Am Montag (7.12.) nominieren die Landshuter CSU-Mitglieder im Bernlochnersaal um 19 Uhr ihren Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters am 9. Oktober 2016. Der Stimmkreisabgeordnete Helmut Radlmeier (49), auch Stadtrat und seit 2009 Vorsitzender der Landshuter CSU in der Nachfolge von Ex-MdB Dr. Wolfgang Götzer, ist aller Voraussicht nach der einzige Kandidat. Die CSU hat allein im Stadtrat de fakto drei Gruppierungen:
Neben der CSU-Fraktion (14 Mitglieder) sind das auch vier CSU-Stadträte in der fünfköpfigen Fraktion der Landshuter Mitte und ein Stadtratsduo in der Fraktion Junge Liste/BfL. Nein, Geschlossenheit einer Partei sieht anders aus. Selbst die CSU-Fraktion mit Rudolf Schnur an der Spitze stimmt nur selten geschlossen im Rathaus ab.
Wie wirkt sich dieser schwierige Zustand bei der Nominierung des OB-Kandidaten aus? Werden die offenen und verdeckten parteiinternen Gegner von Radlmeier zur Nominierungsversammlung kommen? Wie viele CSU-Mitlglieder aus dem über 200 Mitglieder starken Verein Landshuter Mitte werden an der geheimen Wahl mitwirken? Wie verhalten sich die CSU-Mitlgieder aus den Reihen der Jungen Union? Wie die Mitglieder der Jungen Liste? Deren Neu-Stadtrat Thomas Haslinger (29) hat ja am 24. März noch Radlmeier den CSU-Vorsitz in einer Kampfabstimmung streitig gemacht. Damals kamen über 300 CSU-Mitglieder in den Bernlochnersaal.
Man kann davon ausgehen, dass Oberbürgermeister Hans Rampf den stimmberechtigten CSU-Mitlgliedern Helmut Radlmeier zur Wahl als OB-Kandidat vorschlagen wird. Kein Zweifel. Er ist sein Wunsch-Kandidat. Rampf hat ihn schon mit einer flammenden Rede am 24. März zur Wiederwahl als Parteichef empfohlen. Ein OB-Kandidat Radlmeier kann im Wahlkampf sicher mit der vollen Rückendeckung des amtierenden Rathauschefs rechnen.
Da wird ja spannend, denn der OB-Kandidat der Grünen, Stefan Gruber (43), wird wohl hundertprozentig vom 2. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner unterstützt und der 3. Bürgermeister Erwin Schneck von den Freien Wählern könnte der beste Wahlkampfhelfer für die OB-Kandidatin der Landshuter Mitte, Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner (55), werden, wenn sie denn tatsächlich antritt. Schneck verdankt ja seine überraschende Wahl zum 3. Bürgermeister nicht zuletzt den fünf LM-Stadträten.
Helmut Radlmeier will nach eigener Bekundung die OB-Kandidatur mit "großer Freude" antreten. Sein Wahlergebnis wird am Montagabend zuvorderst auch vorn seiner eigenen Bewerbungsrede abhängen. Kann er thematisch Akzente setzen, kann er Emotionen wecken, Siegeszuversicht verbreiten? Bei den Haushaltsberatungen hat sich Radlmeier während der sechstündigen Plenarsitzung am Freitag nicht ein einziges Mal zu Wort gemeldet.
OB-Kandidaten sind ganz besonders gefordert, da spiellt die Partei die geringere Rolle. Die Person, die Qualifikation der Kandidaten steht im Focus der erstmals über 50.000 wahlberechtigen Landshuter/innen.
Nach dem heutigen Stand der Dinge wird es mindestens fünf OB-Kandidaten bzw. OB-Kandidatinnen geben, so von der CSU, den Grünen, der SPD (eine Kandidatin), der Landshuter Mitte (eine Kandidatin) und von der FDP (wohl Parteichef Alexander Putz, 52). Bei den Freien Wählern geht die Tendenz, wie man hört, in Richtung Unterstützung der LM-Kandidatin. Die ÖDP wird die Chance zur Profilierung als politische Kraft wohl wieder nicht nutzen. Die Bayernpartei ist nach den "Njet" von Stadtkämmerer Rupert Aigner durchaus zu einer neuen Überraschung fähig. Die in Umfragen bei bis zu 10 Prozent gehandelte AfD (Alternative für Deutschland) könnte mit einem OB-Kandidaten noch kommen und ebenso erneut, wie schon 2010, die Linke.
Und fragt man Insider aus verschiedenen Parteien nach den Wahlchancen, so wird diesmal nicht ausgeschlossen, dass beim ersten Wahlgang am 9. Oktober keiner und keine der fünf bis acht Kandidaten bzw. Kandidatinnen die 50 Prozent-Hürde schafft. Bei einer danach fälligen Stichwahl ist dann durchaus eine Überraschung möglich. So war es im März 2014 in Dachau, wo bei der Stichwahl der erst 27-jährige SPD-Kandidat den 47-jährigen Kandidaten der CSU überraschend klar mit 54 Prozent schlagen konnte, obwohl er im ersten Wahlgang nur 26 Prozent erzielt hatte. /hs