Kandidaten: Von links Sebastian Hutzenthater, Anja König, Ruth Müller, Harald Unfried
„Die SPD stand in ihrer 150jährigen Geschichte immer auf der Seite von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit und vor allem für den sozialen Fortschritt", so Bundestagskandidat Harald Unfried in seiner Einführung zum Wahlauftakt der Landtags- und Bezirkstagskandidaten in Buch am Erlbach. Der SPD-Ortsverein hatte dazu mit Vorsitzendem Reinhard Tandler letztmalig die 150-Jahr-Ausstellung präsentiert, die als Wanderausstellung in den letzten Wochen im Landkreis Landshut zu sehen war.
Und so spannte Moderator Harald Unfried in seinem Talk mit den Kandidaten auch stets einen Bogen von der Geschichte der SPD zu den aktuellen Herausforderungen in der heutigen Zeit.
Ruth Müller, Direktkandidatin für den Bayerischen Landtag, Sebastian Hutzenthaler, Landtags-Listenkandidat und Anja König, die Bezirkstagskandidatin, schilderten kurz ihren politischen Werdegang und ihre Beweggründe, warum sie in die SPD eingetreten sind. Seit fast einem Vierteljahrhundert ist Ruth Müller politisch aktiv, zur SPD sei sei erst später gekommen. Angefangen habe sie bei der Wählergemeinschaft „Die Landjugend", um Jugendthemen in die Kommunalpolitik einzubringen. Die bayerische Bildungspolitik habe Sebastian Hutzenthaler zur SPD gebracht und Anja König wollte mit ihrem Eintritt die SPD in der Stadt Landshut unterstützen.
Auch der berufliche Werdegang der drei Kandidaten lasse auf Kompetenz für politische Handlungsfelder schließen, so Harald Unfried: Anja König sei als Mitarbeiterin einer Krankenkasse gerade für soziale und gesundheitliche Themen qualifiziert und Sebastian Hutzenthaler bringe als Schulleiter ein fundiertes Wissen um die Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten des bayerischen Schulsystems mit. Sie komme aus der freien Wirtschaft, stellte sich Ruth Müller vor. Daher wisse sie sehr wohl, was es heißt, „kundenorientiert" zu arbeiten – das fehle häufig in der Politik. Der „Kunde" sei in diesem Fall der „Bürger" und seine Interessen gelte es zu vertreten, so Müller. Zudem wisse sie aus ihrer täglichen Arbeit, dass die politischen Rahmenbedingungen verlässlich sein müssen, sie habe es beim Konjunkturpaket erlebt, wie positiv sich dies auf die Wirtschaft ausgewirkt habe und andererseits die Erfahrung gemacht, wie fatal sich die überstürzten Kürzungen in der PV-Branche auf die Industrie ausgewirkt hätten.
Der Frauen- und Familienpolitik der schwarz-gelben Regierung stellte sie ein schlechtes Zeugnis aus: noch immer verdienen Frauen weniger als Männer, noch immer seien die Frauen diejenigen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf managen müssen, weil es zu wenig Ganztagsschulangebote und Kinderbetreuungsplätze gebe und noch immer seien Frauen von Altersarmut stärker betroffen als Männer. Unterbrochene Erwerbsbiographien, Teilzeitarbeit, Minijobs und Stundenlöhne „jenseits von gut und böse" seien dafür verantwortlich.
Im Rückblick auf die bayerische Geschichte der Sozialdemokratie erinnerte Harald Unfried an Wilhelm Hoegner, den „Vater der bayerischen Verfassung", der „gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilen Bayerns" zum Ziel erklärt hatte. „Davon sind wir heute leider wieder weit entfernt", stellte die Landtagskandidatin und langjährige Kommunalpolitikerin Ruth Müller fest. Das „schnelle Internet" lässt noch lange auf sich warten, der ÖPNV brauche gerade im ländlichen Raum mehr finanzielle Förderung und die medizinische Versorgung durch die kommunalen Krankenhäuser lasse die schwarz-gelbe Regierung schleifen und sehenden Auges in die roten Zahlen rutschen. Der damalige Wirtschaftsminister Erwin Huber hatte gemeint, den Breitbandausbau regle der Markt. „Da hat er sich wohl genauso verschätzt wie mit dem Milliardendebakel bei der Bayerischen Landesbank", so Müller.
