Am Samstag wir ab 22 Uhr das Kernkraftwerk Isar 2 herunter gefahren und vom Netz genommen. - Foto: W. Götz
Niederaichbach - pm (13.04.2023) Der Block 1 der Kernkraftwerke Isar wurde 1979 und Block 2 1988 erstmalig in Betrieb genommen. Im März 2011 wurde das Kraftwerk Isar 1, im Rahmen des beschlossenen Ausstiegs Deutschlands aus der Atomenergie, mit insgesamt sieben weiteren Kernkraftwerken abgeschaltet. Am 15. April wird das Kernkraftwerk Isar 2 als eines der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland nach 35 Jahren seinen Betrieb einstellen. Damit endet die Ära der Stromerzeugung aus Kernkraft.
Wie läuft der letzte Betriebstag ab?
Der letzte Betriebstag wird größtenteils wie jeder andere letzte Betriebstag vor der Abschaltung (z. B. anlässlich einer Revision) verlaufen. Die Schichtmannschaft wird die üblichen Prozeduren und Prüfungen vornehmen, die vor einer Abschaltung des Kraftwerks vorgesehen und im Betriebshandbuch festgelegt sind.
Wie erfolgt die Abschaltung am 15. April?
Am 15. April ab ca. 22 Uhr beginnt der Abschaltprozess der Anlage – die Leistung wird dann stufenweise abgesenkt. Bei einer Reaktorleistung von ca. 30 % wird bereits kein Strom mehr ins Höchstspannungsnetz eingespeist, und es erfolgt eine automatische Trennung des Generators vom Stromnetz. Danach wird die Kernspaltung im Reaktor gestoppt. In den darauffolgenden Stunden wird der Reaktor weiter heruntergekühlt. Die Stromversorgung der Anlage erfolgt dann von außen über das Stromnetz, wie bei jedem anderen Industriebetrieb auch.
Was passiert nach der Abschaltung?
Nach der Abschaltung der Anlage werden Wartungsarbeiten beginnen und Prüfungen durchgeführt. Voraussichtlich bis Mitte des Jahres werden die 193 Brennelemente, die derzeit im Reaktor sind, in das Lagerbecken gestellt. Der Rückbau selbst kann erst nach Erteilung der hierfür erforderlichen Genehmigung beginnen. Diese wird bis Ende des Jahres erwartet. Bis dahin werden die Voraussetzungen für den Rückbau der Anlage geschaffen. Da sich noch Brennelemente innerhalb des Kraftwerks befinden, müssen alle für diesen Betriebszustand relevanten Systeme und Komponenten gemäß den betrieblichen Bestimmungen gewartet, instandgehalten und wiederkehrend geprüft werden. Nicht benötigte Systeme werden abgeschaltet.
Wie läuft der Rückbau eines Kernkraftwerks ab?
Zu Beginn des Rückbaus konzentrieren sich alle Rückbauarbeiten auf Anlagenteile im Kontrollbereich. Dabei werden radioaktiv belastete Anlagenteile möglichst frühzeitig abgebaut.
- Es werden ausschließlich Systeme, Einrichtungen und Anlagenteile mit den zugehörigen Versorgungseinrichtungen abgebaut, die nicht mehr für den Restbetrieb benötigt werden.
- Zeitgleich wird ein Reststoffbehandlungszentrum innerhalb des Kontrollbereichs eingerichtet.
- Danach geht es zum Herzstück des Kraftwerks: dem Reaktordruckbehälter. Die im Behälter befindlichen Einbauten werden zerlegt und verpackt, anschließend der Reaktordruckbehälter selbst.
- Daran schließen sich benachbarte Systeme an. Dies sind beispielsweise die vier Dampferzeuger, der Druckhalter, der Abblasetank und die vier Hauptkühlmittelpumpen. Auch die Rohrleitungen und Komponenten z. B. das Speisewassersystem und die Frischdampfleitungen können dann abgebaut werden.
- Sobald der Reaktordruckbehälter entfernt ist, kann der ihn umgebende biologische Schild zerlegt werden.
- Die Räume im Kontrollbereich werden Schritt für Schritt freigeräumt. Danach werden die Gebäude auf Kontamination überprüft und gegebenenfalls dekontaminiert. Nachdem Raumbereiche freigemessen wurden, wird der Zugang gegen Wiederbetreten abgesichert, so dass es zu keiner erneuten Kontamination kommen kann.
- Nach der Dekontamination ist sichergestellt, dass alle Gebäudeteile nachweislich frei von radioaktiv kontaminierten Bauteilen oder Materialien sind. Danach kann das Gelände aus der atomrechtlichen Überwachung entlassen werden.
Wie lange dauert der Rückbau?