(16.03.2016) - Über die großen und kleinen Unterschiede zwischen Mann und Frau ging es im dritten Frauenempfang, zu dem die Pfeffenhausener Landtagsabgeordnete Ruth Müller dieses Mal in den Rottenburger Bürgersaal eingeladen hatte.
Dabei wurden die großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern besonders im Hinblick auf Familie und Beruf von der politischen Seite durch Ruth Müller und ihre Landtagskollegin und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Helga Schmitt-Bussinger beleuchtet. Für Lachtränen am laufenden Band sorgte die Kabarett-Truppe „Zwoaraloa“, die die kleinen aber feinen Unterschiede in ihren, mit herzhaft bayerischem Humor gewürzten, Texten besangen und unter anderem die „Chancenungleichheit beim Bieseln“ beanstandeten.
Den steinigen Weg hin von der Bevormundung der weiblichen Bevölkerung bis zur rechtlich verankerten Gleichberechtigung von Mann und Frau legte Ruth Müller eingangs anhand prägnanter Daten und Fakten der letzten 100 Jahre dar. Doch auch bei all den bisherigen Erfolgen, wie dem Wahlrecht für Frauen oder dem Recht auf gleichwertige Bildung, dürfe dennoch nicht vergessen werden, dass auch heute noch viel zu tun ist, so Ruth Müller. „Gerade in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf können wir uns ein Vorbild an den skandinavischen Ländern nehmen“ so die Landtagsabgeordnete weiter, da beispielsweise in Schweden die Elternzeit ganz regulär zwischen Mann und Frau aufgeteilt würde, die Frau aufgrund ihrer hinzugewonnenen Qualifikationen nach ihrer Rückkehr in die Arbeitswelt meist sogar eine Beförderung erwarte.
Gute Politik für Frauen
Helga Schmitt-Bussinger beschäftigte sich mit der Frage, wie gute Politik für Frauen heute aussehen sollte. Obwohl die rechtliche Gleichstellung bereits erreicht ist, gäbe es nach wie vor enormen Handlungsbedarf. Gerade in der Kommunalpolitik sind Frauen immer noch unterrepräsentiert. Doch vor allem in der Punkten Arbeit und Familie und deren Vereinbarkeit entstehen der Frau immer noch Nachteile gegenüber dem Mann. „Frauen sind heute besser ausgebildet als jemals zuvor, trotzdem bekommen sie statistisch gesehen nach wie vor 20% weniger Gehalt als Männer in gleichwertigen Positionen“ legte Schmitt-Bussinger die Fakten dar. Auch müssten Frauen stärker in Führungspositionen vertreten sein – wobei hier wiederum der Spagat zwischen Familie und Beruf im Wege steht. In der Regel stellen immer noch mehr Frauen als Männer ihre beruflichen Interessen zugunsten der Familie zurück – was auch völlig legitim sei, wenn dies der tatsächliche Wille der Frau sei. Doch Helga Schmitt-Bussinger ist davon überzeugt, dass es auch für Frauen die Wahlfreiheit geben muss, ob sie ihr Leben ganz der Familie widmen, oder eben auch einer beruflichen Tätigkeit nachgehen möchten. Deshalb fordert sie einen Ausbau der Betreuungseinrichtungen für Kinder. Gerade im Freistaat Bayern würden jedoch die finanziellen Mittel mitunter durch das Betreuungsgeld geschmälert, die für einen vernünftigen Ausbau des Betreuungsangebots dann wieder fehlen. „Armut, vor allem im Alter, ist weiblich“ gibt Helga Schmitt-Bussinger zu bedenken, was eine Folge der Nicht-Erwerbstätigkeit vieler Frauen ist, die wegen der Familie zuhause geblieben sind und letztendlich finanziell unterversorgt sind, „daher muss eine gute Politik dafür sorgen, dass alle Frauen die Chance auf Arbeit haben“.
Für Chancengleichheit der etwas anderen Art
Anschließend sorgten die vier Damen von „Zwoarloa“ mit ihren deftig-bayerischen Liedern für bombastische Stimmung im Saal. Bei so manchen spitzen Kommentaren wischten sich die Gäste die eine oder andere Lachträne aus den Augen – auch die spärlich vorhandenen Männer waren davon nicht ausgenommen. Unter herzhaften Lachern besangen „Zwoaraloa“, garniert mit Witzen und Anekdoten aus dem Leben, die Unterschiede zwischen Mann und Frau, die Probleme, die ein „Muttersöhnchen“ mit sich bringt oder die ständige weibliche Unzufriedenheit mit der Figur. Auch das typische Schicksal einer Frau wurde anschaulich verdeutlicht: „Ob mit oder ohne Mo bist als Weib recht arm dro“ – richtig zufrieden kann man mit der Auswahl, die die Männerwelt bietet, nie sein. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus feinen und groben Sticheleien und Unschuldsengerl-Miene sorgte das Quartett für beste Unterhaltung.
Gleichberechtigung leben
Abschließend griff Ruth Müller noch einmal die ernsten Themen des Abends auf. Ideal wäre es, nachdem Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, auch 50% der politischen Ämter mit Frauen zu bekleiden, da sich dann auch die Sichtweise auf viele Themenfelder wie Öffnungszeiten der KiTas, Ferienbetreuung in den Kommunen oder auch die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel auf dem Land, ändern würde. „Es gibt noch viel zu tun, bis tatsächliche Gleichberechtigung in allen Bereichen des Lebens erreicht ist. Nur wenn wir gemeinsam für unsere Ziele und Ideale kämpfen und andere zu unseren Mitstreitern machen können wir weiterhin den Satz des Grundgesetzes „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ mit Leben erfüllen“ resümierte Ruth Müller. Über die zahlreich eingegangenen Spenden für das im Aufbau befindliche ambulante Kinder- und Jugendhospiz freute sich Ruth Müller als dessen Schirmherrin besonders.
Gruppenbild: v.l. MdL Helga Schmitt-Bussinger, Zwoaraloa, MdL Ruth Müller