Landshut. Rekordbesuch im Bernlochner beim Politischen Aschermittwoch der Grünen. Tolle Stimmung. Die Reden von Margarete Bause, grüne Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 15. September und des Spitzenkandidaten für die Bundestsgswahl, Jürgen Trittin, wurden immer wieder mit Beifall quittiert. Die Zahl der Medienvertreter war enorm. An die 300 Besucher waren aus allen Landesteilen in den großen Bernlochnersaal gekommen.
Rosi Steinberger konnte als Bezirks- und Kreisvorsitzende ebenso wie Dr. Mark Achilles für die Grünen der Stadt Landshut einen höchst unterhaltsamen Politischen Aschermittwoch ankündigen. Die Band Flez Orange sorgte für die richtige musikalische Einstimmung.
Draußen vor dem Bernlochner am Isarufer grüne Fahnen. Rund um den Bernlochnerkomplex viele Übertragungs- wagen. Ja, Landshut ist am Aschermittwoch die Hauptstadt der Grünen. Die Partei strotzt vor Selbstbewußtsein. Margarete Bause sprach direkt die Ankündigung des Rückritts von Papst Benedikt XVI. an: "Das war bisher schier undenkbar", so Bause, "wir gratulieren zu diesem Schritt und wünschen Josef Ratzinger gesundheitlich alles Gute". Denn der Rücktritt des Papstes sei eine "historische Sensation". Und das passiert einfach so. Dann Bause unter tosendem Beifall: "Wir werden zum ersten Mal die CSU nach 56 Jahren in die Opposition schicken und ebenfalls ein wenig Geschichte schreiben."
Die grüne Oppositionsführerin nahm sich vor allem Ministerpräsident Horst Seehofer zur Brust. Sie verspottete ihn als "Polit-Hallodri", der jede Woche mit einer anderen Meinung durch das Land stolziert. Bause unter tosemden Beifall: "Horst hat sich verzockt, Bayern hat eine bessere Regierung verdient. Der Politikwechsel ist überfällig." Die Grünen seien im Gegensatz zur CSU vor allem eine Wertepartei. Das hätten zuletzt die Wählerinnen und Wähler in Niedersachsen bestätigt.
Eindringlich warb Bause für die Europäische Initiative "Wasser ist ein Menschenrecht". Im Saal waren auch mehrere entsprechende Plakate gegen die Privatisierung der Wasserversorgung zu sehen.
Eine klare Absage erteilte die grüne Kulturpolitikerin, die sich Jürgen Trittin gut als künftige Kultusministerin in Bayern vorstellen kann, der neuen sog. Mittelschule in Bayern. Bause schimpfte die Schulform einen "reinen Etikettenschwindel". Sie sichere keinen einzigen Schulstandort. Leidenschaftlich warb die gebürtige Landshuterin für Gleichberechtigung und Selbstbe- stimmung. Bestens ausgebildete Frauen hätten es "satt, bei der Besetzung von gut bezahlten Jobs laufend das Nachsehen zu haben". Frauen würden immer noch zu gern in schlecht besoldete Jobs abgedrängt, um dann schließlich in der Altersarmut zu landen. Und mit einem Seitenhieb auf Rainer Brüderle rief Margarete Bause in den prall vollen Saal: "Wir Frauen haben es schon längst satt, uns mit abgeschmackten Herrenwitzen herumschlagen zu müssen." Zur Landtagswahl im Herbst erklärte Bause selbstbewußt: "Wir Grünen haben die besseren Köpfe und Kompetenzen. Wir haben die Leidenschaft zu kämpfen und die Lust auf Veränderung. Wir sind bereit."
Zu den ersten Gratulanten danach gehörten Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner und Fraktionschefin Sigi Hagl sowie Bezirksrat Markus Scheuermann. Blumen wurden überreicht. Autogrammjäger eilten herbei. Margarete Bause wurde gefeiert wie ein Postar. Die Fernsehteam buhlten um Interviews.
"Bayern muß sich bei der Landtagswahl am 15. September von dem schwarzen Fluch nach 56 Jahren endlich befreien, erklärte der grüne Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Jürgen Trittin, in seiner forschen Aschermittwochrede. er rechnete mit der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf ab, vor allem mit ihrer Außenpolitik. Der beste Freund der Kanzlerin sei der saudische König Abdula, der fleißig Waffen aller Art bei Kanzlerin Merkel bestellen dürfe. Die FDP nannte Trittin sarkastisch den "Blinddarmfortsatz" der schwarz-gelben Regierung. Angela Merkel habe in ihren sieben Amtsjahren 12 Landtagswahlen verloren. Jetzt sei es höchste Zeit für einen Regierungswechsel in Berlin selbst. Jürgen Trittin geißelte die immer stärken auseinader klaffende Lücke zwischen Reichtum von wenigen und öffentlicher Armut. Es sei eine Schande für Deutschland, dass es über sechs Milionen Billiglöhner gäbe und über eine Million Kinder in Armut darben müßten.
Trittin forderte auch ein Ende der Zweiklassen-Medizin. Es müßte endlich eine einheitliche Bürger-Krankenversicherung eingeführt werden. "Diese Bundesregierung muß am 22. September abgewählt werden", rief der 58-jährige gertenschlanke Trittin in den Saal. Das Land benötige eine andere Ausrichtung in der Verkehrsplitik ebenso wie in der Agrarpolitik, bei der Energiewende und in der Finanzpolitik. Klar bekannte sich Trittin zur Einfhrung einer Vermögenssteuer und einer höheren Erschaftssteuer. Den Kanzlerkandidaten der SPD nannte Trittin nur einmal ganz kurz. Die Grünen setzen auf ihre eigene Stärke. Schließli seien auch die meisten Landtagswahlen in erster Linie durch hohe Zugewinne der Grünen gewonnen worden. - Kein Zweifel, die Grünen sind auf Landes- und Bundesebene bestens in Form. Die Umfragen sind ebenfalls sehr gut.