Am Sonntagabend fanden sich zahlreiche Interessierte im Gasthaus zur Insel ein, um aus erster Hand einen aufschlussreichen Bericht über die negativen Folgen des Uranabbaus zu bekommen. Das Landshuter „Bündnis für Atomausstieg“ (BüfA) konnte zusammen mit dem ÖDP-Kreisverband Landshut die tansanische Juristin Flaviana Charles auf ihrer zweiwöchigen Tour durch Europa für einen Abstecher in Landshut als letzte Station gewinnen.
Eingangs gab Martin Kurz einführende Erläuterungen zum Thema.
Er ist ein engagierter Mitstreiter bei „Uranium-Network“, einer Organisation, die seit 7 Jahren die einheimische Bevölkerung Tansanias in ihrem Kampf gegen die negativen Auswirkungen des Uranabbaus unterstützt.
Martin Kurz berichtete, dass die tansanische Regierung mehreren russischen, chinesischen und australischen Minenunternehmen Lizenzen zur Exploration mittels Bodenproben genehmigte. In Tansania beträgt der Urangehalt es Erzes nur 0,01%, wodurch die Rentabilität eines Uranabbaus durchaus in Frage gestellt werden muss. Anhand von Bildern erklärte er den Aufbereitungsprozess von der Entnahme des uranhaltigen Erzes über die Extraktion des Urans, der Weiterverarbeitung dieses sogenannten „Yellow Cakes“ bis hin zur Produktion von Brennstäben. Er verdeutlichte dabei die Problematik der immensen Mengen radioaktiver „Tailings“, feinkörniger Rückstände aus der Aufbereitung des Uranerzes.
Ein Zuhörer brachte diese gefährliche Landverschwendung in einen anschaulichen Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk Isar 2, das pro Jahr ca. 24 Tonnen Uran benötigt. Bei einem Urangehalt von 0.01% bedeute dies, dass allein der Betrieb des Landshuter Atomkraftwerks jährlich 240.000 Tonnen radioaktiv verstrahltes Abraummaterial verursache. Ähnlich wie beim Fracking würden Chemikalien eingesetzt, wodurch tansanische Reisbauern bereits Hauterkrankungen erlitten.
Neu dürfte für die Zuhörer auch gewesen sein, dass die Renaturierung deutscher Abraumhalden aus DDR-Zeiten den Steuerzahler Milliarden von Euros kosten, wobei aber auch danach die Gefahr einer späteren radioaktiven Strahlung nicht ausgeschlossen werden kann. In Tansania werden wahrscheinlich erst gar keine Versuche einer Renaturierung in Aussicht gestellt.
Danach berichtete Flaviana Charles von ihrer Aufgabe als Anwältin beim „Legal Human Rights Center“, einer gemeinnützigen Organisation, die versucht, der unter Einschüchterung und Rechtsbruch leidenden mittellosen Bevölkerung bei der Regierung und auch international Gehör zu verschaffen. Den Menschen würden leere Versprechungen auf Wohlstand und Arbeitsplätze gemacht, während man die gesundheitlichen Gefahren ausklammere. Besorgte Bürger würde man beschwichtigen oder ihnen gar vorwerfen, die wirtschaftliche Entwicklung zu bremsen. Neben der gesundheitlichen Bedrohung sei auch die Zerstörung von Naturschätzen unverantwortbar. So hätte ein russisches Unternehmen ausgerechnet im Selous-Nationalpark uranhaltiges Erz entdeckt, dessen Abbau die Zerstörung dieses einzigartigen großen Naturschutzgebiets mit sich brächte. Die mutige Anwältin berichtete davon, wie sie durch Überwachungsmaßnahmen bis hin zu Morddrohungen zum Schweigen gebracht werden sollte. Sie betonte aber, dass sie sich von ihrem Kampf als „Voice for the Voiceless“, nicht abbringen ließe, da die Bevölkerung dringend Rechtsbeistand benötige, um ihre Felder als Existenzgrundlage behalten zu können.
Nach dem aufrüttelnden Vortrag stellten die Zuhörer viele Fragen zur politischen und energiewirtschaftlichen Situation in Tansania. Ebenso wurde über die konkrete Frage diskutiert, wie wir als Bürger eines Landes, in dem dieses Uran zur Stromerzeugung gebraucht wird, den Betroffenen beim Kampf gegen den Uranabbau helfen können.
Stadträtin Christine Ackermann regte am Ende des Vortrags an, für die Arbeit der mutigen Anwältin eine Spende einzusammeln, so dass sich Flaviana Charles am Ende ihres Referats für ein gefülltes Spendenkörbchen bedanken konnte.