Als entschiedener Gegner meldete sich mehrmals Hans Eller zu Wort. Er schimpfte die 17 geplante Holzbauwohnungen "Baracken wie nach dem Krieg".
Landshut (18.04.2016) - Die von der Stadt Landshut und von der Regierung von Niederbayern heute, Montag, um 18 Uhr im Saal der Hauptfeuerwehrwache (Niedermayerstraße 6) organisierte Infoveranstaltung entwickelte sich schnell zu einer fast einstimmigen Protest-Veranstaltung gegen die 17 "Baracken", wie sich mehrere Diskutanten und auch Immobilienkaufmann Hans Eller ausdrückten. Diese Wohnungen im Park an der Maximilianstraße, unweit vom Gestüt des Reit- und Fahrvereins, missfallen den Anwohnern. An die 90 davon kamen heute zum Infoabend, den Oberbürgermeister Hans Rampf und Regierungspräsident Heinz Grunwald leiteten.
Mit dabei waren auch Fachleute aus dem Staatlichen Bauamt (Wittmann) und vom städtischen Bauamt (Doll) sowie Thomas Link, der Leiter der Stabsstelle Flüchtlinge in der Stadtverwaltung.
Die lebhafte, ja emotionale Versammlung dauerte gut zwei Stunden. Es prasselte Vorwürfe an die Verantworltlichen. Die Wohnanlage mit 11 Wohnungen zu je 90 Quadratmetern und sechs Wohnungen mit je 45 Quadratmetern wird in Holzbauweise zweistöckig in Hufeisenform auf den jetzigen Park errichtet. Die Art und Weise, wie dieses Projekt des Freistaats Bayern bisher durchgepeitscht wurde und die Holzbauweise, auch die Architektur gefällt den Anwohnern gar nicht.
Unter den Teilnehmern war auch OB-Kandidatin Prof Dr. Gabi Goderbauer-Marchner (Landshuter Mitte), die in einem Redebeitrag feststellte, dass der Stadtrat praktisch keinerlei Einfluss nehmen konnte. Der ebenso anwesende OB-Kandidat der Grünen, Stefan Gruber, schrieb zwar fleißig mit, meldete sich jedoch nicht zu Wort. Dies tat jedoch FDP-OB-Kandidat Alexander Putz, von Beruf Bauingenieur, der zu den Kosten des Wohnbaubauprojekts Fragen stellte. Die Gesamtkosten - wohl ca. 3 Mio. €uro - hat die Versammlung jedoch nicht erfahren. Hans Eller sprach in einem Redebeitrag - unwidersprochen - von 2.300 Euro pro Quadratmeter. Außerdem waren vom Stadtrat anwesend: Helmut Radlmeier, Hedwig Borgmann, Rudolf Schnur, Lothar Reichwein, Maximilian Götzer, Philipp Wetzstein, Dr. Maximilian Fendl, Hans-Peter Summer und Anke Humpeneder-Graf. Zum Ende kam auch noch Gertraud Rößl.
Das Propjekt soll so schnell als möglich durchgezogen werden. Schon im Herbst sollen die 17 Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge mit Dauerbleiberecht in Deutschland - davon gibt es in Landshut 226 - einziehen können, vor allem Familien mit Kindern. Die Wohnlage sei ideal. Beim Baugrund handle es sich im übrigen um ein mögliches Erweiterungsgebiet für das Gebäude der Regierung von Niederbayern. Von einem immerwährenden Park - der freilich sehr beliebt ist - könne da keine Rede sein.
Heinz Grunwald sprach von einem bayernweit vergleichsweise kleinen Wohnbauprojekt. Ein weiteres werde in Straubing realisiert. In ganz Bayern werden für ähnliche Vorhaben 70 Millionen Euro ausgegeben. Die Wohnlage sei nicht zuletzt deshalb so günstig, weil sich im nächsten Umfeld eine komplette Infrastruktur befinde: Einkaufsmöglichkeiten, ein neuer Kindergarten der Lebenshilfe sowie eine Grundschule, ebenso Apotheke, Sparkasse, Gaststätten - unter anderem das Nachtlokal "Pulverfass" - sowie eine gute Busanbindung.
Energisch wehrte sich Grunwald gegen die verächtliche Abqualifizierung des Wohnprojekts als "Baracken". Nein, es handle sich um gut ausgestattete, ansehnliche Wohnungen. Die dort einziehenden Familien würden erstmals in Deutschland in richtigen Wohnungen mit allen Sanitäreinrichtungen leben können. Sogar ein Hausmeister sei eingeplant. Niemand müsse sich fürchten. Eine Teilnehmerin war so mutig und meinte, dass mit diesem Projekt die Integration wohl am besten gelingen könne. Und der Regierungspräsident stellte am Ende sarkatisch fest: Überall in Niederbayern höre er, dass Flüchtlinge zwar willkommen seien, "nur nicht in der eigenen Nachbarschaft".
Am Fretiagnachmittag wird das Thema auch die öffentliche Vollsitzung der 44 Stadträte beschäftigen. Doch der Freistaat Bayern ist als Bauherr nicht auf dieZustimmung der Stadträte angewiesen. "Wir brauchen dringend Wohnungen und nochmals Wohnungen", so der Regierungspräsident zur immer noch prekären Situation gerade auch mit den anerkannten Flüchtlingen, die möglichst schnell in die Gesellschaft integriert werden sollen. Zu den 226 in Landshut kommen weitere 939 anerkannte Flüchtlinge im Landkreis hinzu, die ebenfalls dringendst Wohnungen benötigen. Integration ist eines der Lieblingsthemen des Regierungspräsidenten, der am Ende des Jahres - nach einem Jahr "Verlängerung" - in den Ruhestand geht. /hs