Das Bild der Neustadt wird von Parkplatz suchenden und parkenden Autos bestimmt. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (22.03.2023) Bereits vergangene Woche kamen rund 100 Interessenten in die Räume des ehemaligen „Alpenstrands“ um sich über eine mögliche Fußgängerzone in der unter Neustand zu informieren, bzw. darüber zu diskutieren. Aller Voraussicht nach wird am 14. Mai, am Muttertag, ein Bürgerentscheid dazu stattfinden. Die Initiatoren der „Fußgängerzone Neustadt“ wollen in den Wahlkampf starten, fanden aber nicht bei allen ein offenes Ohr für ihr Anliegen.
Seitens der Bürgerinitiative „Fußgängerzone Untere Neustadt“ warben Evi Hiermeier, Stefan Bartz und Stephan Reinkowski für das Projekt: Der Platz sei zu schön, um zugeparkt zu sein, Geschäftsleute hätten keine Umsatzeinbußen zu befürchten, die Einkäufer und Konsumenten sind in erster Linie Fußgänger, eine Fußgängerzone wirkt sich positiv auf das Wohnklima und die Gastronomie aus, sie bringt weniger Parksuchverkehr und mehr Sicherheit für Radfahrer.
So erinnerten die Initiatoren auch an die Worte von Alt-OB Josef Deimer und seine damaligen Beweggründe für den Bau des Tunnels, um Verkehr aus der historischen Innenstadt heraus zu nehmen. Eine Fußgängerzone sei etwas praxiserprobtes und auch ein Baustein, um die Verkehrswende ein Stück weiter zu bringen, so die Initiatoren weiter. Allerdings hat der Bürgerentscheid keinen Einfluss auf die Gestaltung einer Fußgängerzone, wie Bäume oder Brunnen. Hier wäre seitens der Verwaltung eine Bürgerbeteiligung geboten.
Das Interesse an der Informationsveranstaltung im ehemaligen Alpenstrand war groß.
„Die Initiatoren möchten mit allen darüber reden“, regte Moderator Dr. Ulrich Kaltenegger zur Diskussionsrunde an, die Hans Opel, der seit 50 Jahren in der Neustadt lebt, eröffnete. Eine Fußgängerzone nannte er einen Schritt in die richtige Entwicklung. Als Übergangslösung schlug er eine Einbahnstraßenregelung und weniger Parkplätze vor. Seiner Erfahrung nach verursachen vor allem Paketzusteller immer wieder Staus, weshalb ein Paketdepot sinnvoll wäre. Zusätzlich benötige die Stadt eine Ringbuslinie von der Grieserwiese, durch die Theatergasse, die Spiegelgasse, über das CCL, die Heilig Geist Kirche und die Altstadt wieder zurück zur Grieserwiese. Zudem gibt es in der Neustadt viel zu wenige Fahrradständer.
Prof. Dr. Frank Palme pflichtete in seinem Statement einem besseren Busverkehr bei, denn mit dem Auto in die Stadt fahren zu müssen, soll nicht zählen, wenn es gute Verbindungen gibt. Johannes Hunger nannte eine Fußgängerzone einen Qualitätsgewinn, Christoph Rabl erinnerte an die seit 50 Jahren bestehende Fußgängerzone und die dadurch gewonnene Aufenthaltsqualität.
v. l.: Moderator Dr. Ulrich Kaltenegger und die Initiatoren des Bürgerbegehrens "Fußgängerzone Untere Neustadt" Stefan Bartz, Stephan Reinkowski und Evi Hiermeier.
Olaf Minet hingegen, Inhaber der Chocolat Manufaktur zeigte sich durch das Bürgerbegehren überrascht und übergangen. „Ich habe im Vorfeld nichts davon gewusst“, weshalb er in seinem Geschäft auch keine Unterschriftenlisten auslegte. „Eine Fußgängerzone ist für mich so nicht vorstellbar“ und Olaf Minet wurde sehr konkret: „Alles ist Schönfärberei. Von Oktober bis März wird sie eine 'Todeszone' sein. So wie das alles angekündigt wird, ist das mit mir nicht zu machen“. Kunden von außerhalb müssen die Neustadt auch weiterhin mit dem Auto anfahren können und bevor Parkplätze wegfallen, muss der Bus da sein.
Evi Hiermeier entschuldigte sich seitens der Initiatoren bei Olaf Minet, ihn nicht vorab informiert zu haben und bat um Verständnis, „dass wir das bei unseren zeitlichen und personellen Ressourcen nicht geschafft haben“.
Ein Anwohner appellierte, die Wohnqualität muss besser werden, aber wo soll das Auto hin, wenn es keine Parkplätze gibt. Ein weiterer Redner erinnerte an die Worte des Stadtplaners Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Ganser, als er Landshut besuchte. Er schlug vor mehrere Reihen Bäume zu pflanzen, Leerstände aufzukaufen und darin Wohnungen für junge Familien zu schaffen. Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Ganser, fand es viel zu schade, dass die Neustadt voller Autos steht.“
In einem anderen Beitrag ging der Blick nach Freiburg. Dort gibt es eine Fußgängerzone, durch die Autos im Schritttempo fahren dürfen, was als tolle Sache empfunden wird. Eine Landshuter bekannte sich mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Ihr fehlt der kostenlose Ringbus, denn sie verbringt auch viel Zeit mit der Parkplatzsuche.
Olaf Minet wiederum riet dazu, alle mit ins Boot zu holen, Geschäftsleute, Anwohner, die Gastronomie, Radfahrer, Fußgänger und auch Paketdienste. Eine Fußgängerzone, so wie sie nach den Vorstellungen der Bürgerinitiative kommen soll, ist mit ihm jedenfalls nicht zu machen. Seine Vorschläge lauten, 50 Prozent weniger Parkplätze, eine Einbahnregelung, Konsumfreie Zonen, eine Fahrradstraße ausweisen, die Geschwindigkeit reduzieren und mehr Grün zu schaffen.