Ecuador gilt als eines der ärmsten Länder Süd- amerikas, aber als vergleichsweise sicher. Im Rahmen eines Vortrages informierte vor kurzem Carmen Schmidt gut 50 interessierte Mitglieder der Jungen Union und andere Landshuter Bürger über ihr Engagement. Ihr einjähriger enwicklungspoliti- scher Freiwilligendienst dort stellte sie vor viele, sehr unterschiedliche Herausforderungen. Geför- dert wurde der Dienst durch das Programm „welt- wärts" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit & Entwicklung. Carmen Schmidt lebte im Dorf Simiátug (ca. 3.000 m hoch gelegen) in einer wenig entwickelten Anden-Region.
Das vorherrschende nass-kalte Klima verlangt seinen Bewohnern große Anstrengungen ab. Die meisten Menschen dort leben als Bauern und Selbstversorger. Der Großteil entstammt der indigenen Bevölkerung, den „Indígenas". Die Menschen sind eher förmlich und zurückhaltend, aber höflich und hilfsbereit: Man hat nicht viel, aber das Wenige teilt man.
Die Aufgaben von Carmen verteilten sich auf zwei Bereiche: Zum einen arbeitete sie in einem Computerzentrum und half dort Kindern und Erwachsenen im Umgang mit PC und Internet. Zum anderen lehrte sie Englisch an einer Grundschule und einer Salesianer-Schule und betreute insgesamt die Klassen 6 bis 13. Als Erfolg wertete sie dabei bereits, dass Schüler sich trauten, sie auf der Straße auf Englisch zu grüßen und Freude am Erlernten zeigten. Wichtig war dabei nachhaltige Hilfe, etwa die Anleitung zum eigenständigen Denken und Lernen. Auch hier musste sie sich bereits mit kleinen Verbesserungen zufrieden geben, um ihre nicht zu Motivation zu verlieren.
Zudem unterrichtete Carmen sie für ein paar Wochen Mathematik in einem Zentrum an der Küste und lernte dort eine völlig andere Kultur und Vegetation kennen. Ecuador ist nämlich nicht gleich Ecuador! Es weist eine erstaunliche Biodiversität auf, was die vier sehr unterschiedlichen Regionen zeigen: Oriente (Amazonas-Tiefland), Sierra (vulkanreiches Hochland), Costa (tropisch warme Pazifikküste) und Galápagos-Inseln (1000 km vor der Küste). Das Land bietet eine breite Vielfalt – von Affen und Orchideen im Dschungel, Lamas in den kargen Anden, über Wale an der Küste bis hin zu den Galápagos-Riesenschildkröten und anderen weltweit einmaligen Tieren und Pflanzen. Das spiegelt sich auch in der spezifischen Kultur wider: Sprache, Ernährung, Kleidung und Verhalten passen sich den jeweiligen Gegebenheiten an.
Carmen Schmidt berichtete, dass das Jahr vieles in ihrem Leben verändert hat: Sie ist an ihre Grenzen gekommen und darüber hinaus gewachsen. Ein warmes Bett, Strom oder fließend warmes Wasser sind auf der anderen Seite des Globus purer Luxus. So konnte sie viel über die Kultur Ecuadors, aber auch über die deutsche Kultur lernen. Abschließend bedankte sie sich bei der Jungen Union um Thomas Haslinger für die gespendeten Flöten, mit denen sie versuchte, den Kindern das Musizieren
beizubringen.
Bericht: Carmen Schmidt