Die "Spaziergänger" auf dem Weg durch die Schirmgasse in Richtung Altstadt. - Fotos: W. Götz
Landshut – pm (11.01.2022) Landshut wird mehr und mehr zum Treffpunkt von Kritikern der Corona-Maßnahmen und einer möglichen Impfpflicht. Am Samstag bildeten rund 400 Personen vom Ländtor entlang der Isarpromenade eine Menschenkette bis über den Mühlensteg. Um 14 Uhr fand eine Anti-Impfpflicht-Kundgebung mit 1.500 Teilnehmern auf der Ringelstecherwiese statt. Ab 18 Uhr zogen am Montag rund 1.200 „Spaziergänger“ durch die Innenstadt. Vor der Martinskirche fand eine angemeldete Gegendemo statt. Die Polizei hatte nur wenig Arbeit.
Am Samstag begannen die Aktivitäten der Corona-Querdenker um 11 Uhr am Ländtor. Für Frieden, Freiheit und für das Wohl unserer Kinder bildeten sie bei Schneetreiben eine Menschenkette. Ein Video dazu gibt es auf youtube, veröffentlicht durch „Freiheitsmedia“.
Am Samstag war die Ringelstecherwiese Treffunkt von Impfpflichtkritikern.
Um 14 Uhr gab es eine angemeldete Kundgebung auf der Ringelstecherwiese. Unter dem Motto „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ versammelten sich 1.500 Kritiker einer Impfpflicht. Der Verein „Bayern steht zusammen“ hatte die Veranstaltung organisiert. Auf der Bühne sprachen deren Vorstandsmitglied, der Landshuter Bernd Dreyer, der Passauer Gynäkologe Roland Weikl und der Adlkofener Heilpraktiker Gerhard Pettenkofer.
Die Polizei hatte es mit einem Zwischenfall zu tun, als einer der Teilnehmer gegenüber Polizisten den Hitlergruß aussprach. Er wurde festgenommen und angezeigt.
In der Altstadt bildete sich gegen 18.20 Uhr ein größerer Pulk.
Schon seit 29. November marschieren Kritiker der Coronamaßnahmen und einer möglichen Impfpflicht immer montags durch die Landshuter Innenstadt. Auch an diesem Montag war dies der Fall. Die Teilnehmer versammelten sich vor 18 Uhr mehr oder minder zufällig im Bereich des Ländtors und in der Altstadt. Das Szenario glich dem der vergangen Montage. Kurz vor 18 Uhr meldet sich die Polizei per Durchsage zu Wort, bittet darum, dass sich ein Versammlungsleiter zu erkennen gibt, was nicht geschieht, weißt auf die Illegalität der Versammlung hin und erinnert an das Abstandsgebot und das Tragen einer Maske.
Die "Spaziergänger" unterwegs an der Isar.
Die direkten Wege vom Ländtor zur Altstadt und in die untere Länd waren durch Ordnungskräfte und Einsatzfahrzeuge blockiert. So machten sich die „Spaziergänger“ schnellen Schrittes entlang der Isarpromenade auf den Weg in Richtung Postplatz, bogen an der Isarbrücke ab in die Altstadt, marschierten durch die Rosengasse in die Neustadt, weiter in Richtung Polizeiinspektion, zogen eine Schleife, um über die Schirmgasse wieder in die Altstadt vor das Rathaus zu gelangen. Dort hielten sie kurz inne, um dann ihre Route in verschiedenen Gruppen nochmals auf unterschiedlichen Wegen durch die Gassen und die Neustadt fortzusetzen.
Kurz vor der Polizeiinspektion in der Neustadt, wechselten die "Spaziergänger" das Trottoire.
Zu Zwischenfällen kam es dabei nicht. Die „Spaziergänger“ benutzten durchwegs die Bürgersteige und wenn eine Straße, die Alt- oder Neustadt überquert wurde, ließen sie immer wieder eine Lücke frei, um den fließenden Verkehr durchfahren zu lassen.
