Kein Zweifel, die letzte OB-Wahl endete 2010 für vier von sechs Kandidaten mehr als enttäuschend. Alle sechs waren im übrigen keine gebürtigen Landshuter. Die Amtszeit von Hans Rampf (65) endet mit dem 31. Dezember 2016. Im Oktober 2016 wird der neue Oberbürgermeister gewählt. Die entsprechenden Kandidatinnen bzw. Kandidaten werden in der Regel ein Jahr zuvor (2015) von ihren Parteien oder Vereinen nominiert. Da es bei der nächsten OB-Wahl keinen "Titelverteidiger" mit Amtsbonus gibt, so verteilen sich die Wahl-Chancen weitaus gleichmäßiger. Ganz klar, besonders spannend wird die Frage, wer bei den drei C-Parteien, bei der CSU, bei der Jungen Liste und bei der Landshuter Mitte (LM) als Bewerber bzw. Bewerberin für die Rampf-Nachfolge nominiert wird.
Von den letzten sechs OB-Kandidaten tritt wohl keiner mehr an: Das waren 2010 Hans Rampf (CSU, Wahlsieger mit 61,1 %), Dr. Thomas Keyßner (Die Grünen, 26,32 %), Robert Gewies (SPD, 4,98 %), Robert Mader (FW, 4,63 %), Prof. Dr. Christoph Zeitler (FDP, 1,58 %) und Andreas Jonnny Huber (Die Linke, 1,38 %) . Insider glauben jedoch, dass der Jurist Dr. Keyßner (57) je nach den Siegchancen doch noch für eine vierte OB-Kandidatur bereit sein könnte. Der 2. Bürgemeister war ja bei der Stadtratswahl am 16. März der Stimmenkönig.
Hans Rampf gewann seine erste OB-Wahl 2004 als Kandidat der "Bürger für Landshut" mit 50,89 Prozent der Wählerstimmen. Der große Verlierer dieser Wahl war CSU-Kandidat Ludwig Zellner mit lediglich 14,84 Prozent. Dr. Keyßner wäre mit 25,14 Prozent beinahe in die Stichwahl gegen Rampf gekommen, wenn dieser nur 0.89 Prozent weniger Stimmen bekommen hätte. Wäre ...
Josef "Dick" Deimer, Rampfs Vorgänger im Amt, gewann seine erste OB-Wahl als 30-jähriger 1969 aus dem Amt eines Landtagsabgeordneten heraus und als 3. Bürgermeister mit 58,4 Prozent gegen den SPD-Kandidaten und amtierenden 2. Bürgermeister Anderl Schlittmeier, der nur auf 41,6 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung betrug sensationell 85,1 Prozent. Eine ähnlich hohe Beteiligung wurde nie wieder erreicht.
Doch das sind die lokalpolitischen Schlachten von gestern und vorgestern. Jetzt richtet sich der Blick auf die OB-Wahl 2016. Fangen wir bei den sogenannten Konservativen an. Hier könnte einer antreten, der in zwei Jahren knapp das Alter von Deimer (1969) erreicht. Die Rede ist von Thomas Haslinger (27, Foto), aktuell stellvertretender CSU-Chef hinter MdL Radlmeier, schneidiger JU-Vorsitzender und Fraktionschef der Jungen Liste/Bürger für Landshut. Haslinger hat als Listenführer einen recht kreativen Stadtratswahlkampf mit seiner jungen Truppe geführt. OB Rampf schätzt ihn als Hoffnungsträger. Bei der CSU ist er gut vernetzt. Mit Fraktionschef Rudolf Schnur kann er gut. Also ein Mann für alle Fälle, aber bei der CSU 2016 noch nicht die erste Wahl.
Das ist unumstritten MdL Helmut Radlmeier (48), seit 2009 CSU-Chef in der Nachfolge von Dr. Wolfgang Götzer. Ein enger Vertrauter, ja Freund des Oberbürgermeisters seit vielen Jahren. Wenn er im Frühjahr 2015 erneut zum CSU-Vorsitzenden gewählt wird, muß er auch die OB-Kandidatur anstreben. Radlmeier ist ein sehr guter, volksnaher Wahlkämpfer, ein unermüdlicher Grüß-Gott-Sager wie Rampf und Deimer. Mit dem ehemaligen Redakteur Rüdiger Abel hat er einen erprobten PR-Mann als persönlichen Referenten an seiner Seite. Abel hat schon OB-Kandidat Rampf 2004 geschickt arbeitsteilig mit WK-Manager Michael Kliebenstein "verkauft".
Radlmeier ist seit Jahren in vielen Vereinen und Organisationen tätig. Jetzt muß er lediglich als Abgeordneter eine "bella Figura" abgeben, dann ist er klarer Favorit für die Rampf-Nachfolge, wenngleich nicht schon im ersten Wahlgang. Für 50 Prozent plus X wird es da wohl noch nicht reichen.
