Am Samstag 16. November, fand an sechs Atomstandorten in Deutschland, darunter auch bei den Atomkraftwerken in Ohu bei Landshut eine Störfall-Luftballonaktion statt. Etwa 80 Teilnehmer ließen um fünf vor zwölf bei Hochnebel und leichtem Wind knapp 500 Luftballons mit Info- und Antwortkarten in die Luft steigen. Mit dieser Aktion sollte aufgezeigt werden, wie sich eine radioaktive Wolke bei einer Reaktorkatastrophe in Abhängigkeit von der Windstärke und der Windrichtung ausbreiten würde. - Unterdessen wurden einige Fundorte gemeldet. So wurde der erste Ballon ca. eine Stunde nach dem Start in Tondorf gefunden, also etwa 23 km vom Startpunkt entfernt. - „Das derzeitige Evakuierungsszenario umfasst derzeit nur eine Entfernung von 10 km um ein AKW. Die Ballonaktion hat also gezeigt, dass die radioaktive Wolke bereits nach einer Stunde dieses Evakuierungsgebiet weit hinter sich gelassen hat – und das bei leichtem Wind."
Viereinhalb Stunden nach dem Start fand sich ein Ballon in 72 km Entfernung in Waidhofen-Westerbach bei Schrobenhausen. Der Wind hatte demnach leicht gedreht und wehte jetzt in westlicher Richtung mit geringer Abweichung nach Nord. Der Ballon mit dem am weitesten entfernten Fundort wurde in Thierhaupten, nördlich Augsburg, gefunden, also gut 100 km vom AKW-Standort Niederaichbach entfernt.
Die Aktionsergebnisse der anderen sechs Aktionsorte weisen ähnliche Ergebnisse auf. Das Gesamtergebnis wurde einem Schreiben an die Innenministerkonferenz beigelegt mit der Forderung, den Katastrophenschutzplänen um die Atomkraftwerke ein realistisches Ausbreitungsszenario zu Grunde zu legen. Die bislang vorgesehene Evakuierung in einem Radius von 10 km widerspreche jedem Strahlen-Szenario nach einem schweren Störfall.
Im Brief fordern die Akteure deshalb die Innenminister auf, einen belastbaren Nachweis zu führen, dass im Umkreis von mindestens 170 km um die Atomkraftwerke in Deutschland erfolgreiche Evakuierungsmaßnahmen und die erforderliche medizinische Hilfe im atomaren Katastrophenfall möglich sind. Sollte dieser Nachweis nicht erbracht werden können, sollten die Innenminister für die sofortige Stilllegung der Atomkraftwerke eintreten, so die Sprecher der einzelnen Aktionsorte.
Die Ergebnisse dieser bundesweiten Aktion können unter www.atomalarm.info eingesehen werden.
Text: Kathy Mühlebach-Sturm, Landshut, für das Bündnis für Atomausstieg Landshut