Die Startklar Jugendhilfe - Landshut organisierte erstmals eine dreitätige Sommerakademie für Studenten (im Bid die Teilnehmer) zum Thema „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" in Landshut. Denn: Soziale Arbeit in der Theorie und Soziale Arbeit in der Praxis sind nicht dasselbe. Das Ziel: Studenten der Sozialen Arbeit einen Einblick in die Praxis zu geben.
Die Sommerakademie für Studenten der Sozialen Arbeit hat bei Startklar Tradition: Bereits zum 7. Mal lud der Jugendhilfeträger Startklar Studenten der bayerischen Fachhochschulen und Universitäten ein, an drei Tagen die Praxis der Jugendhilfe kennenzulernen und zu diskutieren. In diesem Jahr fand die Sommerakademie erstmals in Landshut statt. Im Zentrum der diesjährigen Sommerakademie stand die Frage, wie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bayern trotz der hohen Zunahme an Flüchtlingen und der nicht ausreichenden Jugendhilfeeinrichtungen gut betreut und wie mit ihnen Perspektiven erarbeitet werden können.
Startklar ist selbst seit 2012 Träger von Clearingeinrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Rosenheim und betreut diese in Wohngruppen in Landshut, Rosenheim und im Landkreis Traunstein. Tobias Stumpf, Teamleiter der Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlingen von Startklar schuf mit seinem Vortrag über die Rahmenbedingungen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen die Basis für alle weiteren Diskussionen. Frederik Kronthaler und Jens Kraatz von Condrobs e.V. aus München gingen in ihrem Vortrag auf die schwierige Situation in München ein, die neben Rosenheim besonders viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu versorgen hat, für die es aktuell zu wenige geeignete Einrichtungen gibt.
Wie ein sogenanntes Clearing abläuft, bei dem geklärt wird, wie alt die Jugendlichen sind, ob sie Angehörige in Deutschland haben und ob sie psychisch oder physisch erkrankt sind, stellte ganz Elisabeth Kirsch von Startklar ganz praktisch vor.
Während der Sommerakademie wurde aber nicht nur die professionelle Soziale Arbeit vorgestellt - sondern auch das zivilgesellschaftliche Engagement zugunsten von Flüchtlingen. Die Henastoibande e.V. aus dem Landkreis Berchtesgadener Land berichtete, wie sie bei Gemeindeversammlungen der Bevölkerung aufzeigen, wie Flüchtlinge in die Gemeinde miteingebunden werden können – anstelle sie auszugrenzen und abzulehnen.
Sarah Pfau von dem Verein Bordermonitoring berichtete hingegen von den desolaten Zuständen an Europas Grenzen wie Griechenland und Bulgarien, wo die meisten der jungen Flüchtlinge zunächst landen. Am letzten Tag besuchten die Studenten gemeinsam mit den Organisatoren Praxisprojekte in Landshut und München. Im Haus International, das sehr vorbildlich Angebote für Flüchtlinge entwickelt und Engagement von Bürgern koordiniert, stellte ihnen Annelies Huber ihre Arbeit vor. Im Anschluss besuchten die Studenten die Jugendwohngruppe Goethestraße von Startklar, in der überwiegend unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben. Ein junger afghanischer Flüchtling zeigte ihnen das Haus und berichtete voller Stolz, dass er nun mit einer Lehre als Koch in Landshut beginnen könne, obwohl er erst seit eineinhalb Jahren da sei.
Zum Abschluss fuhr die gesamte Gruppe nach München, um eine große Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge anzusehen, die nicht mehr so viel Unterstützung benötigen und weitgehend selbständig einer Ausbildung nachgehen oder die Schule Die Sommerakademie hat bei den Studenten viele Fragen aufgeworfen, die den Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland anbelangen. Genau das wollten die Organisatoren Heinz Schätzel und Susanne Coenen von Startklar mit der Sommerakademie erreichen: Mit Studenten einen kritischen Dialog über diesen Aspekt der Praxis der Sozialen Arbeit zu führen.
Im Bild oben: Die Teilnehmer und Organisatoren der diesjährigen Sommerakademie beim Besuch der Jugendwohngruppe Goethestraße.
Text: Susanne Coenen
Infos über Startklar
Startklar ist ein gemeinnütziger Betrieb der Jugendhilfe mit Geschäftssitz in Freilassing, Landkreis Berchtesgadener Land. Außenstellen und Projekte arbeiten unter anderem in Traunstein, Rosenheim, Wasserburg, Landshut und Dingolfing. Der Betrieb führt ambulante und stationäre Hilfen zur Erziehung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) durch. Ziel ist es Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu unterstützen, damit sie ihren Platz in der Gesellschaft finden. Dabei stehen regionale Lösungen, sowie die Stärkung des Gemeinwesens im Mittelpunkt.Darüber hinaus unterstützt der Betrieb Städte und Landkreise beim Umbau der Sozialen Arbeit.
Startklar arbeitet projektbezogen am Aufbau von Freiwilligenagenturen, an der Weiterentwicklung von Sozialarbeit an Schulen, sowie an der Umsetzung von Beschäftigungsprojekten. Als Schwerpunktträger der Jugendhilfe in der Stadt Rosenheim ist Startklar mit der konsequenten Umsetzung sozialräumlicher Jugendhilfe beschäftigt.