jungen Liste/BfL an CSU-Vorstandssitzungen teilnehmen darf, ist unwahrscheinlich, eher schon gelegentlich an Sitzungen der CSU-Stadtratsfraktion, die von Rudolf Schnur geführt wird. Und dieser bemühte in einer kurzen Rede bei der Kreishauptversammung am Dienstag das Wort "gemeinsam" ebenfalls überdeutlich. Was können Haslinger und Schnur jetzt gemeinsam noch anstreben? Im lokalpolitischen Tagesgeschäft sind ja die Fraktionchefs die Taktgeber. Für die Landshuter Mitte ist dies Prof. Dr. Goderbauer-Marchner (55). Sie war bei der Stadtratssitzung am Freitagnachmittag relativ zurückhaltend. Am Ende verlies sie die Plenarsitzung sogar vorzeitig. Auffallend lebhaft und diskussiosfreudig zeigte sich dagegen MdL Jutta Widmann (53). Sie kämpfte vor allem - doch letztlich ohne Erfolg - für eine durchgehend 9 Meter breite Fahrbahn im Zuge der Neugestaltung der Neustadt. Derzeit ist die Fahrbahn 12 Meter breit.
Und die CSU ist mit dem alten und neuen Vorsitzenden weiterhin auf der Suche nach einem überzeugenden OB-Kandidaten, der die Wahl im Herbst 2016 möglichst schon im ersten Wahlgang gewinnen kann. Ein langjähriger Rechtsanwalt mit Büro in der Oberen Altstadt meinte dieser Tage, dass jetzt Stadträtin Gaby Sultanow (50), die er von vielen Gerichtsterminen her bestens kenne, die Chance nach ihrem Wahlerfolg gegen Haslinger ergreifen sollte. Sie bilde derzeit mit Parteichef Radlmeier und OB Rampf ein vorzeigbares Trio. Mit einer OB-Kandidatur könne sie die herbe Niederlage bei der Wahl der 2. und 3. Bürgermeister im Mai 2014 für immer vergessen machen. In der Tat wäre es für Sultanow nicht zuletzt ein persönlicher Triumpf gegenüber dem Duo Goderbauer-Marchner & Widmann, die die Wahl der 2. und 3. Bürgrmeister gegen sie und die CSU hinter den Kulissen eingefädelt haben.
Man wird sehen, wie Gaby Sultanow die nächsten Wochen und Monate im Stadtrat bzw. in den Ausschüssen agiert. Hinter Radlmeier hat sie im übrigen bei der Stadtratswahl das zweitbeste Stimmenergebnis erzielt. Also, wenn der Parteichef Radlmeier nicht selbst die Rampf-Nachfolge anstrebt, wäre Sultanow die aussichtsreichste OB-Kandidatin. Die potentielle LM-OB-Kandidatin Goderbauer-Marchner wäre gegen sie wohl chancenlos.
Und wenn Radlmeier und Sultanow absolut nicht OB werden wollen könnte doch einer aus der Verwaltungsspitze in den Ring steigen: Erste Wahl ist Stadtdirektor Andreas Bohmeyer. Er ist CSU-Mitlglied und wie man weiß, die absolute Vertrauensperson von OB Rampf. In letzter Zeit hat sich im öffentlichen Bewußtsein auch Baudirektor Johannes Doll nach vorn geschoben. Er agiert geschickt in Sitzungen, zeigt Witz und Humor und gibt sich auch kompromißbereit. Kein sturer Bock. Ein versierter Mediator. Das beweist er derzeit bei der Neugestaltung der Neustadt überzeugend. Also, warum nicht der telegene Doll?
Und da ist noch Stadtkämmerer Rupert Aigner, zweifelsohne allseits respektiert und hoch qualifiziert. Stadtrat Robert Neuhauser hat ihn ins Spiel gebracht. Abwarten. Aigner ist zwar nicht in Landshut, sondern in Essenbach wohnhaft, doch das wäre kein Hinderungsgrund, wenn er nur wollte. Und Armin Bardelle, der neue (seit drei Jahren) Stadtwerkechef? Er ist erkennbar zu gern Boss dieser eigenständigen Tochter der Stadt mit 300 Mitarbeitern und einem breiten Tätigkeitsfeld (Wasser, Gas, Strom, ÖPNV). Mit Parteipolitik hat er weniger am Hut.
Vielleicht hat ja bei den Radlmeiers die Gattin das letzte Wort. Wenn die fesche Sabine Radlmeier First Lady werden will, könnte Helmut wohl eine OB-Kandidatur nicht ausschlagen. Und bei Wahlkämpfen läuft Radlmeier ja regelmäßig zur Hochform auf.
Doch Gemach, die anderen Parteien schlafen auch nicht. Vor allem die Grünen bringen Schritt für Schritt ihren potentiellen OB-Kandidaten Stefan Gruber (43) in Stellung. Er gehört, obwohl neu im Stadtrat, zu den fleißigsten und effektivsten unter den 44 Stadträten. Im Plenarsaal sitzt er direkt neben Prof. Dr. Godebauer-Marchner in der ersten Reihe, die wohl seine schärfste Rivalin sein wird, wenn es darum geht, bei der OB-Wahl in die Stichwahl gegen einen CSU-Kandidaten oder eine CSU-Kandidatin zu gelangen. /hs