Nach einer Kabinettssitzung am Mittwoch hat die bayerische Staatsregierung dazu aufgerufen, Neuplanungen von Windkraftanlagen mit Blick auf eine mögliche Gesetzesänderung zurückzustellen. Der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Regensburgs Oberbürgermeister Hans Schaidinger, sprach in einer Erklärung von einem falschen Signal, dass der Freistaat Bayern mit seiner Gesetzesinitiative im Bundesrat zur Einführung von angemessenen höhenbezogenen Abstandsregelungen im Juli gesetzt habe.
„Die Regionalen Planungsverbände und die betroffenen Kommunen haben bereits wichtige Vorarbeiten geleistet und fertig abgewogene Planungskonzepte erarbeitet. Die Gesetzesinitiative und die Aufforderung zur Zurückstellung konterkarieren diese Vorarbeiten", wird Schaidinger in der Erklärung weiter zitiert.
Werkleiter Armin Bardelle sieht die Planungen der Stadtwerke Landshut für ein Windrad bei Weihbüchl wegen der Aufforderung des Freistaats zunächst nicht gefährdet. „Wir halten uns an den geltenden Rechtsrahmen und die gültigen Verordnungen. So lange sich die nicht ändern, stützen wir uns darauf." Außerdem verweist Bardelle auf das Vollzugsschreiben von Umwelt-, Innen- und Wirtschaftsministerium vom 7. August 2013 hin, demzufolge bis zu einer Änderung der Gesetzeslage möglichst einvernehmliche Lösungen angestrebt werden sollen, bei denen auch Aspekte des Vertrauensschutzes berücksichtigt werden müssen.
Ende Juli votierte der Landshuter Stadtrat mit 29:7 Stimmen für einen Grundsatzbeschluss zu einer Windkraftanlage im Süden der Stadt. Der Standort ist der einzig mögliche für Landshut. Alle bisher beleuchteten Parameter bieten gute Voraussetzungen für den Bau einer solchen Anlage. Seit dem Grundsatzbeschluss werden die Planungen konkretisiert. Bei Erfüllung aller gesetzten Anforderungen gehen die Stadtwerke nach derzeitigem Stand davon aus, dass die Planungen auch in die Tat umgesetzt werden.
Landshut will bis 2037 so viel regenerative Energie erzeugen, wie die Stadt dann verbraucht. Seit Mitte vergangenen Jahres wird die Machbarkeit einer Windkraftanlage untersucht. Etwa 5,5 Mio. Euro würde das Windrad mit einer Nabenhöhe von etwa 140 Metern und Rotorblättern von etwa 60 Metern Länge kosten. Bei einem jährlichen Ertrag von 6 bis 7 Mio. kWh, von dem ausgegangen wird, könnte es bei einem Verbrauch von 3.500 kWh rein rechnerisch zwischen 1.700 und 2.000 Haushalte mit regenerativem Strom versorgen.
Neben der Wirtschaftlichkeit betrachteten die Stadtwerke insbesondere den Einfluss auf das Landschaftsbild. Deswegen beauftragten sie eine Firma einen Ballon mit acht Metern Durchmesser auf 140 Meter steigen zu lassen. Der Umfang des Ballons entspricht etwa der Größe der Kanzel einer solchen Anlage. Der Ballon schwebte ein ganzes Wochenende am geplanten Standort, so dass sich die Bürger ein Bild machen konnten, aus welchen Perspektiven das Windrad zu sehen ist. Außerdem ließen sich maßstabsgetreue Fotomontagen mit einer Windkraftanlage anfertigen, bei der die 60 Meter langen Rotorblätter visualisiert werden konnten.
Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstitut „mindline energy" aus Nürnberg unter 402 Landshutern (bevölkerungsrepräsentativ gewichtet) ergab, dass die Akzeptanz für eine Weihbüchl innerhalb der Bevölkerung sehr hoch ist: 60 Prozent der Landshuter würde es gut bzw. sehr gut gefallen, wenn an der Stadtgrenze ein Windrad errichtet würde. 21 Prozent würden teils/teils daran Gefallen finden und 16 Prozent hießen es für weniger oder überhaupt nicht gut. „Die Windkraftanlage bei Weihbüchl wird in Landshut mehrheitlich unterstützt, da diese umweltfreundliche Art der Energieerzeugung vor Ort den Wünschen der meisten Bürger entspricht", stellte das Marktforschungsinstitut zusammenfassend fest.