Schon vor der letzten Wahl des Bürger- meisters und der 16 Gemeinderäte war die Neugestaltung der Tiefenbacher Ortsmitte das große Thema. Von einem neuen Rathaus war damals noch keine Rede, auch in den Wahlversammlungen nicht. 482 Bürgerinnen und Bürger haben Anfang des Jahres sogar Unterschriften zur Einleitung eines Bürgerentscheids geleistet, dass sie kein neues Rathaus in der Tiefenbacher Ortsmitte haben wollen. Das jetzige Rathaus sei erst vor kurzem mit großem finanziellen Aufwand rundum saniert worden, inclusive behindertengerechte Zuwegung.
2008 trat erstmals das Neue Bürgerforum mit 16 Kandidaten für die Wahl des Gemeinderats an und Oliver Kapser - bei der SpVgg Landshut ehemals Tormann - schaffte es gegen vier andere Bürgrmeisterkandidaten in die Stichwahl, die er nach einem erbitterten Wahlkampf gegen den Bauunternehmer Johan Beck knapp verlor. Doch Beck (Freie Wählergemeinschaft) starb wenige Wochen nach dem Amtsantritt. Noch im November 2008 mußt der Bürgermeister erneut gewählt werden. Diesmal gewann der amtierende 2. Bürgermeister Georg Strasser (CSU), daheim in Ast, denkbar knapp gegen Oliver Kapser. Doch das Neue Bürgerforum hatte jetzt vier Sitze im Gemeinderat. Plötzlich verliefen die Sitzungen im Rathaus fast immer vor zahlreichen Besuchern.
Der neue CSU-Bürgrmeister Strasser verfolgte anders als sein langjähriger Vorvorgänger Georg Schmerbeck von der Wählergemeinschaft den Neubau eines Rathauses in der Neuen Tiefenbacher Ortsmitte, wo immer noch das "Wirtshaus zum Tiefenbach", ehemals ein weitum beliebter Kleinkunsttreff, steht. Eine Bürgerinitative hat sich gebildet, die weiterhin ein Dorfwirtshaus inTiefenbach haben will. Und das Neue Bürgerforum hat sich mit der ötlichen SPD zu einem Bündnis gegen den Neubau eines Rathauses zusammengeschlossen. Doch der Gemeinderat lehnte am 12. März per Beschluß - auf Anraten der Juristen im Landratsamt - die Durchführung eines Bürgerentscheids in öffentilcher Sitzung ab. 12 Gemeinderäte haben danach einen Offenen Brief an alle Haushalte der Gemeinde verschickt, in dem sie das Geamtkonzept für die Neugestaltung der Tiefenbacher Ortsmitte samt Rathaus rechtfertigen.
Gestern flatterte in alle Briefkästen ein Infoblatt (siehe Foto) bzw. eine Einladung des Neuen Bürgerforums und der SPD unter dem Titel "Neues Rathaus? Die Ganze Wahlrheit". Angekündigt werden vier Info-Abende am 10. April im Sportheim Tiefenbach, am 17. April im Gasthaus Goldener Ast (in Ast), am Mittwoch, 24. April, im Gasthaus Hahn, Zweikirchen und am 2. Mai im Aufenthaltsraum der FFW Mittergolding. Beginn jeweils 19.30 Uhr. Die Initiatoren des Bürgebegehrens haben mittlerweile auch Klage beim Verwaltungsgericht gegen den fragwürdigen Ablehnungsbeschied (zum Bürgebegehen) eingereicht und dafür auch schon reichlich Spendengelder für die Finanzierung der Anwälte eingesammelt.
Die SPD, mit dem erst 20-jährigen Studenten Valerian Thielicke an der Spitze und das Neue Bürgerforum (angeführt von Gemeinderat Oliver Kapser) wollen bei den Info-Abenden auch ertklären, wofür die Steuergelter der Gemeinde in der zukunftsorientierten Gemeinde Tiefenbach tatsächlich ausgegeben werden sollen. Es soll auch vermieden werden, dass außer dem Rathaus gemeindeeigene Grundstück auch allen anderen Flächen der neuen Tiefenbacher Ortsmitte an private Investoren verkauft werden.
Es bleibt also spannend in der wirtschaftlich gut gestellen, absolut schuldenfreien 3.650 Einwohner großen Vorstadtgemeinde. Gut die Hälfte der Einwohner ist im Ortsteil Tiefenbach wohnhaft. Doch der weitaus kleinere Ortsteil Ast stellt mehr Gemeinderäte und auch noch den 1. Bürgermeister. Dieser amtiert noch immer ehrenamtllich. So wollte es der Gemeinderat per Beschluß, obwohl so gut wie alle gleich großen und zum Teil kleineren Gemeinden rundum längst hauptamtliche Bürgermeister haben, so auch in Eching, Buch oder Furth.
In Tiefenbach gehen die Uhren schon lange etwas anders. Falls Strasser (CSU) auf eine weitere Kandidatur zum Bürgermeister verzichtet, soll es wohl der Mittergoldinger Schweinezüchter Wolfgang Beck, aktuell CSU-Ortsvorsitzender und Gemeinderat, machen. Jener Beck, der in Aign, kurz vor dem Stadtteil Achdorf, riesige Schweinestallungen für 2.000 Mastschweine und 1.000 Ferkel bauen will. Dagegen hat sich die Bürgerinitiative "Uns stinkt's" gebildet. Der Petitionsausschuß des Bayerischen Landtags war vor gut zwei Wochen vor Ort. Am Mittwoch, 10. April, will der Ausschuß in öffentlicher Sitzung erneut im Landtag beraten.
Warum koppelt sich der Ortsteil Tiefenbach samt Schloßberg und Obergolding nicht von der restlichen Gemeinde ab und bildet eine eigene selbständige Gemeinde? Finanziell wäre das kein Problem, eher für Ast und die Restgemeinde. Groß genug - erforderlich sind 1.800 Einwohner - wäre der stetig wachsende Ortsteil Tiefenbach ja. Andererseits sind die Animositäten zwischen Tiefenbach und Ast seit vielen Jahren vorhanden. Beide Ortsteile haben jeweils eigene Sportvereine und das sonstige Vereinsleben ist inclusive Feuerwehren ebenfalls streng getrennt.
Jetzt ist es so, dass die Alt- und Neu-Tiefenbacher nicht einsehen wollen, dass ausgerechnet ein Rathauschef aus Ast und Gemeinderäte, die mehrheitlich nicht in Tiefenbach daheim sind, den Tiefenbachern vorschreiben wollen, wie ihre Neue Ortsmitte gestaltet werden soll. Das weitaus kleinere Ast hat ein gut gehendes "Wirtshaus zum Goldenen Ast", die Stammkneipe von Bürgermeister Strasser. Die Bürgerinitiative pro Tiefenbacher Dorfwirtshaus wünscht sich ebenfalls wieder ein Gasthaus mit Biergarten und Fremdenzimmern, wie es sich für ein richtiges bayerisches Dort gehört. /hs