Landshut. (19.01.2016) Flüchtlingskrise und Festredner haben den Neujahrsempfang für die niederbayerische Wirtschaft des Marketing-Clubs Niederbayern am Montag zu einem großen Appell für den Zusammenhalt in Betrieben und Gesellschaft gemacht. Vor rund 350 Gästen im voll besetzen Landshuter Bernlochnersaal sprach der weltweit oberste Benediktinermönch, Abtprimas Notker Wolf, der aus den Medien auch als rockender Ordensmann bekannt ist, über Ethik in der Unternehmensführung.
Er rief den Unternehmern und Führungskräften ein vermeintlich simples Credo ins Bewusstsein, das im Alltag oft untergeht: „Lassen Sie die Mitarbeiter spüren, dass Sie Menschen und Menschlichkeit mögen und seien Sie ein Vorbild in Sachen Arbeitsmoral und Einsatz. Das ist das erste Gebot guter Führung.“
Regierungspräsident Heinz Grunwald und Oberbürgermeister Hans Rampf betonten, dass Staat und Kommunen die Integration von Flüchtlingen gemeinsam mit der Wirtschaft schaffen wollen, ja sogar müssen. „Sie als Unternehmer haben es in der Hand“, sagte Grunwald, „den lernwilligen Einwanderern Ausbildungsplätze und Jobs anzubieten.“
Auch Abtprimas Notker (Foto) ging an dem vom Vilsbiburger Unternehmen Flottweg präsentierten Festabend auf das Flüchtlingsthema ein und machte dabei klar, dass er Regeln für die Eingliederung in die Gesellschaft für unverzichtbar hält.
„Ich lege gerne Bömbchen in die Bequemlichkeit“, sagte der Abtprimas und lieferte Denkanstöße für eine bessere Unternehmenskultur. - Foto: Raimund Hackl
Am Sitz des Benediktinerordens in Rom leben 120 Menschen aus 40 Nationen quasi unter einem Dach zusammen. Das gelingt laut Abtprimas Notker sehr gut, aber dafür sind zwei Voraussetzungen nötig: Jeder muss Italienisch lernen, damit die Bewohner eine gemeinsame Sprache haben. Und jeder muss sich zur gemeinsamen Hausordnung nach den Prinzipien des Heiligen Benedikts bekennen. „Ich verstehe die Multi-Kulti-Leute nicht, die keine Vorgaben für die Integration machen wollen“, sagte Abtprimas Notker. „Toleranz ist gut und wichtig, aber ich muss auch eine Gegenleistung bekommen.“
Um die richtige Balance von Geben und Nehmen geht es für den Geistlichen auch in Unternehmen. In der Finanzkrise vor knapp zehn Jahren hätten alle plötzlich nach mehr Ethik, Moral und Anstand gerufen und mehr Regeln und Gesetze gefordert. „Aber damit schiebt man die Verantwortung nur ab“, sagte Abtprimas Notker. Denn die Moral betreffe das Handeln jedes einzelnen Menschen. „Bei der Moral geht es um das Sollen, nicht um das Müssen. Das macht es so schwierig.“ Das könne kein Gesetz festmachen, da sei die Einstellung gefragt. „Wir brauchen nicht mehr Gesetze und keine Bevormundung durch Vater Staat, sondern die Rückkehr zur Eigenverantwortlichkeit.“
Umgemünzt auf die Unternehmensführung bedeutet dieses Prinzip, dass Chefs und Mitarbeiter gemeinsam das richtige Maß zwischen Fördern und Fordern finden müssen. Führungskräfte sollten dabei mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Abtprimas Notker. „Das wirkt am meisten. Nicht umsonst erinnern wir uns beim Gedanken an die Schule nicht an den Lernstoff, sondern an die Lehrer.“ Die Gemeinschaft sei der Schlüssel für gute Unternehmenskultur – und das Erfolgsgeheimnis jeder Firma. Vorgesetzte sollten sich freuen, mit ihrem Team immer wieder an Veränderungen arbeiten zu müssen.
„So spürt man das Leben in der Wirtschaft“, erklärte Abtprimas Notker. „Und nur, wenn ich Herausforderungen angehe, um sie zu meistern, erfahre und beweise ich die Qualität des Menschseins.“
Der Marketing-Club Niederbayern (MCN) ist die Community der Unternehmer und Führungskräfte für lebendiges und marktorientiertes Handeln. Seit 30 Jahren ist der Verein elementarer Bestandteil der regionalen Marketinglandschaft und fachlicher Ratgeber für die Branchenprofis. Der Club hat mehr als 200 Mitglieder, die sich regelmäßig in verschiedenen Veranstaltungsformaten über aktuelle Trends und Themen fortbilden und Erfahrungen austauschen können. International und bundesweit gefragte Experten bereichern das Programm ebenso wie Unternehmer aus der Region mit ihren Praxisbeispielen für erfolgreiches Wirtschaften. Der MCN ist Teil des Deutschen Marketing Verbands mit rund 14 000 Mitgliedern.
Nähere Informationen gibt es unter www.mc-niederbayern.de
Im Bild ganz oben: Volles Haus im Landshuter Bernlochnersaal: Rund 350 Gäste aus Wirtschaft und Politik waren zum Neujahrsempfang gekommen. Damit zeigten sie, dass die Veranstaltung ein Höhepunkt im Unternehmerkalender ist. - Foto: Raimund Hackl