Legt sich für den Neubau des Stadttheaters ins Zeug: Stefan Gruber - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (04.03.2021) Die Sache mit dem Stadttheater in Landshut wird seit dem gestrigen Haushaltssauschuss neu dekliniert: Volltheater – Neubautheater – Schrupftheater. Zu allen drei Varianten gab es Anträge und die dahinter stehende Parteien und deren Vertreter hängten sich in der Debatte voll ins Zeug, von der Rettung bis zum Sargnagel. Was hättens denn gerne? Derfs a bisserl mehr oder derfs a bisserl weniger sein? Übrig blieben 300.000 Euro – fürs erste.
Drei Anträge, drei Varianten und viele Meinungen... Des Pudels Kern steckt in folgenden Vorschlägen:
Neubau und Sanierung
SPD/Linke/mut stellten den Antrag das komplette Stadttheater, also die Sanierung des alten Bernlochner und den Neubau in den Haushalt aufzunehmen.
Neubau zuerst
Die Grünen favorisieren diese Variante. Zur Finanzierung soll ein Sonderkredit über 12 Mio. Euro aufgenommen und ein Teil des Messegelände verkauf werden.
Sanierung zuerst
Die Schrägstrichfraktion aus CSU / LM / JL / BfL schlägt vor, zunächst den Bernlochnerkomplex als Spielstädte für das Landestheater zu sanieren und dazu 300.000 Euro für Planungsuntersuchungen bereit zu stellen.
Sigi Hagl befürchtet, dass aus dem Stadttheater nicht das wird, was sich eigentlich alle wünschen.
Für Sigi Hagl (Grüne) duldet das Stadttheater keinen weiteren Aufschub mehr: „Wir diskutieren seit zehn Jahren darüber und sollen alle Anstrengungen unternehmen, jetzt zu beginnen.“ Hagl befürchtet, dass die Förderzusage vom Freistaat nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag Bestand hat und kritisiert den CSU / LM / JL / BfL-Antrag: „Das ist alles andere, als eine Rettung sondern ein Sargnagel für das Theater“. Denn ihrer Meinung nach, lässt sich eine funktionstüchtige Spielstätte im Bestand nicht realisieren. Für sie stellt das ein „Schrumpftheater“ dar. „Und niemand wird glauben, dass es dann noch einen Neubau gibt.“
Der SPD-Antrag fand trotz Anja Königs werben keine Mehrheit.
„Jetzt fehlt nur noch ein Antrag zur Sanierung des Theaterzelt“, witzelte Anja König (SPD). Für sie macht die Sanierung im Bernlochner keinen Sinn, schon deshalb nicht, weil die Platzsituation zu eng wird. Sie plädiert viel mehr für eine langfristige Kreditfinanzierung. Guber nannte den „Schrägstrich-Antrag“ gar „politisches Harakiri“. „Die Sanierung zuerst anzugehen, macht keinen Sinn.“
Auf Nachfrage von Robert Mader (FW) äußerte sich OB Putz zu den zugesagt, bzw. noch nicht zugesagten Fördermitteln: 75 Prozent sind das auf die förderfähigen Kosten, so der aktuelle Stand. Auf die gesamte Bausumme gerechnet entspricht das 60 bis 65 Prozent. Doch seitens des Bundes gibt es keine konkrete Zusage. Außer vieler warmer Worte von Institutionen und Mandatsträgern hat Putz noch keine konkreten Zahlen gehört.
„Wenn wir das Stadttheater in der Innenstadt zurückhaben wollen, geht das nur über eine Sanierung“, verteidigte Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger den CSU / LM / JL / BfL-Antrag. Denn der Neubau stellt keine städtische Pflichtaufgabe dar, die Sanierung des Denkmalgeschützen Gebäudes schon eher. Doch noch vor der neuen Bühne steht für ihn die Sanierung und Erweiterung der Grundschule Peter und Paul auf Platz eins der Prioritätenliste.
Für Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger steht die Bildung an erster Stelle.
„Schulsanierungen sind uns auch wichtig", räumte Sigi Hagl ein, aber auch ein Stadttheater kommt einem Bildungsauftrag nach. Ihr missfällt, dass im CSU / LM / JL / BfL-Antrag nur Planungsgelder stehen, aber keine Mittel zur Realisierung. Sie erinnerte: Genau diese Planungen hatten wir schon einmal und hatten sie dann wieder verworfen, da diese zu einem Mehraufwand von 10 Mio. Euro führen.
Das „Profil“ der Stadt zählt für Ludwig Zellner (CSU) „und dazu gehört auch ein normal großes Stadttheater“. Da nicht sicher sei, wie lange die Zusage für die 75-prozenztige Förderung durch das Land Bayern gilt, unterstrich er: „Wir brauchen das Theater jetzt!“ OB Alexander Putz argumentierte darauf mit den finanziellen Fakten: „Wir können , um die Förderung zu bekommen, nicht die notwendigen Mittel in den Haushalt einstellen, weil wir sie nicht haben.“
Oberbürgermeister Alexander Putz sieht derzeit keinen finanziellen Rahmen, um das ganz große Theaterprojekt zu stemmen.
„Ich dachte auch immer, es muss doch umsetzbar sein“, resümierte Hans-Peter Summer (LM) die Vergangenheit. „Doch nun ist der Neubau mit den zur Verfügung stehende Mitteln nicht zu finanzieren.“ Wichtig für ihn: „Der Zweckverband Niederbayerisches Landestheater muss weiter existieren. Daher sollten wir nochmals den Versuch starten, das alte Theater zu sanieren.“
„Wenn wir jetzt die Sanierung im Bestand machen und dann den Neubau, dann ist das ein Kostentreiber“, mahnte Stefan Gruber. Zum einen fehlen dazu die Voruntersuchungen und zum anderen wären dann große Musikproduktionen im Bernlochner nicht möglich und müssen im Theaterzelt stattfinden, das auch nicht ewig stehen bleiben kann.
Robert Neuhauser würde die Theaterpläne für ein Jahr aufs Eis legen.
Mit einer ganz eigenen Sichtweise beleuchtete Robert Neuhauser (Bayernpartei) die Debatte und schlug vor, das gesamte Theaterprojekt um ein Jahr nach hinter zu schieben. Dann bliebe Zeit, die finanziellen Corona-Auswirkungen besser zu kennen. Also: „Alle Mittel für ein Jahr raus aus dem Haushalt!“ Gegenüber den Anträgen von SPD und Grünen hatte er noch einen Nebensatz auf der Zunge: Er wünsche sich von diesen Parteien viel mehr Anträge zu sozialem Wohnungsbau, Klima- und Umweltschutz.
Für die ÖPP kündigte Dr. Stefan Müller-Kroehling an, dem CSU / LM / JL / BfL-Antrag zuzustimmen. Aber alles in allem kostet für ihn das ungebremste Wachstum der Stadt viel zu viel Handlungsspielraum.
Die Abstimmungen zu den Anträgen waren dann sehr eindeutig. Den SPD-Vorschlag unterstütze nur die SPD selbst und wurde mit 1:14 abgelehnt. Das Ansinnen der Grünen wurde mit 5:10 Stimmen verworfen und der CSU / LM / JL / BfL-Antrag bekam mit 9:6 die Mehrheit. So werden 300.000 Euro für Planungsuntersuchungen zur Sanierung des Stadttheaters im Bernlochner in den Haushalt eingestellt.