Anfang 2014 hat der Behindertenbeirat der Stadt Landshut mit seiner konstituierenden Sitzung seine Arbeit aufgenommen. Nun ist fast Halbzeit in der dreijährigen Amtszeit des Beirats. Hat seine Stimme in den politischen Gremien Gewicht?
Was hat sich für behinderte Menschen in der Stadt getan? Zu diesen und weiteren Fragen haben sich Mitglieder aus Fraktion und Vorstand der Landshuter Mitte (LM) mit Vertretern des Behindertenbeirats getroffen. Es gibt bereits einige wichtige Beschlüsse und viele weitere Ideen des Behindertenbeirats. Ein Anliegen, das deren 1. Vorsitzender Stefan Tutsch der LM besonders mit auf den Weg gab: Die Stadträte mögen ein Auge darauf haben, dass die Beschlüsse des Behindertenbeirats auch umgesetzt würden.
Im Bild von links Hans-Peter Summer, Harald Knips, Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Mrchner
LM-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner verstand diese Botschaft gut. „Eine behindertenfreundliche Stadt ist uns ein großes Anliegen", betonte sie. Sie selbst habe eine Großmutter im Rollstuhl gehabt, sagte sie und erinnerte sich gut an einen Zeitungskommentar, den sie vor 25 Jahren verfasst habe, dass Landshut eben keine behindertenfreundliche Stadt sei. Bis heute habe sich manches, aber nicht viel geändert.
Das Thema „Bordsteinkanten", damals bereits thematisiert, ist heute immer noch ein Thema. So gibt es einen Beschluss des Behindertenbeirats, man solle an bestimmten Stellen in der Altstadt glatte Übergänge schaffen – ähnlich wie es einen solchen bereits beim Heilig-Geist-Spital gibt. Konkret geht es nun um fünf Übergänge in der Altstadt an Stellen, an denen die größte Frequenz sei – und dies solle geschehen nach Abschluss der Verlegung der Fernwärmeleitungen. Dass am Ende auch genau diese fünf Übergänge kämen – und nicht nur ein einziger -, das sei für den Beirat wichtig, betonten Tutsch und sein Stellvertreter Jürgen Haak bei dem Gespräch.
Ebenso verbesserungswürdig betrachtet der Beirat die Situation am offenen Parkplatz auf der Mühleninsel. Auch hier müsse eine rollstuhlfreundliche Überquerung möglich sein. Gleichzeitig formulierten die Vertreter des Behindertenbeirats die Bitte, dass die Stadtverwaltung regelmäßig kontrolliere, ob die Kennzeichnung der Behindertenparkplätze in der Stadt gut erkennbar sei oder ausgebessert werden müsse.
Genauso aufmerksam beobachten Tutsch und Haak die Diskussionen um die künftige Pflasterung der Neustadt. Dies müsse – rollstuhlfreundlich – ein glatt geschnittener Granit sein. Auch in Deggendorf sei eine solche Lösung gefunden worden, bisher nach seinem Wissen ohne Beschwerden, sagte Tutsch. Die LM-Mitglieder begrüßten dies, wiederholten in diesem Zusammenhang auch ihre Forderung, solche Steine müsse es auch im Bayerwald und eben nicht aus China geben. Die Fraktion hatte dazu auch einen entsprechenden Antrag gestellt.
Stefan Tutsch berichtete noch von einem weiteren Beschluss des Behindertenbeirats aus dem Jahr 2014, der umgesetzt werden sollte: So soll nach dem Willen des Gremiums an neuralgischen Stellen, an denen Einsatzwägen (Feuerwehr, Krankenwägen u.ä.) fahren, an Ampelanlagen optische Signale für Gehörgeschädigte angebracht werden.
Ein weiteres Anliegen stellte der Behindertenbeirat den LM-Vertretern vor, unter ihnen neben der Fraktionsvorsitzenden Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner auch die Stadträte Hans-Peter Summer und Dr. Maria E. Fick sowie die Vorstandsmitglieder und Arbeitsgruppen-Sprecher Ulrike Aigner, Kerstin Catana (beide AG Soziales) und Harald Knips (AG Wirtschaft): Tutsch und Haak wünschen sich im Landshuter Theaterzelt eine Induktionsanlage für Hörgeschädigte. Eine solche Anlage ermögliche, erläuterte Tutsch, Schall durch Induktionen weiterzugeben an dafür entsprechend ausgerichtete Hörgeräte. Heute habe nahezu jedes vernünftige Theater solche Anlagen. Hans-Peter Summer berichtete von seinen Erfahrungen von einer solchen Einrichtung, wie sie zum Beispiel im neuen Pfarrheim vom St. Wolfgang installiert sei. Man wolle an der Sache dranbleiben, sagte Summer.
Dies und weiteres will der Behindertenbeirat bei seiner nächsten Sitzung am 8. Juli besprechen und beschließen. Der Behindertenbeirat erhofft sich in dieser Sitzung eine rege Beteiligung der Öffentlichkeit. Ein weiteres künftiges Projekt des Behindertenbeirats ist, wie Tutsch und Haak informierten, eine Landshuter Behinderten-Broschüre. Diese soll „eine Positivliste" werden, die behindertengerechte Einkaufsmöglichkeiten, Gastwirtschaften, Hotels, Behörden und vieles mehr aufzeigt und Menschen mit Behinderungen künftig als Orientierungshilfe dient.
Im Bild ganz oben: Diskutierten über Themen, um Landshut behindertenfreundlicher zu machen. Von links Dr. Maria E. Fick, Karita und Jürgen Haak, Kerstin Catana und Stefan Tutsch.