Am Dienstag den 20. Januar fand im Saal der AWO, Landshut in der Ludmilastr. 15, eine Veranstaltung zum Thema "Flüchtlinge und der Rechtsruck der Gesellschaft", Vortrag und Diskussion mit Markus Geisel vom Bayerischen Flüchtlingsrat statt. Eingeladen hatte der „Runde Tisch gegen Rechts". Kurt Büttler vom „runden Tisch", konnte ca. 50 Bürger und Bürgerinnen, im bis auf den letzten Platz besetzten Raum, begrüßen.
In Zeiten von „PEGIDA" und anderen Bewegungen in Deutschland und Europa ist es an der Zeit, die Situation der Flüchtlinge zu beleuchten, so Büttler in seiner Eröffnungsrede Flucht und Migration finden statt, trotz und entgegen aller staatlichen Regulierungs- und Verhinderungsversuche. Doch niemand flieht freiwillig. Menschen verlassen ihre Herkunftsländer in bestimmten Lebenssituationen, in denen sie akut bedroht und auf Schutz und Unterstützung angewiesen sind.
Da dieser Schutz jedoch oftmals hinter der Abwehr von Flüchtlingen zurücksteht, haben engagierte Einzelpersonen, Initiativen und Organisationen der Flüchtlingssolidarität in Bayern 1986 den Bayerischen Flüchtlingsrat als überparteilichen und überregionalen Dachverband ins Leben gerufen, so Markus Geisel zu Beginn über die Arbeit und den Auftrag seiner Organisation. Der Landshuter will nicht, dass Zuwanderer und Flüchtlinge, wie oft üblich, nach wirtschaftlichen Erwägungen beurteilt werden.
Etwa 51 Millionen Menschen befinden sich zur Zeit auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung, so viele wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Etwa 200 000 Menschen haben es 2014 trotz aller Abwehrmaßnahmen nach Deutschland geschafft. Trotz dieser menschlichen Katastrophe, hat Deutschland insgesamt lediglich 20 000 Flüchtlingen aus humanitären Gründen die legale Einreise nach Deutschland erlaubt.
Die überwiegende Mehrheit hat sich den Weg nach Europa und Deutschland, nach oft monatelanger Flucht, durch Wüsten und über das Mittelmeer, mit Tod und Leid erkämpft. Der tausendfache Tod von verzweifelten Flüchtlingen, im Mittelmeer, ist eine Schande für das demokratische und humane Europa. Andere Länder außerhalb Europas wie der Libanon, Pakistan, Irak oder auch die Türkei haben, im Vergleich zur Einwohnerzahl, ein Vielfaches an Flüchtlingen aufgenommen. Länder in Europa wie Malta, Schweden, Norwegen, Schweiz und sogar Österreich haben im Verhältnis mehr Flüchtlingen Schutz gewährt, als Deutschland. Der Spruch „Das Boot ist voll" ist deshalb genauso falsch, wie hartherzig und einer humanen Gesellschaft nicht würdig, so Geisel weiter.
Besonders rigoros betreibe die bayerische Staatsregierung ihre Asyl- und Flüchtlingspolitik. In ihrer sogenannten Asyldurchführungsverordnung hieß es, die Unterbringung "soll die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern". Erst nach langem Hungerstreik von Flüchtlingen am Münchner Rindermarkt 2013 wurde dieser Passus gestrichen. Ein Zitat eines europäischen Ministers, Umberto Bossi, Minister der Regierung Berlusconi, 2003, "Schießt die kleinen Boote doch ab, bevor sie in italienische Gewässer gelangen!", lässt tief blicken.
Markus Geisel berichtete weiter, mit vielen Zahlen und Fakten, von seiner Arbeit. Ein besonderes Problem bestehe für die vielen traumatisierten Menschen, aus den Kriegsgebieten, mit der gesundheitlichen Versorgung und Betreuung. Auch Sprachkurse würden nur in ungenügender Zahl angeboten. Er bedankte sich bei den vielen ehrenamtlichen Helfern, die auch unter den Besuchern zahlreich vertreten waren, für ihre wertvolle Arbeit. Er warnte allerdings davor, dass sich staatliches Handeln nicht auf dem Engagement von Ehrenamtlichen ausruhen dürfe.
Nach dem Vortrag konnten die Besucher Fragen stellen und diskutieren. Vielen Besuchern war die ehrenamtliche Hilfe und Betreuung der Flüchtlinge ein persönliches Anliegen.
Annelies Huber vom Haus International und der FALA Landshut teilte mit, Unterstützer sind herzlich willkommen, es bestehe großer Bedarf. Am 1. Februar werde in Landshut eine neue Gemeinschaftsunterkunft mit 139 Plätzen für Flüchtlinge eröffnet. Die Flüchtlingsströme nehmen nicht ab, auch Landshut wird weiter Menschen aus den betroffenen Gebieten aufnehmen müssen.
Zum Schluss bedankte sich Kurt Büttler, für das Interesse und die gute Beteiligung. Die Industriestaaten sind nicht unschuldig an den Fluchtgründen, vielfach wurden diese ausgelöst, durch Kriege wie im Irak 2003 und die Wirtschafts- sowie die Agrarpolitik des Westens. Gerade deshalb stehen wir auch in einer besonderen Verantwortung für die betroffenen Menschen, mit diesen Worten schloss Kurt Büttler die Veranstaltung.