Hätte die Versorgungskette nicht so optimal funktioniert und das Team der Plastischen Chirurgie und Handchirurgie am Krankenhaus Landshut-Achdorf so schnell mit der schwierigen Operation beginnen können, müsste ein zehnjähriger Junge aus dem Landkreis Erding heute ohne seinen linken Ringfinger auskommen.
Durch einen unbeabsichtigten Treffer mit einer Axt wurde dem Jungen bei Arbeiten an seinem Baumhaus der linke Ringfinger nahezu vollständig amputiert, er hing nur mehr an einer kleinen Hautbrücke. Mit dem PKW wurde der Junge sofort ins Kinderkrankenhaus Landshut gefahren. Die Ärzte dort ließen den Jungen aufgrund der Schwere seiner Verletzung unverzüglich in die Handchirurgie am Krankenhaus Landshut-Achdorf einliefern.
Dort erkannte das Ärzteteam, dass zur Rettung des Ringfingers eine sofortige Operation notwendig war. Unverzüglich wurde zum laufenden OP-Programm ein zusätzlicher Notfalloperationssaal zur Verfügung gestellt, sodass bereits 20 Minuten nach dem Eintreffen des Zehnjährigen in der Notaufnahme des Krankenhauses Landshut-Achdorf die Operation beginnen konnte.
Der Chefarzt der Handchirurgie, Dr. med. Patrik Hartl und Oberarzt Dr. med. Hamid Reza Teymouri retteten gemeinsam mit dem Operationsteam in einem sechseinhalbstündigen Eingriff den linken Ringfinger, der am Grundglied schräg abgetrennt war. Knochen, Sehnen, Nerven und Blutgefäße des Fingers waren komplett durchtrennt. Die Schwierigkeit der Operation lag für die Ärzte darin, die Blutgefäße, die bei Kindern einen Durchmesser von weniger als einem Millimeter aufweisen, so zu nähen, dass wieder Blut durchfließen kann, um das Überleben des Fingers zu gewährleisten. Dazu verwendeten die Operateure Fäden, die weitaus dünner sind als ein menschliches Haar und arbeiteten mit bis zu 24-facher Vergrößerung unter dem Operationsmikroskop. „Hätte die Versorgungskette nicht so hervorragend funktioniert und hätten die Ärzte im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut aufgrund der engen Kooperation mit uns den Jungen nicht so schnell weiterverlegt, wäre der Finger verloren gewesen“, sagt Chefarzt Dr. med. Patrik Hartl.
Die Mikrochirurgie sei eine ganz eigene Welt, sagt Chefarzt Hartl, deshalb verblieb der Junge auch zur Überwachung für drei Tage auf der Intensivstation und später auf der Normalstation am Krankenhaus Landshut-Achdorf. „Unser speziell handchirurgisch geschultes Team kann mögliche postoperative Durchblutungsstörungen sofort erkennen und erforderliche Maßnahmen in die Wege leiten.“ In diesem Fall waren weitere Maßnahmen aufgrund des guten Heilverlaufs nicht nötig. Der Junge zeigt bei der Nachbehandlung der linken Hand inzwischen deutliche Fortschritte. „Kinder haben ein viel höheres Regenerationspotential als Erwachsene. Er wird seine Hand wieder weitgehend normal benutzen können“, sagt der Chefarzt.
Der Junge und seine Eltern sind sehr froh, dass die Verletzung so gut heilt und er seinen Ringfinger behalten hat. In wenigen Tagen wird der Zehnjährige aus dem Krankenhaus Landshut-Achdorf entlassen und hofft, bald wieder in die Schule gehen zu können. Das Baumhaus bleibt jedenfalls vorerst stehen, ob er den geplanten Abriss jemals fortsetzen wird, bleibt abzuwarten.
Im Bild oben von links: Oberarzt Dr. med. Hamid Reza Teymouri und der Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Dr. med. Patrik Hartl, konnten den Ringfinger eines Zehnjährigen in einer sehr langwierigen und schwierigen Operation retten
Bildquelle: LAKUMED Kliniken