Am Sonntag, 17. Mai, lädt die Stadtbücherei zum letzten Mal vor der Sommerpause zu „Mitten ins Herz: Poesie und Musik im Dialog" ein. Im Mittelpunkt der Matinee um 11 Uhr im Lesecafé im Salzstadel stehen der österreichische Poet, Sprachkünstler und Übersetzer H.C. Artmann. - Heinz Oliver Karbus, Schauspieler und Regisseur und selber Österreicher stellt seinen berühmten Landsmann vor.
Dieser sei, so Karbus: „ ... für mich der letzte österreichische Poet ist und einer meiner absoluten Lieblingsdichter".
Artmanns Werke sind geprägt von einem experimentierfreudigen Surrealismus und einem vom Dadaismus beeinflussten Spiel mit der Sprache.
Martin Kubetz liefert die passende Musik zu den Gedichten und Texten und sorgt mit seinen Eigenkompositionen für den musikalischen Rahmen.
H.C. Artmann wurde am 12. Juni 1921 in Wien geboren, wuchs dort auf, besuchte die Volks- und Hauptschule und arbeitete drei Jahre als Büropraktikant. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kämpfte an der Ostfront. Er wurde mehrfach verwundet und desertierte dreimal, hielt sich schließlich bis Kriegsende in Wien versteckt. 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er als Dolmetscher tätig war.
1947 veröffentlichte Artmann erste Gedichte im österreichischen Rundfunk. Er gilt als Mitbegründer der „Wiener Gruppe", deren bekanntester Vertreter er bald wurde, von der er sich aber später distanzierte.
Von 1954 an unternahm er ausgedehnte Reisen durch ganz Europa. Artmanns erste Buchveröffentlichung machte ihn 1958 mit einem Schlag berühmt. „Mit ana schwoazzn Dintn" wurde – bei moderner Lyrik eher eine Ausnahme – zum
Bestseller. Seine Mundart-Experimente waren erfrischend und befreiten den Dialekt von betulicher Provinzialität. Aber seine Dialektgedichte waren nur eins von etlichen Sprach-Experimenten. Sein literarisches Werk hat viele Facetten. Außer Gedichten schrieb er Dramen, Hörspiele und Drehbücher, Reiseberichte sowie Possen und barocke Schwänke. Er betätigte sich außerdem als Übersetzer aus dem Dänischen, Englischen, Französischen, Niederländischen, Schwedischen und Spanischen und war ein engagierter Förderer und Mentor junger Schriftsteller.
1974 erhielt er den großen Österreichischen Staatspreis. 1991 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg verliehen. Der Dichter starb am 4. Dezember 2000 an Herzversagen.
Für den „sprachverliebten" Künstler H.C. Artmann hatten Worte eine „magnetische Masse, die gegenseitig nach regeln anziehend wirkt, sind gleichsam „sexuell", sie zeugen miteinander, sie treiben Unzucht miteinander. ... Ich bin der Kuppler und Zuhälter von Worten und biete das Bett." Man darf bei „Mitten ins Herz" im Mai Ungewöhnliches erwarten.
Karten für 7 Euro sind im Vorverkauf in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich. Vorbestellungen sind unter Telefon 0871/22878 möglich.