Die Teilnehmerinnen an der Videokonferenz und Moderator Marcel Krämer
Landshut - pm (13.05.2021) Am Dienstag fand auf Initiative der Grünen Jugend Ostbayern eine Online Diskussion zur Umsetzung der IstanbulKonvention in der Region Landshut/Dingolfing/Rottal-Inn statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Marcel Krämer, politischer Geschäftsführer der Grünen Jugend Ostbayern.
Godela Hovestadt vom Second Stage Modell der Caritas stellte den Teilnehmenden am Anfang der Veranstaltung mit Hilfe einer Präsentation von Eckdaten die wichtigsten inhaltlichen Punkte zu den Themen Gewaltprävention, Schutz und Unterstützung, Justiz und Vernetzung politischer Maßnahmen in der Istanbul-Konvention vor. Diese wurde 2017 unter Vorbehalt in der Bundesrepublik ratifiziert. Gabi Unverdorben, Leiterin des Caritas Frauenhauses, und Tabita Lenhard, Sozialarbeiterin im AWO Frauenhaus, berichteten von der Situation in den beiden Frauenhäusern während der Corona-Pandemie. Beide Frauenhäuser sind sowohl für Stadt- und Landkreis Landshut, als auch Dingolfing und Rottal-Inn zuständig.
Aufgrund der Corona-Hygienevorschriften konnten einige Frauen nicht sofort in das Frauenhaus einziehen, sondern mussten erst in eine zweiwöchige Quarantäne. Außerdem mussten im letzten Jahr knapp 60 Prozent aller Anfragen abgelehnt werden. Im Jahr davor waren es sogar 78 Prozent. Dennoch wurden und werden für alle Hilfesuchenden eine gute Lösung gefunden, betonten die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser.
Weiter erklärten die beiden, dass anhand dieser Zahlen deutlich zu erkennen sei, dass es viel mehr Schutzplätze brauche. In Landshut werden fünf neue Frauenhausplätze unter der Trägerschaft der AWO entstehen. Aber auch in der gesamten Bundesrepublik müssten mehr Frauenhausplätze geschaffen werden. Außerdem bedürfe es einer bundesweit einheitlichen und soliden Finanzierung der Einrichtungen.
Katja Glies, Leiterin, und Isabelle Winkler erläuterten die Arbeit der Landshuter Interventions- und Beratungsstelle bei häuslicher und sexualisierter Gewalt. Bezüglich der Umsetzung der Istanbul-Konvention mahnten die beiden an, dass die nächste Gewaltschutzambulanz erst in München sei. Nach einem gewalttätigen Übergriff könnten Spuren, sprich Verletzungen, in Landshut nicht rechtsmedizinisch untersucht und dokumentiert werden. Außerdem würden ein erleichterter Zugang zu psychosozialer Prozessbegleitung und zu niedrigschwelligen rechtlichen Beratungen vielen Frauen sehr helfen. Marlene Schönberger, Kreisrätin im Landkreis Landshut und Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis Rottal-Inn, betonte, dass es die Pflicht des Staates sei Frauen vor Gewalt zu schützen. Jede von Gewalt betroffene Frau brauche eine Anlaufstelle und Schutz – unabhängig von Einkommen, Vermögen, Herkunftsort und Aufenthaltsstatus. Hierfür müsse endlich viel mehr staatliches Geld zur Verfügung gestellt werden."