Das Klinikum Landshut hat die Kapazität des interdisziplinären Schlaflabors von vier auf acht Plätze erhöht. Der Schwerpunktversorger reagiert mit dieser Erweiterung auf den großen Bedarf in der Schlafmedizin, deren spezielle Abteilungen bundesweit sehr stark ausgelastet sind. Wartezeiten von bis zu zwei Jahren sind keine Seltenheit.
„Die Vergabe von Untersuchungsterminen wird nach Dringlichkeit vorgenommen. Hierzu erhält der Patient einen Fragebogen, in dem seine Krankheitssymptome und die Begleiterkrankungen abgefragt werden. Anhand dieser Angaben wird dann die Terminstellung vorgenommen. Dadurch kann überwiegend gewährleistet werden, dass Schwererkrankte zeitnah einen Termin zur Untersuchung und gegebenenfalls Therapieeinleitung erhalten“, erklärt Dr. Reinhard Zimmermann, Leiter des Schlaflabors im Klinikum Landshut. Er freut sich, dass durch die Verdoppelung der Plätze nun Wartezeiten verkürzt werden.
„Um dem großen Patientenaufkommen im Schlaflabor gerecht zu werden, war es uns ein wichtiges Anliegen, das Schlaflabor auszubauen“, erklärt Klinikum-Geschäftsführer Nicolas von Oppen. Mit der Verdoppelung der Plätze sorgt von Oppen für eine noch bessere Versorgung der Patienten des Klinikums, besonders im Bereich der Schlaganfälle, der Kardiologie und der Lungen- sowie Bronchialheilkunde. „Außerdem haben wir mit Dr. Zimmermann eine in Ostbayern anerkannte Koryphäe im Bereich der Schlafmedizin. Sein hervorragender Ruf ist einer der Hauptgründe für die langen Wartezeiten“, erklärt von Oppen.
Über 300 Schlaflabore sind in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin anerkannt, darunter auch das Schlaflabor im Klinikum. „Unserem Team im Schlaflabor bescheinigt das ein hohes Maß an fachlichem, technischem und organisatorischem Standard“, freut sich von Oppen. In Niederbayern verfügt derzeit keines der anerkannten Häuser über mehr als acht Polysomnographieplätze.
Die wachsende Bedeutung der Schlafmedizin ist darin ersichtlich, dass rund ein Drittel der Bevölkerung an Schlafstörungen leidet. Weit über 80 verschiedene Krankheitsbilder werden in einer internationalen Klassifikation aufgeführt. Am häufigsten treten schlafbezogene Atemstörungen in Erscheinung, was sich in der Patientenstatistik des Schlaflabors im Klinikum widerspiegelt. Im Schlaflabor des Klinikums leiden 95 Prozent der behandelten Patienten an Schlafapnoe. Hierbei verschließen sich im Schlaf die Atemwege. Dies führt zu Schnarchen mit langen Atemaussetzern und dann zu einem lauten, panischen „nach-Luft-Schnappen“. Dies verursacht Sauerstoffschwankungen und Herzschlagveränderungen, was sich wiederum negativ auf Organsysteme wie Herz und Gehirn auswirkt und zu Hochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann. Auch die psychische Gesundheit kann durch Entwicklung einer Depression beeinträchtigt werden. Hauptursache der Schlafapnoe ist Übergewicht, wodurch auch im Bereich der Atemwege Fett eingelagert wird, welches zu einer Verengung führt.
Viele Betroffene bemerken die oftmals sehr häufigen Atemereignisse gar nicht, fühlen sich am Tag aber so müde, dass dies zum Einschlafen im Sitzen, beim Lesen oder in der Arbeit am Bildschirm führt. Besonders folgenreich ist der durch die übermäßige Tagesmüdigkeit verursachte Sekundenschlaf, der beim Autofahren – jeder zweite Fahrer berichtet über derartige Episoden in seinem Leben – oder beim Bedienen von Maschinen lebensgefährlich sein kann.
Um eine Schlafapnoe zu behandeln, kommt überwiegend die CPAP-Therapie zum Einsatz. Betroffene schlafen mit einer Beatmungsmaske über Mund und Nase, durch die der in einem Atemgenerator erzeugte und für jeden Patienten individuell eingestellte Überdruck die Atemwege nachts öffnet und offen hält. Hierdurch wird der Schlaf normalisiert, die Patienten sind morgens ausgeschlafen und untertags wieder völlig fit.
Für eine Untersuchung im Schlaflabor benötigen die Patienten zunächst eine Voruntersuchung mittels des sogenannten „Schlafapnoe-Screenings“, das niedergelassene Ärzte mit einer entsprechenden Zulassung anbieten. Hierzu gehören beispielsweise Lungenärzte, Kardiologen, HNO-Ärzte, aber auch Allgemeinmediziner. Bei einem entsprechenden Ergebnis kann die Anmeldung in einem Schlaflabor erfolgen.
Der Betroffene benötigt in der gesetzlichen Krankenversicherung zur Aufnahme einen Einweisungsschein seines Arztes. Meist bleiben die Patienten zwei Nächte in Behandlung. Die erste Nacht dient der Diagnose und die zweite der Therapie, also beispielsweise der Anpassung einer CPAP-Therapie. Die Betreuung erfolgt während des Aufenthaltes in einem akkreditierten Schlaflabor durch Schlafmediziner und fachlich hoch-qualifiziertes Assistenzpersonal.
Im Bild oben: Dr. Reinhard Zimmermann im Schlaflabor mit einer Patientin