Eine Lanze für die Inklusion brach die Bezirkstagskandidatin Anja König. Der Bezirk sei hier gefordert, Menschen umfassend zu informieren und zu unterstützen, um am täglichen teilnehmen zu können. Das Image der Bezirkskrankenhäuser habe ich in den letzten 100 Jahren deutlich zum positiven verändert und werde so den Krankheitsbildern der Menschen gerechter und grenze sie nicht mehr aus. Der Gesundheitspolitik und deren Finanzierung werde in den nächsten Jahren eine größere Rolle zukommen, da die Menschen zum Glück immer älter würden, aber gleichzeitig auch im höheren Alter andere gesundheitliche Beeinträchtigungen bekämen. Eine Bürgerversicherung, in die alle Einkommensarten einberechnet werden, wäre eine solidarische Lösung für alle Bürgerinnen und Bürger, so König.
„In der Bildungspolitik müsse man, wenn man eine bessere Bildung für alle Kinder wolle, auch mehr Geld in die Hand nehmen", so Sebastian Hutzenthaler. Echte Ganztagsschulangebote müssten einen rhythmisierten Unterricht anbieten, andere Räume und Unterrichtsmethoden für Kinder und Lehrer beinhalten und so der individuellen Förderung mehr Zeit und Raum geben, damit „niemand verloren geht", so Hutzenthaler. Das Schulsterben im ländlichen Raum habe die schwarz-gelbe Regierung mit ihren zahlreichen Reformversuchen zu verantworten. Hier müsse es endlich dazu kommen, dass Gemeinschaftsschulen eingeführt werden können, wo es Eltern, Schule und Kommune wünschen.
Am Ende des interessanten Talks fragte Harald Unfried die drei Kandidaten – Robert Gewies war wegen einer Aufsichtsratssitzung leider verhindert – nach ihrer „persönlichen Sternstunde" in der Geschichte der SPD. „Wir waren fünf Kinder in einer kleinen Landwirtschaft", so Hutzenthaler. Erst die SPD habe es mit ihrer Bildungspolitik ermöglicht, dass auch er ein Gymnasium besuchen konnte und so am „Aufstieg durch Bildung" teilhaben konnte. Dafür sei er der SPD zu tiefem Dank verpflichtet.
„Willy Brandts Kniefall in Warschau habe sie emotional tief bewegt", so die Bezirkstagskandidatin Anja König. Und dass sich die SPD stets für die Demokratie eingesetzt habe.
„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, aber die Ehre nicht", zitierte Ruth Müller auf die Frage nach „ihrer Sternstunde" den legendären Satz von Otto Wels, mit dem die Sozialdemokraten gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatten. Diesem Auftrag fühle sie sich auch heute noch verpflichtet und veranstalte deshalb regelmäßig Aktionen und Ausstellungen gegen Rechtsextremismus.
Unter dem Wahlkampfmotto der Landtagskandidaten „Bei uns dahoam" hatten Josef Kollmannsberger und Christel Engelhard zum Abschluss des Wahlkampfauftaktes noch eine Überraschung im Gepäck: „Manchmal sei sie anstrengend und furchtbar hartnäckig", attestierte der stellvertretende Kreisvorsitzende Josef Kollmannsberger der Kreisvorsitzenden Ruth Müller. Dennoch sei er immer wieder von ihrer Kreativität und ihrem Einsatz beeindruckt. Sie kennt fast jede Ecke unseres Landkreises, sie ist nah bei den Bürgerinnen und Bürgern, sie ist „eine von uns", so Kollmannsberger. „Zehn Jahre sei sie Kreisvorsitzende gewesen", so stellvertretende Landrätin Christel Engelhard und so könne sie schon sehr gut beurteilen, welches Arbeitspensum Ruth Müller täglich bewältige. Als Fraktionsvorsitzende halte sie die Fraktion auf Trab, organisiere Vor-Ort-Termine mit Betroffenen und Verantwortlichen und biete dem politischen Gegner auch die Stirn, wenn es sein müsse. Mit ihrer langjährigen kommunalpolitischen Erfahrung werde sie eine hervorragende Vertreterin im Bayerischen Landtag für die Region Landshut abgeben.
Für die heiße Phase des Wahlkampfs wünschte der Bucher Bürgermeister Franz Göbl den Landtags-, Bezirkstags- und Bundestagskandidaten viel Kraft, Ausdauer und Durchhaltevermögen und am Ende auch den verdienten Erfolg.