Mehrere Polizeigruppen begleiteten die „Spaziergänger“ dabei, ließen den Zug aber ungehindert durch die Innenstadt ziehen. Laut Polizeibericht (siehe unten) mussten einige Ordnungswidrigkeitsanzeigen ausgestellt werden. Zwischen den Spaziergängern und den Beamten war eine freundliche und friedliche Stimmung zu beobachten. Gegen 19 Uhr bejubelten sich die Teilnehmer selbst mit Applaus, anschließend verstreuten „Spaziergänger“ in die verschiedensten Richtungen.
Der "Spaziergang" wurde durch "Freiheitsmedia" per Livestream auf youtube dokumentiert.
Die Gegendemo postierte sich vor der Martinskirche.
Vor der Martinskirche gab es erneut eine angemeldete Gegendemo mit rund 140 Teilnehmern. Diese war von Einsatzkräften der Polizei gut behütet. So gab es dort keine Zwischenfälle mit Spaziergängern, wie am Montag vor einer Woche. Mit dabei war auch die grüne Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger. Sie erinnerte in ihrer Rede an die „Schweinfurter Erklärung. „Während sogenannte Spaziergänge gegen die Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie stattfinden, arbeitet das Personal in den Krankenhäusern am Limit“ und nannte die Bekämpfung der Pandemie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Um die Pandemie zu bekämpfen wirbt Rosi Steinberger für Solidarität und fürs Impfen.
Steinberger appellierte an alle Landshuter fürs Impfen: „Werden wir durch die Impfung Teil einer beispiellosen weltweiten Solidaraktion.“ Denn „wenn der Einzelne nur an das eigene Ich denkt, zerstört er das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo sich die Freiheit des anderen begrenzt.“ Die Abgeordnete kritisiert, dass Anstrengungen zur Coronaeindämmung durch das verantwortungslose Handeln einer Minderheit schlecht geredet wird: „Die Parolen einer lautstarken Minderheit, dass der Staat wie eine Diktatur handelt, sind absurd und verhöhnen die Opfer von Diktaturen. Allen sollte klar sein, die überregionalen Initiatoren der Coronaproteste nutzen die Pandemie als Vorwand, Unruhe zu stiften, die Demokratie zu gefährden und die Gesellschaft zu spalten und manche Coronakritiker suchen den Schulterschluss zur rechtsextremen Szene.“
Teilnehmer der angemeldeten, stationären Gegendemonstration vor der Stiftsbasilika.
Auch Elke Rümmelein ergriff das Wort. Sie sprach für alle, die in der Krankenpflege tätig sind, wie auch sie selbst. Wir alle arbeiten, damit alle Patienten die bestmögliche Pflege erhalten. Dem gegenüber empfindet sie das Verhalten der Spaziergänger als respektlos. Auch sie warnte vor Rechtsextremisten, die im Hintergrund Coronakritiker für ihre Demokratiezerstörenden Ideologien vereinnahmen wollen und dass aus Mitläufern der Proteste rechte Steigbügelhalter werden. Denn es ist bekannt, dass die rechtsextreme Partei „Der III Weg“ mit zu denen zählt, die zu diesen Spaziergängen aufruft und daran teilnimmt.
Pressebericht der Polizeiinspektion Landshut zum Montagsspaziergang:
Kundgebung und Spaziergänge verliefen friedlich
Erneut kam es in der Landshuter Innenstadt am Montagabend zu einer größeren Ansammlung von ca. 1.000 Personen. Durch die Polizei wurden die Ländgasse und die Theaterstraße gesperrt. Somit bewegten sich die Personen auf unterschiedlichen Routen in Gruppen durch verschiedene Gassen und die Altstadt. So konnten auch die Abstände bezüglich Infektionsschutz weitgehend eingehalten werden. Die Teilnehmer nutzten hierfür die Gehwege, sodass mit Ausnahme der Grasgasse der Straßenverkehr nicht beeinträchtigt war. Insgesamt war der Verlauf friedlich, jedoch mussten wieder Owi-Anzeigen gefertigt werden.
Um 18 Uhr fand außerdem eine ortsfeste Kundgebung von Bündnis90/Die Grünen zum Thema: „Raum der Vernunft. Solidarität mit Pflegenden, Erkrankten und der sog. kritischen Infrastruktur“ vor der Martinskirche statt. Es waren rund 100 Teilnehmer zu verzeichnen. Die Versammlung verlief friedlich und störungsfrei.