Denn aus dem CSU-Lager heraus dürfte mit Sicherheit auch Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner (54) das OB-Amt mit aller Macht anstreben. Sie ist aktuell Fraktionschefin der fünf Stadträte der Landshuter Mitte (LM). Sie ist aktiv im Vorstand der "Förderer" engagiert und vor allem seit Jahren 1. Vorsitzende des mit Abstand größten Sportvereins, der Turngemeinde Landshut (6.600 Mitglieder). Im Stadtrat sitzt sie ganz vorn in der ersten Reihe, direkt gegenüber OB Hans Rampf. Das Abitur hat die aus Viecht, Gemeinde Eching, stammende Medienexpertin in Seligenthal gemacht. Schon mit 29 Jahren wurde sie LZ-Chefredakteurin. Noch heute ist sie Alt-OB Josef Deimer eng verbunden. Ja, neben Dr. Keyßner ist Prof. Godnrbauer-Marhner wohl die profilierteste potentielle OB-Kandidatin. Sie hat sich ja bereits 2003 erstmals als OB-Kandidatin der CSU in Konkurrenz zu Rampf und Zellner beworben.
Die Fraktionschefin und Professorin an der Bundeswehr-Uni in München/Neubiberg weiß, dass die kommende OB-Wahl wohl ihre absolut letzte Chance auf den Chefsessel im Rathaus ist. Und angeblich wollen mehrheitlich auch die Freien Wähler die LM-Kandidatin unterstützen, wohl aus Dankbarkeit dafür, dass die LM-Stadträte am 9. Mai Erwin Schneck zum Bürgermeisteramt verholfen haben. Zudem ist es ein offenes Geheimnis, dass MdL Jutta Widmann und Prof. Goderbauer-Marchner gut harmonieren. Widmann hat ja vor Jahren die Kandidatur von Goderbauer-Marchner als BLM-Präsidentin mit den Landtagsabgeordneten der Freien Wählern unterstützt. Freilich vergeblich. Die Kandidatin bekam danach daheim in der Landshuter CSU deshalb so richtig Sperrfeuer, mußte ihr Amt als gleichberechtigte Vorsitzende der CSU-Fraktion an der Seite von Dr. Moratscheck aufgeben.
Aber die Professorin ist wieder da. Sie war sehr erfolgreich im Stadtratswahlkampf. Aktuell spielt die Landshuter Mitte unter ihrer Führung stadtpolitisch die erste Geige.
Diese Rolle beanspruchen eigentlich die sieben Stadträte der Grünen mit Sigi Hagl (48) an der Spitze. Die gelernte Rudfunkredakteurin und Politikwissenschaftlerin wurde im November 2013 zudem Landesvorsitzende der Grünen. Das Wahlziel, am 16. März stärkste Stadtratsfraktin zu werden, wurde zwar nicht erreicht, aber die Grünen stellen wieder den 2. Bürgermeister. Und Sigi Hagl hat längst wissen lassen, dass sie sich auch das OB-Amt durchaus zutraut. Das könnte 2016 dazu führen, dass Sigi Hagl in erster Linie gegen Prof. Goderbauer-Marchner um den zweiten Platz hinter Helmut Radlmeier kämpfen muß, um in die Stichwahl zu kommen. Ein Vorteil für Hagl könnte sein, dass die SPD keinen OB-Kandidaten nominiert. Aus der sechsköpfigen Stadtratsriege heraus käme altersmäßig ja nur Neu-Stadträtin Anja König (44) in Frage.
Da heißt es abwarten, wie sich die SPD-Chefin im Stadtrat profilieren kann. Womöglich kandidiert Anja König ja doch. An Selbstbewußtsein mangelt es ihr nicht. Andererseits könnte von Altdorf aus der dortige 2. Bürgemeister Georg Wild (48) für die Landshuter SPD antreten. Doch das ist eher eine ganz vage Vermutung.
Also, mit der rhetorisch brillanten Sigi Hagl ist als OB-Kandidatin zu rechnen oder vielleicht sogar mit Neu-Stadtrat Stefan Gruber, der 2009 noch als CSU-Mann gegen Radlmeier um den CSU-Chefposten kandidiert hat. Gruber, von Beruf Banker, war viele Jahre lang im Stadtjugendring federführend engagiert. Jetzt ist er ein überzeugter Grüner.
Bei der CSU kann man noch als OB-Kandidaten im zweiten oder dritten Glied den Umweltexperten Rudolf Schnur (53), seit 1. Mai alleiniger Fraktionschef oder auch Gabriele Sultanow (50) nennen. Wäre Sultanow am 9. Mai 3. Bürgermeisterin geworden, sähe das heute ganz anders aus.
Also, es wird besonders spannend, wer 2016 in eine Stichwahl (gegen Favorit Radlmeier) kommt, Und Stichwahlen haben ihre eigenen Gesetze. Das hat sich zuletzt in Dachau gezeigt, wo Ende März der 27-jährige Florian Hartmann (SPD) mit nur 28 Prozent im Rücken gegen den haushohen CSU-Kandidaten (mit 42 Prozent aus dem 1. Wahlgang) sensationell die Stichwahl gewonnen hat.
