STANDORTFAKTOR DENKMAL. ZUR DENKMALKULTUR IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT hält Prof. Dr. Dietrich Erben am Sonntag, 22. November. um 17 Uhr im Skulpturenmuseum im Hofberg einen Vortrag - Eintritt frei.
Der Vortrag *Standortfaktor Denkmal* richtet das Augenmerk auf einen nach wie vor wenig behandelten Aspekt der Denkmalkultur im 19. und 20. Jahrhundert. In der Auseinandersetzung mit Denkmälern geht es normalerweise um die
Interessen, aus denen die einzelnen Monumente zustande kommen und um die visuellen Mitteilungen, die sie machen.
Denkmäler dienen jedoch nicht nur der Vermittlung von rationalem Wissen, sondern sind auch Generatoren von sinnlicher, über das Sehen hinausreichender Erfahrung und von affektivem Erleben.
Dies kann durch unterschiedliche Maßnahmen am Denkmal selbst gewährleistet werden, indem zum Beispiel Denkmäler in riesenhaften Dimensionen entworfen werden oder als Monumente, die im Inneren begehbar sind.
Das affektive Erleben kann aber auch durch den Umgebungsraum hergestellt werden, zum Beispiel die Funktionalisierung von Denkmälern als touristische Ausflugziele in mehr oder weniger spektakulärer landschaftlicher Umgebung. All dies kann auch Wissen konstituieren und erlebbar machen, meist entfalten aber die Denkmäler ein ganz anderes Eigenleben.
Sie sind Kristallisationspunkte von gezielt gesteuerten Erlebnisqualitäten. Der Dauerhaftigkeit des materiellen Bestandes steht die Flüchtigkeit des Erlebens gegenüber. Dieses Erlebnisangebot, das Denkmäler machen, steht nicht nur im Dienste der Politik sondern auch der kommerziellen Verwertbarkeit von politischer Ideologie. Beides schließt sich, so die Begründungen des Vortrags, zusammen im Begriff der Standortpolitik.
Prof. Dr. phil. Dietrich Erben hat seit 2009 den Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design an der Technischen Universität München inne. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Kunst- und Architekturgeschichte seit der Frühen Neuzeit.
Das Bild oben zeigt eine historische Postkarte mit einem Gasthaus zu Füßen des Kyffhäuserdenkmals. Es ist ein typisches Beispiel für die disparate Rezeptionsgeschichte deutscher Denkmale.