Als OB-Kandidat will auch Stadtrat Lothar Reichwein (54, FW) antreten. Fraglich ist, ob er dies bei seinen Freien Wählern kann, die wohl mehrheitlich eher LM-Kandidatin Goderbauer-Marchner unterstützen wollen. Doch Reichwein ist findig und vernetzt genug, um notfalls eine neue Unterstützergruppe zu gründen. Er hat ja noch etwas Zeit. Im Stadtrat gehört er zweifelsohne zu den fleißigsten und kompetentesten Antragstellern und Debattenrednern. Nicht zuletzt ist er seit vielen Jahren Cheforganisator des beliebten Bismackplatzfestes.
Bei der FDP ist 2010 Prof. Dr. Zeitler als OB-Kandidat total abgestürzt. Noch 18 Monate zuvor ha er als Bundestaskandidat ein glänzendes Ergebnis eingefahren. Die Liberalen haben nur noch den Nahost-Experten Norbert Hoffmann im Stadtrat. Der 30-jährige wäre sehr wohl ein respektabler OB-Kandidat, wenn er nur wollte.
Diese Kandidatur wird aber wohl eher auf den Landshuter FDP-Vorsitzenden Alexander Putz, ein gebürtiger Österreicher, mittlerweile mit deutschem Paß, von Beruf Dipl. Bauingenieur (eigenes Planungsbüro), zulaufen. Putz ist ein Alleskönner. Er schreibt vielwissend gern Leserbriefe und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Als Stadtratskandidat machte er wiederholt bei Debatten auf Podien eine sehr gute Figur. Also, die FDP ist gerüstet.
Die ÖDP ist mit Christine Ackermann und der parteilosen Elke März-Granda im Stadtrat sehr gut vertreten. Die ÖDP wird wohl erneut keine eigene OB-Kandidatin ins Rennen schicken, oder doch? Warum nicht! Das hätte nicht nur Charme!
Die Bayernpartei wird im Stadtrat durch Robert Neuhauser vertreten, den Gründer des Vereins "Bürger für Landshut" anno 2004. Neuhauser hat die Unterschriftenaktion pro OB-Kandidat Hans Rampf Anfang 2004 ins Leben gerufen. Es wäre eine absolute Überraschung ,wenn Neuhausers BP 2016 mit einem eigenen OB-Kandidaten ins Rennen gehen würde. Ausgeschlossen ist aber gar nichts.
Und die Linke? Sie hat mit Reiner Zisler, ehemals Zollbeamter (Fahnder), einen eher bürgerlich wirkenden Vorsitzenden ("ich bin für die soziale Marktwirtschaft") im Kreisverband Landshut-Kellheim. Zisler kann auf vielen Politikfeldern gut mitdiskutieren. Seine Partei ist zwar kleiner, aber homogener geworden. Zisler selbst könnte als OB-Kandidat sicherlich mehr Stimmen einheimsen als 2010 Andreas Jonny Huber (1,38 %), zumal dann, wenn die SPD erstmals auf einen eigenen OB-Kandidaten bzw. eine -Kandidatin verzichten sollte.
Nicht vergessen ist, dass bei der CSU längere Zeit der smarte Stadtdirektor Andreas Bohmeyer als OB-Kandidat gehandelt wurde. Und Robert Neuhauser hat Stadtkämmerer Rupert Aigner als Rampf-Nachfolger ins Spiel gebracht. Neuerdings wird auch Baudirektor Johannes Doll gezielt genannt. In der Tat ist der gertenschlanke Doll immer häufiger als Speziergänger mit Gattin und Hund zu sehen oder auf dem Fahrradl. Der Baudirektor gilt als kluger Moderator und einfühlsamer Vermittler. Ein Bauexperte, der durchaus Zukunftsplanungen mit wissenschaftlicher Unterstützung organisiert und gern faire Kompromisse schließt.
Oberbürgermeister Hans Rampf ist noch genau 868 Tage im Amt. Er wird bis zum letzten Tag (31.12.2016) stramm durchregieren und alles daransetzen, dass sein Nachfolger aus den Reihen der CSU kommt. Am liebsten wäre ihm eine Wiedervereinigung aller drei C-Gruppierungen noch vor der Nominierung des CSU-OB-Kandidaten oder einer CSU-Kandidatin. Das müßte dann nicht Radlmeier, Haslinger oder Schnur sein. Das könnte dann auch Prof. Goderbauer-Marchner sein, womöglich mit einem Dr. Thomas Haslinger als persönlicher Referent an ihrer Seite. In Ingolstadt wurde zweimal hintereinander der jeweilige persönliche Referent des Oberbürgermeister neuer Rathauschef. Also durchaus eine Sprungbrettposition.
Wird Helmut Radlmeier 2016 neuer Oberbürgemeister, dann benötigt die CSU für die Wahl 2018 einen neuen Landtagskandidaten. Auch eine höchst reizvolle Aufgabe. /hs